Seit 1977 finden umfangreiche Ausgrabungen im Bereich des ehemaligen Burgklosters statt. Erste Besiedlungsspuren konnten bereits für die Jungsteinzeit nachgewiesen werden. Seit der Germanenzeit folgte eine lange Tradition von Befestigungsanlagen im nördlichsten Bereich des Lübecker Stadthügels. Der gewaltige Abschnittsgraben dieser Zeit wurde in slawischer Zeit durch eine mit Wall und Graben befestigte Burganlage ersetzt. Über neue Ergebnisse der Grabungen informierte am Donnerstag, 12. November,
Dr. Manfred Gläser, Leiter des Bereichs Archäologie.
Im Jahre 1143 wurde der Handelsplatz Liubice auf dem Stadthügel von Graf Adolf von Schauenburg neu gegründet. An Stelle der slawischen Burg wurde eine mächtige Befestigung errichtet, die die Hügelkuppe nach Norden, Osten und Süden sicherte. Der Westbereich wurde durch einen natürlichen Steilhang zur Trave geschützt. Innerhalb der Burganlage konnten drei Holzhäuser und ein Kastenbrunnen aus der Gründungszeit zugeordnet werden. Die Burganlage der deutschen Zeit diente nicht nur als Residenz des Statthalters, sondern kontrollierte gleichfalls einen von Lüneburg kommenden Fernhandelsweg, der einerseits an der Burg vorbei nach Mecklenburg führte, andererseits an einem Fährplatz westlich der Burg mündete. Während der dänischen Herrschaft (1201 - 1227) erhielt der Statthalter, Albrecht von Orlamünde, ein neues steinernes Palastgebäude innerhalb der alten Burg. Nach dem Sieg über die Dänen in der Schlacht bei Bornhöved stifteten die dankbaren Lübecker eine Klosteranlage, die an Stelle der Burg errichtet wurde.
Im Bereich des Burgklosters südlich des Beichthauses werden seit 1997 weitere Grabungen durchgeführt. In rund sieben Meter Tiefe konnten auf insgesamt 18 Quadratmetern der Eckbereich eines hölzernen Hauses und eine aus Backstein gesetzte Feuerstelle erfaßt werden. Der Hausgrundriß liegt mit 5,30 Metern über Normalnull am westlichen Steilhang des Burghügels knapp einen Meter über dem Straßenniveau des Handelsweges zur Trave (Straßenverlauf Kleine Altefähre). Auf der Lehmtenne des Hauses wurde gelebt und gearbeitet, so daß sich ein dicker Begehungshorizont ausbilden konnte. Die darin enthaltenen Funde belegen eine Nutzung des Hauses in den letzten Jahren des 12. Jahrhunderts.
Zudem wurde im westlichen Bereich der Grabung ein leicht ovales neuzeitliches Mauerwerk erfaßt. Es gründet auf einer älteren Befestigung, die vermutlich aus dem Ende des 12. Jahrhunderts stammt. +++