Saxe: “Konzentration der Hochschulmedizin statt Zentralismus”

Veröffentlicht am 26.01.2001

Saxe: “Konzentration der Hochschulmedizin statt Zentralismus”

Saxe: “Konzentration der Hochschulmedizin statt Zentralismus”

010085L 2001-01-26

Lübecks Bürgermeister Bernd Saxe hat heute beim gemeinsamen Neujahrsempfang der Universität zu Lübeck und des Universitätsklinikums Lübeck für die Bildung einer Medizin-Region Schleswig-Holstein Süd - MedRegioSüd - geworben. Damit reagierte Saxe offensiv auf Vorschläge der Landesregierung, die beiden Universitäts-Kliniken des Landes unter eine Leitung stellen zu wollen.

Die Gedanken der Landesregierung, so Saxe, wiesen als notwendige Orientierungspunkte für die Zukunftsentwicklung des Landes zwar in die richtige Richtung. Als jemand, der selbst mit nicht geringen Finanzproblemen zu kämpfen habe, wisse er, wie sehr die Haushaltssorgen drücken. Ihm sei auch bekannt, daß Schleswig-Holstein kostspielige Doppelangebote in der medizinischen Versorgung nur schwer verkraften könne. Es müsse aber die Frage erlaubt sein, ob die vorgeschlagene Rezeptur - Zusammenführung der Uni-Klinika unter eine Leitung - in Anbetracht der Diagnose und unter Berücksichtigung der definierten Ziele schon zu den gewünschten Ergebnissen führen würde.

Saxe wörtlich: “Mir leuchtet - mit Verlaub - nicht ein, was sich tatsächlich verbessert, wenn ein zentralisiertes Direktorium irgendwo im Lande zwei Kliniken leiten soll, die nicht nur 85 km auseinander liegen, sondern auch sonst bislang wenig miteinander zu tun hatten. Ich meine: Nicht Zentralismus ist der richtige Weg, sondern Konzentration.”

Für Lübecks Verwaltungschef bedeutet das: Konzentration der Hochschulmedizin an einem Standort. Dieser Standort könne nur die Hansestadt Lübeck sein. Denn Lübeck hat hierfür im Vergleich zu anderen Standorten beste Voraussetzungen. Saxe belegte das mit Beispielen: Die Universität Lübeck belege bei Vergleichen - Rankings - stets vordere Plätze. Die Universität Lübeck und das Universitätsklinikum befinden sich an einem ausbaubaren Standort, der für eine Zukunftsentwicklung - Stichwort Hochschulstadtteil - alle Voraussetzungen bietet. Die Universität Lübeck und das Klinikum agieren in einem hochinteressanten Umfeld aus 40 bis 50 Unternehmen der Medizintechnik- und Biotechbranche mit einem Umsatzvolumen von einer Milliarde Mark, die in Lübeck viele tausend Arbeitsplätze sichern, neue schaffen und über großes wettbewerbstarkes Know-how verfügen.

Lübeck habe, so führte der Bürgermeister aus, ein besonders gut geführtes Universitätsklinikum, “das einen exzellenten Beitrag zur medizinischen Forschung und zum Know-how-Transfer zwischen Medizin und Technik leistet und das im vergangenen Jahr Gewinne schreiben konnte. Kurzum: Vorstand und Mitarbeiter leisten herausragende Arbeit.”

Mit Blick auf Kiel sagte Saxe: “Die Christian-Albrechts-Universität hat zur Zeit neun Fakultäten. Wenn da eine abgebaut wird, stellt das nicht den Universitätsstandort insgesamt in Frage. Die Universität zu Lübeck verfügt über zwei Fakultäten. Wenn man da ´rangeht, eine Fakultät auszudünnen oder gar schrittweise abzubauen - und schon, wenn man nur sich anschickt, das Uni-Klinikum scheibchenweise zur Disposition zu stellen, - ist das das Ende des Standortes Lübeck. Und das würde auf erheblichen Widerspruch in unserer Stadt stoßen!”

Bürgermeister Saxe zeigte sich überzeugt, daß das Konzept “Konzentration statt Zentralismus” hervorragende Chancen bietet, die Ziele der Landesregierung und die der Hansestadt Lübeck durchzusetzen. Denn auch in der Region Lübeck müsse es das gemeinsame Ziel sein, Doppelangebote in der medizinischen Versorgung zu vermindern oder zu vermeiden, Kosten zu reduzieren und zugleich eine Krankenversorgung und Forschung auf hohem Niveau sicherzustellen.

Saxe forderte daher in seiner Rede: “Lassen Sie uns zu einer viel engeren Zusammenarbeit, ja zu einer Konzentration der Anbieter stationärer medizinischer Leistungen in der Region kommen.” Er schlug vor, die Universitätsklinik Lübeck mit den städtischen Krankenhäusern Süd und Travemünde unter einer Leitung zusammenzufassen, um eine enge Abstimmung der Angebote zur Vermeidung von Überangeboten und Mehrkosten zu erreichen.

So könne ein Nukleus für ein integriertes Konzept der regionalen Medizinversorgung zu bezahlbaren Preisen geschaffen werden: “Ein Nukleus, der selbstverständlich auch anderen Partnern in Lübeck und der Region zur Zusammenarbeit offen steht.”

Diesem Vorschlag gab Saxe einen einprägsamen Namen: Medizin-Region Schleswig-Holstein Süd - MedRegioSüd. “So heißt die Perspektive, die für ihre Umsetzung eine starke Medizinische Fakultät der Uni-Lübeck, ein Klinikum der Maximalversorgung und Krankenhäuser der Regelversorgung voraussetzt. Somit kann es uns gelingen, einen leistungsstarken Regionalverbund für Patienten- und Gesundheitsdienstleistungen aufzubauen, der den künftigen Stürmen gewachsen ist.” +++