1. Rammschlag am Seelandkai – Inbetriebnahme im Frühjahr 06
Staatssekretärin Karin Wiedemann aus dem Kieler Wirtschaftsministerium hat heute Mittag gemeinsam mit Lübecks Bürgermeister Bernd Saxe, Bausenator Franz-Peter Boden sowie dem Geschäftsführer der Lübecker Hafen-Gesellschaft mbH, Hans-Gerd Gieleßen, den 1. Rammschlag für den Ausbau des Seelandkais ausgelöst. Der Seelandkai, auf einer rund 20 Hektar großen Fläche der früheren Flenderwerft gelegen, soll innerhalb des nächsten halben Jahres zu einem leistungsfähigen Hafen für ConRo-Verkehre ausgebaut werden. Bauherren der rund 27 Millionen Euro teuren Baumaßnahme sind die Hansestadt Lübeck und die Lübecker Hafen-Gesellschaft mbH (LHG). Das Terminal wird bereits zum Frühjahr 2006 seinen Betrieb aufnehmen.
Anlässlich des Baubeginns sagten Saxe und Boden: „Heute ist wieder ein großer Tag für den Hafenstandort Lübeck, der dazu beiträgt, unsere führende Wettbewerbsposition als Europas größtem Fährhafen weiter auszubauen. Der Rammschlag ist auch ein Beleg dafür, dass wir die Marktchancen des wirtschaftlich boomenden Ostseeraums konsequent nutzen, von denen die ganze Region profitiert.“ Und LHG-Geschäftsführer Hans Gerd Gieleßen betonte: „Lübeck erweist sich damit erneut als Hafenstandort, der bereits heute die Anforderungen der Zukunft erfüllt."
Den deutlich und schnell wachsenden Gütermengen im Finnlandverkehr wird durch die zügige Inbetriebnahme des Seelandkais Rechnung getragen. Die LHG reagiert gleichzeitig auf eine für die deutschen Ostseehäfen neuartige Entwicklung der Schifffahrt, rollende Ladung wie Lkw und Trailer im RoRo-Verfahren (roll on roll off) und Container im LoLo-Verfahren (lift on lift off) kombiniert auf einem Schiff zu transportieren und umzuschlagen. Die Reederei Transfennica lässt eigens für diese ConRo-Verkehre neue Schiffe bauen, die zeitgleich mit der Inbetriebnahme des Terminals den Seelandkai im Linienverkehr anlaufen werden.
„Die Hafenwirtschaft ist eine der bedeutendsten Wachstumsbranchen unser Stadt“, führte Saxe aus. „Mit dem laufenden Ausbau des Skandinavienkais und nun mit dem Seelandkai schafft die Hansestadt Lübeck die Voraussetzungen für weiteres Wachstum und die Schaffung neuer Arbeitsplätze. Der Baubeginn zeigt aber auch, dass Stadt und LHG äußerst flexibel und zügig auf geänderte Kundenwünsche eingehen können.“
Für den Bau des Seelandkais lag bereits ein bestandskräftiger Planfeststellungsbeschluss vor, der innerhalb weniger Monate im Rahmen einer sogenannten Planänderung an die neuen Marktanforderungen angepasst wurde. Senator Boden ergänzte: „Mit der Entwicklung dieses Standortes für Hafenzwecke wird der vorletzte Baustein des von der Lübecker Bürgerschaft 1996 beschlossenen Hafenentwicklungsplans umgesetzt. Nachdem auch der Schlutupkai in den letzten Jahren fast vollständig ausgebaut wurde, ist bei weiterem Wachstum eine großflächige Erweiterung der öffentlichen Hafenanlagen nur noch im Bereich der Teerhofsinsel möglich.“
Für den Ausbau des Seelandkais werden von der Hansestadt Lübeck und der LHG in der aktuellen Baustufe rund 18,8 Millionen Euro in die Infrastruktur (überwiegend Kaianlagen für drei Schiffsliegeplätze, Flächenbefestigung, Gleisanlagen für den kombinierten Verkehr) sowie 8,5 Millionen Euro in die Suprastruktur (Containerbrücken, Bürogebäude, Gatebereich, Sozialgebäude) investiert. Nach der Inbetriebnahme werden am Seelandkai bis zu 100 Arbeitsplätze gesichert, beziehungsweise neu geschaffen.
Der ConRo-Liegeplatz wird eine Länge von 290 Meter haben und mit einer festen RoRo-Rampe am westlichen Ende versehen. Die Kaimauer besteht aus einer Spundwand mit dahinterliegenden Ortbetonrammpfählen und einem Betonholm für die wasserseitige Kranbahnschiene. Die landseitige Kranbahnschiene wird auf einem Kranbahnbalken, der auf Ortbetonrammpfählen gegründet ist, montiert. Die Spurweite beträgt 18 Meter für die für Containerumschlag üblichen Containerbrücken. Der zweite Liegeplatz erhält einen rund 200 Meter langen Dalbensteg und ebenfalls eine feste RoRo-Rampe. Der dritte Liegeplatz mit rund 150 Meter Länge entsteht an dem vorhandenen ehemaligen Werftausrüstekai. In dieser Baustufe werden rund sieben Hektar Terminalfläche befestigt und 1000 Meter Gleise für den Weitertransport der Güter per Bahn verlegt. Das Gate mit den Abfertigungsanlagen und dem Sozialgebäude entsteht zwischen der Seelandstraße und dem Hafenbahngleis.
Das Gelände wurde ursprünglich durch die Flenderwerft genutzt und im Rahmen von betrieblichen Rationalisierungsmaßnahmen stufenweise stillgelegt. Mit der Entscheidung der Bürgerschaft der Hansestadt Lübeck vom 22. Juni 1995, den von ihr angekauften Teil des Flender-Geländes für Hafenzwecke zu nutzen, fiel seinerzeit der Startschuss für die konkrete Planung des Seelandkais. Für den Standort spricht insbesondere die hervorragende Verkehrsanbindung an das Straßennetz (BAB1, BAB 226, B 75), das Schienennetz und das europäische Binnen-Wasserstraßen-System. Eine vollständige Nutzung des etwa 20 Hektar großen Hafenareals an der Seelandstraße wird bedarfsgerecht in mehreren Ausbaustufen erfolgen.
Besonderer Abstimmungsbedarf ergab sich durch den Bau des unter dem Seelandkai laufenden Herrentunnels und dem anstehendem Abbruch der unmittelbar angrenzenden Herrenbrücke. Auch der Hafenbetrieb auf den benachbarten Terminals CTL (HHLA) und der Hafenausbau der Firma Lehmann auf dem benachbarten ehemaligen Flendergelände mussten in den Genehmigungsverfahren berücksichtigt werden. Hierzu wurde am 17. August 2005 bereits eine Kooperationsvereinbarung zwischen der Stadt, der LHG, dem Land und der Firma Lehmann geschlossen.
Der Ausbau des Seelandkai zum ConRo-Terminal wurde im Juli 2005 genehmigt; die endgültige Betriebserlaubnis wird für Anfang 2006 erwartet. Das Land hat für die Baumaßnahme eine Förderung von über 6,2 Millionen Euro in Aussicht gestellt.
„Nach dem Ende der Flenderwerft, des Metallhüttenwerkes und der Kraftwerke in Siems und Herrenwyk erlebt dieser Stadtbereich den Strukturwandel von einem Industriestandort zu einem neuen Standort für Hafenlogistik. Mit dem Rückbau der Herrenbrücke ergibt sich langfristig die Perspektive, längs der Trave vom Lehmannkai 1 über CTL (HHLA), dem Seelandkai (LHG) und dem Lehmannkai 2 (Firma Lehmann) bis hin zum Lehmannkai 3 einen weiteren großen Hafenstandort zu entwickeln. Das ist stadtplanerisch auch ein gelungenes Musterbeispiel für eine nachhaltige Folgenutzung von Industrieflächen“, sagte der für den Hafen- und Wasserbau zuständige Senator Boden.
Staatssekretärin Wiedemann sprachen Stadt und LHG ihren Dank für die großzügige Unterstützung und zügige Plangenehmigung der Landesregierung für diese wichtige Hafenbaumaßnahme aus. +++
Hinweis für die Medien: Einen Lageplan mit dem Terminallayout des Seelandkais können Sie unter folgendem Link abrufen: http://www.luebeck.de/aktuelles/files/lageplan_terminal_layout.pdf +++