Veröffentlicht am 08.11.2016

Buchveröffentlichung:„...so blickt der Krieg in allen Enden hindurch“

Neues Band beleuchtet die Hansestadt Lübeck im Kriegsalltag 1914-1918

Über Lübeck in der Zeit des Ersten Weltkrieges wusste man bisher wenig. Diese Lücke füllt das neue Buch aus der Veröffentlichungsreihe des Stadtarchivs, welches am heutigen Dienstag, 8. November 2016, im Rahmen einer Pressekonferenz vorgestellt wurde.

In der Buchveröffentlichung „...so blickt der Krieg in allen Enden hindurch - Die Hansestadt Lübeck im Kriegsalltag 1914-1918“, gehen auf 266 Seiten mehrere Autoren auf eine Zeitspanne in der Geschichte Lübecks ein, die vorbestimmend war für das ganze 20. Jahrhundert. Im Ersten Weltkrieg und seinem Ausgang liegen viele Wurzeln dafür, dass die erste Demokratie auf deutschem Boden scheiterte und in eine menschenverachtende Diktatur mündete.

Was änderte sich für die Lübecker, als nach Kriegsbeginn am 1. August 1914 der Krieg begann? Blieben sie so euphorisch, wie in den ersten Kriegstagen? Dieser Frage geht Prof. Arnd Reitemeier, Direktor des Instituts für Historische Landesforschung in Göttingen nach. Je länger der Krieg andauerte, desto schlechter wurde die Versorgungslage, die Stadtbewohner fingen an zu hungern. Diana Schweitzer, Doktorandin am Zentrum für Kulturwissenschaftliche Forschungen in Lübeck, untersucht die Lebensbedingungen und den Alltag nach 1914. Heute kaum noch bekannt ist, dass Lübeck in dieser Zeit – wie im noch viel größeren Umfang im Zweiten Weltkrieg – Kriegsgefangene internierte, die hier arbeiten mussten. Wie behandelte man sie, fragt der Leiter des Lübecker Stadtarchivs Dr. Jan Lokers. Der Kirchenhistoriker Dr. Hansjörg Buss beleuchtet das Verhalten der Lübecker Pastoren zum Krieg: Waren Sie Befürworter oder wurden Sie eine mahnende Stimme für den Frieden? Wie verhielten sich der Rabbiner der jüdischen Gemeinde und die Gemeindemitglieder, denen antisemitische Stimmen nach dem Krieg vorwarfen, die Kriegsanstrengungen nicht mitgetragen zu haben? Nadine Garling, gleichfalls Doktorandin am Zentrum für Kulturwissenschaftliche Forschungen in Lübeck, geht diesem interessanten Aspekt nach.

Erstmals einen Blick auf die Kunstszene in Lübeck während der Jahre 1914 bis 1918 wirft der Leiter des Behnhauses Dr. Alexander Bastek. Er veranschaulicht an der Kunstpolitik der Lübecker Museen und den Werken Lübecker Künstler die enge rückwärtsgewandte Verbundenheit mit dem Kriegsgeschehen. Am Ersten Weltkrieg entzweiten sich damals die Mann-Brüder Thomas und Heinrich; den Bruderzwist zwischen beiden blättert uns die Literaturwissenschaftlicher M.A. Käte Antonia Richter auf: Thomas Mann, der nationalistische Kriegsbefürworter gegen den für Demokratie und Frieden eintretenden Heinrich.

Der Erste Weltkrieg wurde auch zum Sujet der Filmemacher: Günter Helmes, Professor an der Europa-Universität Flensburg, gibt einen anschaulichen und umfassenden Überblick über die filmische Aufarbeitung dieser Jahre, die als „Weltfest des Todes“ in die Geschichtsbücher eingegangen sind.

Die Veröffentlichung mit vielen interessanten, selten oder noch nie gesehenen Abbildungen sind in jeder Buchhandlung und beim Verlag Schmidt-Römhild zu einem Preis von 19,80 Euro erhältlich.

Herausgeber: Garling, Nadine; Schweitzer, Diana:
„... so blickt der Krieg in allen Enden hindurch“. Die Hansestadt Lübeck im Kriegsalltag 1914-1918
(Veröffentlichungen zur Geschichte der Hansestadt Lübeck. Hrsg. vom Archiv der Hansestadt, Reihe B, Bd. 54). +++