Sie prägen die nordwestliche Altstadtflanke und gehören mittlerweile zweifelsohne zu Lübecks Hafenensemble entlang der Trave – die Schiffsbauhallen. Dieses besondere Denkmal ist jedoch bedroht. Bereits seit längerem fällt vor allem eins ins Auge: Der schlechte bauliche Zustand der Schiffsbauhallen. Seit 2010 werden die Hallen als Lagerhaus vermietet, doch die Substanz leidet mit der Zeit. Die Abteilung Denkmalpflege des Bereichs Archäologie und Denkmalpflege der Hansestadt Lübeck fordert deshalb die Pflege und den Erhalt der Gebäude.
Behörde und Eigentümer führen seit Jahren intensive wie konstruktive Gespräche – denn eines ist allen Beteiligten klar, so kann es nicht weitergehen. Aufgrund des Zustandes des Objektes wurden bereits Beräumungsarbeiten vorgenommen, die etwa die Entfernung von Bewuchs und herabfallenden Bauteilen umfassen, welche mitunter auch auf das anliegende Bahngleis herabstürzten. Einige der Maßnahmen führten dabei in der Vergangenheit bedauerlicherweise zu einem Verlust von Denkmalsubstanz und weiteren Folgeschäden.
Konzept zur Notsicherung
„Seit Mai 2024 erarbeiteten Fachingenieure auf Geheiß der Behörde und im Auftrag der Eigentümervertretung ein Konzept zur Notsicherung der Schiffsbauhalle aus“, berichtet Marianne Lutter, Abteilungsleiterin der Denkmalpflege. Jetzt wurde die aufwendige Prüfstatik vorgelegt und dem Antrag der Eigentümer auf Denkmalrechtliche Genehmigung nach abschließender fachlicher Prüfung zugestimmt. „Die unbedingt notwendigen Arbeiten zur zukunftsfähigen Sicherung des Ist-Bestandes werden in Abhängigkeit der Witterung sofort aufgenommen und engmaschig durch die Denkmalpflege begleitet“, ergänzt Lutter.
Zeugnis der Industrialisierung Lübecks
Sowie diese Arbeiten abgeschlossen sind, wird über den weiteren Umgang mit dem Gebäude beraten. Es kommt jetzt also im wahrsten Sinne des Wortes Bewegung in die Sache und die Arbeiten können beginnen. Dr. Dirk Rieger, Leiter des Bereichs Archäologie und Denkmalpflege ergänzt: „Ich freue mich, dass es nun gelungen ist mit allen Verantwortlichen einen Weg zu finden, die Anlagen erst einmal zu sichern. Die nächsten Arbeiten werden Schritt für Schritt dazu beitragen, die Schiffsbauhallen als ältestes erhaltenes Bauwerk der ehemaligen Lübecker Maschinenbau-Gesellschaft als besonderes Zeugnis der Industrialisierung Lübecks für die Zukunft zu bewahren.“
Leipziger Industriearchitekt verlieh den Hallen ihr markantes Aussehen
Ihre optische herausragende Prägung erhalten die Gebäude der einstigen Lübecker Maschinenbau Gesellschaft (LMG) insbesondere durch die geschwungenen Fensterbögen der historischen Schiffsbauhallen, die den Kielbögen von Schiffen entlehnt und bereits aus der Ferne sichtbar sind. Ihr markantes Aussehen verlieh ihnen der Leipziger Industriearchitekt Michael Paul Ranft, welcher zwischen 1907 und 1909 die erste große Modernisierung der LMG nach ihrer Gründung 1873 plante und baulich verwirklichen lies. Bis in die 1950er-Jahre, als an dieser Stelle das letzte Schiff vom Stapel lief, diente die Schiffsbauhalle ihrem ursprünglichen Zweck. Darüber hinaus wurden auf dem Gelände von der LMG sowie nach ihrer Fusion mit der Firma Orenstein & Koppel AG unter anderem Eimerketten-Schwimmbagger, Schaufelradbagger für den Braunkohletagebau, Chemietanker und weltweit größten Schneidkopfbaggers sowie des weltgrößten Laderaumsaugbaggers gefertigt.
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