Dräger: Größtes Standortkonzept der Geschichte umgesetzt
Als Mitte 2004 seitens der Drägerwerk AG Überlegungen bekannt wurden, dass der Standort Lübeck der Dräger Medical AG & Co. KG auf dem Prüfstand steht, hat die Hansestadt Lübeck zusammen mit der Landesregierung ein umfangreiches Maßnahmenpaket zum Erhalt des Standortes an der Moislinger Allee geschnürt. Der überwiegende Teil dieses „größten Standortsicherungskonzeptes in der Geschichte der Hansestadt Lübeck“ ist mittlerweile erfolgreich umgesetzt worden, sagte Bürgermeister Bernd Saxe heute anlässlich der Übergabe eines Bewilligungsbescheides des Landes an den Vorstandsvorsitzenden der Drägerwerk AG Stefan Dräger und den Dräger Medical Vorstandsvorsitzenden Dr. Wolfgang Reim. Bei diesem Termin schilderte Saxe, welchen Beitrag die Hansestadt geleistet hat, um diesen bedeutenden Arbeitgeber in Lübeck zu halten.
Unverzüglich nach Bekannt werden der Pläne von Dräger stellte Saxe eine Task Force aus Mitarbeitern der Bauverwaltung, des Bereiches Liegenschaften und der Wirtschaftsförderung zusammen, an der auch ein Vertreter des Kieler Wirtschaftsministeriums teilnahm. Die Task Force erstellte innerhalb kurzer Zeit in enger Abstimmung mit Dräger ein Standortsicherungskonzept. Die Umsetzung dieses Standortsicherungskonzeptes wurde unter der Projektleitung von Lübecks Bausenator Franz-Peter Boden in den zuständigen Abteilungen der Stadtverwaltung, insbesondere den Bereichen Stadtplanung, Verkehr und Liegenschaften, mit höchster Priorität vorangetrieben.
„Alle Terminvorgaben zum Verfahren und zur Durchführung der Baumaßnahmen konnten nicht nur eingehalten, sondern sogar vorgezogen werden“, erläuterte Saxe. So wird das Teilstück der Finkenstraße bereits am 4. Januar 2006, und damit sechs Monate früher als geplant, an Dräger übergeben. Die Entwidmung der Finkenstraße, der Verkauf eines Teils dieser Straße sowie weiterer städtischer Flächen an Dräger gehören zu den wichtigsten Voraussetzungen, um Dräger Medical den Erhalt und Ausbau seines Standortes an der Moislinger Allee zu ermöglichen.
Saxe: „Uns allen war klar: Dräger Medical ist von enormer Bedeutung für Innovation, Wachstum und Beschäftigung in der Region. Eine Standortverlagerung wäre einem Todesstoß für die wirtschaftliche und finanzielle Entwicklung der Stadt gleichgekommen. Stadt und Land zogen hier an einem Strang, um alles dafür zu tun, Dräger Medical am Standort Lübeck zu halten. Dass wir es geschafft haben und den heutigen Tag erleben dürfen, ist das vielleicht schönste Weihnachtsgeschenk für die Hansestadt Lübeck.“
Bis es soweit war, waren umfangreiche Vorarbeiten notwendig: Um die Verkehrsführung der Moislinger Allee und der Lachswehrallee in ihrer Leistungsfähigkeit zu optimieren, musste der Ausbau dieser Straßen und der verkehrsgerechte Umbau des Knotenpunktes mit der Lachswehrallee vorbereitet werden. Vorangegangen war eine verkehrstechnische Machbarkeitsstudie, in der ab Frühjahr 2004 ermittelt wurde, welche Auswirkungen eine Teilschließung der Finkenstraße für den öffentlichen Verkehr hat. Anschließend starteten Entwurfsplanung und Verhandlungen für den Straßenausbau und die Aufhebung von Kleingärten. Zudem wurde ein Bebauungsplan- und Flächennutzungsplanänderungsverfahren eingeleitet, um die von Dräger Medical vorgesehene Bebauung der Kleingartenanlage des Vereins Lachswehr Finkenberg zu ermöglichen.
Damit wurde das vorbereitet und umgesetzt, was zuvor von Stadt, Land und Unternehmen in Verhandlungen am 11. Oktober 2004 verabredet wurde. Das Standortsicherungskonzept enthielt einen verbindlichen Zeit- und Maßnahmenplan. Mitte Dezember 2004 gab Dräger dann die Entscheidung bekannt, den Standort Lübeck einschließlich der Fertigung zu erhalten.
„Der Name Dräger ist wie Marzipan und Holstentor eng mit der Hansestadt Lübeck verbunden und ein Aushängeschild der Stadt und des Landes in der Welt. Mit der neuen Firmenzentrale setzt Dräger Medical ein eindrucksvolles Zeichen für den Technologie- und Wirtschaftsstandort Lübeck,“ so Saxe. „Ein Aspekt für den Verbleib in Lübeck ist dabei nicht zu unterschätzen – die Nähe zur Universität und Fachhochschule zu Lübeck als ausgewiesene Kompetenzpartner im Bereich der Medizintechnik“, ergänzte der Bürgermeister.
Ein wesentlicher Punkt des Standortkonzeptes betrafen Grundstücksfragen: So wurden allein im Abschnitt der Moislinger Allee von der Finkenstraße bis zur Lachswehrallee 19 Grundstückskaufverträge geschlossen, um Flächen für den Straßenausbau zu erhalten. Erreicht wurde das durch intensive Verhandlungen, wobei teilweise Gespräche mit Grundstückseigentümergemeinschaften von bis zu 20 Einzelpersonen geführt werden mussten. „Es ist daher wirklich eine besondere Leistung des Bereiches Liegenschaften, innerhalb derart kurzer Zeit so viele schwierige Grundstücksfragen gelöst zu haben“, betonte Saxe. Dazu zählt auch die Aufhebung von 14 Parzellen des Kleingartenvereins Lachswehr Finkenberg und des Mietvertrages mit dem Lübecker Motorboot Club. Zudem musste mit dem Verein Lachswehr Wasserfahrer durch die Einziehung des Schwarzen Weges über einen neuen Zugang verhandelt werden.
Auch diese, sehr kooperativ geführten Gespräche wurden erfolgreich abgeschlossen: Der neue Schwarze Weg für Fußgänger und Radfahrer ist derzeit im Bau. Er führt von der Lachswehrallee, neben dem dortigen Restaurant, hinter dem Dräger Forum vorbei bis zum Finkenberg in Höhe der Lilienstraße.
„Unser Dank gilt auch den Kleingärtnern und Wassersportlern für ihr kooperatives Handeln, die den Ernst der Lage für den Wirtschaftsstandort Lübeck sofort erkannten und uns ihre Unterstützung zusagten,“ so Saxe.
Seit wenigen Tagen ist auch der umfangreiche Grundstückskaufvertrag mit Dräger abgeschlossen: Die Drägerwerk AG erwirbt insgesamt rund 18.000 Quadratmeter von der Hansestadt Lübeck. Darin enthalten sind das Teilstück der Finkenstraße, der alte Schwarze Weg und Teile der früheren Kleingartenanlage und Flächen der Wassersportvereine.
Die finanziell größten Anstrengungen der Hansestadt Lübeck und die zeitlich engsten Vorgaben zur Standortsicherung betreffen den Straßenausbau: Die geschätzten Gesamtkosten für den ersten Bauabschnitt, den Ausbau des Knotenpunktes Moislinger Allee/Lachswehrallee sowie der Moislinger Allee zwischen Töpferweg und dieser Kreuzung und den zweiten Bauabschnitt bis zum Lindenplatz betragen insgesamt rund 11,5 Millionen Euro. Das Land unterstützt diese Investition durch Fördermittel in Höhe von gut 7,5 Millionen Euro.
Begonnen wurde mit dem ersten Bauabschnitt (1. BA) im Bereich des Knotenpunktes Moislinger Allee/Lachswehrallee im Juli 2005. Von dort aus wurden die Arbeiten Richtung Töpferweg weitergeführt. Seit Oktober 2005 schließt sich der Abschnitt zwischen der Lachswehrallee und dem Ende des 1. BA auf Höhe der Moislinger Allee 17/22 an. Der 1. BA wird voraussichtlich im Januar 2006 fertiggestellt sein.
Der Beginn der Bauarbeiten im 2. BA ist für das kommende Jahr vorgesehen. Sie werden rund neun Monate dauern und die Moislinger Allee bis zum Lindenplatz auf einer Länge von rund 350 Metern vierspurig ausbauen.
Saxe betonte, dass das Baudezernat der Hansestadt Lübeck exzellente Arbeit geleistet habe, das in enger Abstimmung mit Dräger in kürzester Zeit die notwendigen planerischen und baurechtlichen Voraussetzungen für den Straßenbau und den Standort des neuen Medical Headquarters schuf.
Lübecks Bürgermeister dankte abschließend dem Land für seine großzügige Unterstützung und vor allem der Drägerwerk AG und Dräger Medical für ihr Vertrauen in den Standort Lübeck. +++