Staatspräsident Chirac: Lübeck ist eine Perle Europas
Bundeskanzler Gerhard Schröder traf heute, am 2. Dezember 2004, mit dem französischen Staatspräsidenten Jacques Chirac zu einem informellen Meinungsaustausch in Lübeck zusammen. An dem Gespräch nahmen auch Außenminister Joschka Fischer und der französische Außenminister Michel Barnier teil. Das Treffen war die 21. Begegnung im Rahmen der regelmäßigen Zusammenkünfte, die Anfang 2001 zwischen den beiden Staatschefs vereinbart worden waren.
Heide Simonis, Ministerpräsidentin des Landes Schleswig-Holstein, begrüßte die Gäste am Lübecker Flughafen Blankensee. Stadtpräsident Peter Sünnenwold und Bürgermeister Bernd Saxe empfingen die Spitzenpolitiker im Audienzsaal des Lübecker Rathauses, wo sich Chirac, Barnier, Schröder und Fischer in das Goldene Buch der Hansestadt eintrugen.
Chirac, Simonis, Sünnenwold und Schröder (v.l.) im Lübecker Rathaus |
„Seit Jahrhunderten gibt es vielfältige Beziehungen zwischen der Hansestadt Lübeck und Frankreich“, betonte Saxe in seiner Ansprache. Begonnen hätten diese mit dem lukrativen Weinhandel im 13. Jahrhundert. Lübeck erhielt damals das Weinhandelsmonopol und – so dankte der Bürgermeister Chirac im nachhinein - sei durch den französischen Wein reich und mächtig geworden. Doch auch die Kultur verbinde Lübeck und Frankreich. Beispielsweise sei die Marienkirche nach französischem Vorbild erbaut worden. Vielfältige stilgleiche Bauten im Ostseeraum folgten. Als Erinnerung an seinen Besuch in der Hansestadt überreichten Stadtpräsident und Bürgermeister dem französischen Staatspräsidenten einen dreiarmigen Lübeckleuchter sowie eine edle Flasche „Lübecker Rotspon“, ein in Lübeck gekelterter französischer Bordeauwein.
Rund eine Stunde dauerte das Gespräch zwischen Chirac, Barnier, Schröder und Fischer im Roten Saal des Rathauses. Wie bei derartigen informellen Gesprächen üblich, gab es keine fest vorgegebene Tagesordnung. In Vorbereitung des Gipfels am 16. und 17. Dezember in Brüssel war unter anderem der Beitritt der Türkei in die Europäische Union ein Gesprächsthema. Weitere Punkte waren die Verhandlungen mit Kroatien, der Stabilitäts- und Wachstumspakt der EU sowie die aktuelle Situation in der Ukraine, dem Irak und dem Nahen Osten.
Anschließend genossen die Politiker ein dreigängiges Menü im Restaurant „Wullenwewer“, absolvierten gemeinsam einen Rundgang durch das Buddenbrookhaus sowie einen Besuch des Lübecker Weihnachtsmarktes, wo Chirac und Schröder im dichten Gedränge Hände von Hunderten von begeisterten Bürgern schüttelten.
„Wir, der französische Staatspräsident und ich, sind sehr beeindruckt von der Herzlichkeit der Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt“, sagte der Bundeskanzler bei der abschließenden Pressekonferenz im Bürgerschaftssaal des Rathauses. „Lübeck ist eine der Perlen Europas und ich danke den Einwohnern für den wirklich herzlichen Empfang“, ergänzte Chirac. Er werde sich immer gern an diesen Besuch erinnern. Und so hatte er auch einen guten Rat für die anwesenden Schüler der Oberschule zum Dom, die als erste Fremdsprache Französisch lernen und von ihm wissen wollten, wie die deutsch-französische Freundschaft weiter vertieft werden könne. „Als erstes die Sprache lernen, damit man sich versteht“, antwortet Chirac. „Und viel wichtiger als wirtschaftliche, soziale und kulturelle Beziehungen sind das gemeinsame Streben nach Frieden und Demokratie. Der Rest kommt dann ganz von allein.“
Chirac und Fischer reisten am späten Nachmittag wieder ab. Bundeskanzler Schröder nahm einen weiteren Termin in Lübeck wahr: Zusammen mit der Ministerpräsidentin Heide Simonis verlieh er dem Schriftsteller Siegfried Lenz die Ehrenbürgerschaft Schleswig-Hosteins.+++