Am Mittwoch, 7. September 2022, fand im schönen Ambiente des Schuppen 6 die Jurysitzung zum freiraumplanerischen Wettbewerb zur Neugestaltung der Beckergrube statt. Expert:innen aus Landschaftsarchitektur, Stadtplanung und Verkehrsplanung diskutierten gemeinsam mit Verwaltung und Politik intensiv über die 12 eingereichten Arbeiten. Erstmals durften an einer solchen nicht-öffentlichen Sitzung drei Bürger:innen beratend teilnehmen. Dies taten sie stellvertretend für die Mitglieder des neu gegründeten Beirats Beckergrube.
Im März 2022 konnten sich EU-weit Landschaftsarchitekturbüros für die Teilnahme am Wettbewerb zur Neugestaltung Beckergrube bewerben. Neben sechs gesetzten Büros wurden neun aus den Bewerbungen ausgewählt – 12 reichten letztendlich einen Beitrag ein.
Nach intensiver Vorprüfung durch die Fachstellen der Hansestadt Lübeck mit Unterstützung des Büros Pesch & Partner, Dortmund, wurden durch das renommierte Gremium, unter Vorsitz von Marianne Mommsen, Landschaftsarchitektin aus Berlin, die eingegangenen Wettbewerbsbeiträge bewertet.
Das Landschaftsarchitekturbüro 1:1 Landskab ApS, Valby aus Dänemark wurde in dieser ersten Stufe des Verfahrens mit dem ersten Preis ausgezeichnet. Die Landschaftsarchitekturbüros Lohaus Carl Köhlmos PartGmbB aus Hannover und club L94 Landschaftsarchitekten GmbH aus Köln erhielten jeweils einen dritten Preis für zwei sehr unterschiedliche, aber qualitativ gleichwertige Entwürfe. Des Weiteren gingen zwei Anerkennungen an die Büros capattistaubach urbane landschaften Landschaftsarchitekt und Architekt PartGmbB und TDB Landschaftsarchitektur, Thomanek Duquesnoy Boemans Partnerschaft, jeweils aus Berlin.
Nun werden in einem anschließenden Verhandlungsverfahren die drei Preisträger aufgefordert, die Überarbeitungsempfehlungen des Preisgerichts einzuarbeiten und darzulegen, wie die weitere Entwurfserarbeitung und die Umsetzung in der engen Zeitschiene erfolgen kann.
Der Ansatz von 1:1 Landskab verfolgt die Idee, die Beckergrube in ihrer Gesamtheit zu einem lang gestreckten grünen Platz zu formen und die komplexen technischen, funktionalen Anforderungen und Bedarfe in eine durch Baumpflanzungen geprägte Gestaltung zu übersetzen, die ein eindrucksvolles und für Lübeck überraschendes Bild zeichnet.
Die Vorsitzende lobt die zukunftsweisende Idee. „Das räumliche Konzept besticht durch seine Haltung, den Raum trotz der Straßenverkehrsfläche von Gebäudekante zu Gebäudekante zu denken. Eine Vielzahl neu gepflanzter Bäume erwächst zu einem Schatten spendenden Blätterdach, das optimal auf die Anforderungen des Klimawandels reagiert und gleichzeitig eine Durchlässigkeit im Raum erzeugt", so Marianne Mommsen.
Dem Preisgericht ist bewusst, dass sich aufgrund der Infrastruktur im Untergrund und der denkmalpflegerischen Belange die Anzahl der vorgeschlagenen Bäume noch reduzieren wird. Der Entwurfsgedanke bleibt dabei weiterhin bestehen.
Auch Senatorin Joanna Hagen zeigt sich zufrieden mit dem Wettbewerbsergebnis: "Der mit dem ersten Preis prämierte Entwurf überzeugt mit einem schlüssigen und zukunftsfähigen Gesamtkonzept und unterstreicht das Potenzial, das in diesem Stadtraum steckt.“ Unter den Bäumen entstehen Platzsituationen, die eine flexible Aneignung und Nutzung fördern, die aber auch – wenn sie nicht bespielt werden – als angenehme Bewegungs- und Aufenthaltsflächen wahrgenommen werden können. „Die erstmals im Wettbewerbsverfahren erfolgte Bürgerbeteiligung stellt einen neuen, besonderen und sehr bereichernden Baustein dar“, so Joanna Hagen.
Dies können die Beiratsmitglieder bestätigen. Sie freuen sich über die hohe Qualität der eingereichten Wettbewerbsbeiträge, die eine deutliche Aufwertung des Stadtraums versprechen. „Es war eine spannende Erfahrung, an so einer Sitzung teilnehmen zu dürfen und die fachliche Diskussion zu den Arbeiten mitzubekommen“, so Caspar Sawade, Geschäftsführender Theaterdirektor des Theater Lübeck. „Wir wurden immer wieder nach unserer Einschätzung gefragt und konnten uns in die Diskussion einbringen,“ freut sich Gewerbetreibender Michele Piroli. Auch die Anwohnerin Dagmar Thews zeigt sich positiv gestimmt: „Viele der in den Sitzungen des Beirats Beckergrube angesprochenen Aspekte sind in die Aufgabenstellung eingeflossen und wurden durch die Wettbewerbsteilnehmer:innen umgesetzt.“
Die Wettbewerbsentwürfe werden vom 10. bis 28. September 2022 in der Beckergrube 38-52 ausgestellt. Die Entwürfe hängen an den großen Schaufenstern des Gebäudes der Firma L. Possehl mit Sitz der Possehl Stiftung, und sind so ausgestellt, dass sie von der Straße aus für jedermann sichtbar sind.
Einbindung eines Beirats
Die Hansestadt Lübeck setzt in diesem Planungs- und Umsetzungsprozess auf eine hohe Mitwirkungsbereitschaft in der Bevölkerung. Um in den Prozessphasen Wettbewerb, Objektplanung und Bau allgemein eine enge Einbindung „Betroffener“ sicherzustellen, erfolgte die Gründung eines Beirats aus Anliegern, Interessensvertreter:innen, Initiativen, Politik und Verwaltung.
In enger Abstimmung mit dem Beirat soll ein Baustellen- und Kommunikationsmanagement die Öffentlichkeitsarbeit begleiten. Im Zuge der Baumaßnahme sollen mit den Gewerbetreibenden Instrumente entwickelt werden, um „Umsatzeinbrüchen“ durch temporäre Einschränkungen der Erreichbarkeit (Baustellenzeitraum) entgegenzuwirken.
Ergänzend dazu soll der Beirat zu einer Vernetzung der Gewerbetreibenden und Aktiven untereinander sowie mit der Stadtpolitik und Verwaltung führen. Als übergeordnetes Ziel steht die Etablierung einer Interessensgemeinschaft, die über das Bauprojekt hinauswirkt.
Förderprogramm Nationale Projekte des Städtebaus
Das Projekt Beckergrube ist Gegenstand des Förderprogramms Nationale Projekte des Städtebaus und wird durch den Bund gefördert. Die Ziele des Förderprogramms wurden in der Auslobung klar formuliert und in die Aufgabenstellung überführt, entsprechend den städtischen Zielen zum Rahmenplan Innenstadt, zur Mobilitätswende und zur Klimaanpassung. In den prämierten Beiträgen sind geeignete Maßnahmen für den Strukturwandel und die Mobilitätswende enthalten. +++