Veröffentlicht am 28.11.2024

Bürger:innen erforschen Vergangenheit des Hanseschiffs

Citizen Science-Projekt: Spurensuche in den Akten des Archivs und Schriftquellen der Hansestadt

Schon seit 2020 läuft das Citizen Science Projekt_Hanse.Quellen.Lesen_an der FGHO

Im November 2024 starten das Archiv und der Bereich Archäologie und Denkmalpflege der Hansestadt Lübeck sowie die Forschungsstelle für die Geschichte der Hanse und des Ostseeraums (FGHO) eine besondere Kooperation. Gemeinsam mit dem Citizen Science-Projekt der FGHO soll das Anfang der 1640er Jahre gebaute Lübecker „Hanseschiff“ nun auch anhand historischer Schriftquellen der Hansestadt untersucht werden. Die FGHO, die in das Europäische Hansemuseum – das weltweit größte Museum zur Geschichte der Hanse – integriert ist, bringt dabei ihre Expertise in der digitalen Erschließung historischer Dokumente ein.

„Mit dem heutigen Kick-off-Workshop im Archiv der Hansestadt wurde der Startschuss für die Kooperation der Lübecker Einrichtungen und des Freiwilligenprojekts gegeben“, so Kultursenatorin Monika Frank. „Die Synergien und die Gemeinschaft für solch spannendes und die Lübecker Bevölkerung so stark interessierendes Vorhaben zu nutzen, ist eine großartige Win-Win-Situation.“

Im Rahmen des Workshops erhielten die Beteiligten wichtige Einblicke in den aktuellen Forschungsstand zum Lübecker Schiffsfund und in die gesuchten Informationen. Auch gab es eine fachkundige Einführung in die Lübecker Seegerichtsakten und eine erste Diskussion zu den Handschriften und der gemeinsamen Arbeit daran.

„Dass viele unterschiedliche Stellen an einem gemeinsamen Projekt arbeiten, ist für alle Forschenden ein großer Schritt und macht unheimlich viel Freude“, begeistert sich Dr. Dirk Rieger, Leiter des Bereichs Archäologie und Denkmalpflege. „Forschung muss nicht immer nur im stillen Kämmerlein passieren, sondern wird auch durch die öffentliche Gemeinschaft erbracht.“

Erkenntnisse ermöglichen gezielte Suche in schriftlichen Quellen

Im Laufe des Jahres konnten zahlreiche neue Erkenntnisse zum Schiffsfund gewonnen werden. „Wir wissen jetzt, dass das Schiff Anfang der 1640er Jahre gebaut worden ist und kurz nach 1655/56 in der Trave sank“, so der Unterwasserarchäologe der Hansestadt Lübeck, Dr. Felix Rösch. „Ursächlich dafür war wahrscheinlich ein großes Feuer, dessen Spuren wir im gesamten Laderaum gefunden haben. Damit haben wir jetzt neben dem Untergangsort auch einen gut eingrenzbaren Zeitraum und ein Schadensereignis, nachdem gezielt in den Quellen gesucht werden kann. Ich bin zuversichtlich, dass wir bald noch mehr über den ersten Lübecker Schiffsfund wissen werden.“

„Heiße Spur“ führt zu den Akten des Lübecker Seegerichts

Nach der spektakulären Bergung des Wracks aus der Trave im vergangenen Jahr tritt die Forschung in eine neue Phase: Neben der archäologischen Auseinandersetzung geht es nun um die Spurensuche in den Schriftquellen. Eine „heiße Spur“ führt dabei zu bislang wenig bekannten Akten des Lübecker Seegerichts, die das Archiv der Hansestadt eigens für das Projekt digitalisiert hat. „Bei unseren rund sieben Kilometer Akten gibt es immer wieder Erstaunliches und Überraschendes zu entdecken“, berichtet Archivleiter Dr. Dominik Kuhn. Diese Quellen werden nun den beteiligten Bürgerwissenschaftler:innen des FGHO Citizen Science-Projektes „Hanse.Quellen.Lesen!“ online zur Verfügung gestellt: Mit vereinten Kräften transkribieren sie die historischen Handschriften und stellen ihre Beobachtungen den Forscher:innen aus der Archäologie zur Verfügung. Ziel ist es, aus den umfangreichen Lübecker Beständen neue Hinweise zu gewinnen, was genau mit dem gesunkenen Schiff passiert ist: Wie hieß es? Wem gehörte es? Und was führte Ende der 1650er Jahre zu seinem Untergang??

Hintergrund zum Citizen Science-Projekt der FGHO:

Das Projekt „Hanse. Quellen. Lesen!“ bietet Interessierten die Möglichkeit, sich als Bürgerwissenschafler:innen an der Quellenarbeit zu beteiligen. Hanse-Interessierte können sich so intensiv mit den Hintergründen der erschlossenen Texte auseinandersetzen und den ehemaligen Wirtschaftsraum der Hanse erforschen. Um die Transkriptionen gemeinsam zu besprechen, veranstalten die Historiker:innen der FGHO alle zwei Wochen Übungsstunden via Zoom. „Wir sind zwar eine kleine Forschungsstelle – aber im ständigen Austausch mit unserer Community und der Bevölkerung, um die Hanseforschung voranzubringen“, sagt FGHO-Leiterin Dr. Angela Huang.

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