Jeweils montags, beginnend am 12. April 2010, bietet der Bereich Archäologie der Hansestadt Lübeck regelmäßig kostenlose Führungen durch die Grabungen im Gründungsviertel an. Seit Oktober 2009 wird der Boden zwischen der Braun- und der Alfstraße archäologisch untersucht. Bis zum 31. Dezember 2013 erforschen die Archäologen 44 Grundstücke von insgesamt 9000 Quadratmeter Stadtgrundrissfläche. Finanziert werden die Grabungen aus dem „Investitionsprogramm für nationale Welterbestätten“ des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung. Mit neun Millionen Euro fördert der Bund die archäologischen Grabungen, die als Voraussetzung für die städtebauliche Neuordnung notwendig sind.
Mit dem mittelalterlichen Stadtkern der Hansestadt Lübeck und ihren in der Zeit der Hochgotik errichteten Gebäude-Strukturen sowie ihrem archäologischen Erbe im Untergrund wurde 1987 erstmals in Nordeuropa ein ganzes Altstadtquartier von der UNESCO als Weltkulturerbe anerkannt. Die gesamte Lübecker Innenstadt ist als Grabungsschutzgebiet ausgewiesen. Vor einer Neubebauung müssen daher die Archäologen zunächst Grabungen durchführen. So auch im Gründungsviertel, für das nach Abriss der in den Jahren 1955 bis 1961 errichteten Gewerbeschulen eine städtebauliche Neuordnung in Anlehnung an die historische Bebauung vorgesehen ist. Aufgrund der großflächigen Ausgrabungen sind die Arbeiten in drei Abschnitte aufgeteilt. Um das Ausgrabungs-Projekt zu realisieren wurden insgesamt 32 befristete Arbeitsplätze für die Aufgabenbereiche Grabungsleitung, Archäo-Informatik, Grabungstechnik, Fotografie, Grafik, Restaurierung, Fundbergung und Inventarisierung geschaffen.
Die Ausgräber hoffen auf Siedlungsreste und Funde aus den Gründungsjahren Lübecks seit 1143 oder aus der Zeit davor zu stoßen, als der Stadthügel noch von Slawen besiedelt war. Zudem erwarten die Archäologen viele Hinweise auf das Alltags- und Arbeitsleben der mittelalterlichen Lübecker, da aufgrund der feuchten Schichten und der großen Anzahl von Kloakenanlagen organische Funde wie Holz, Leder und Textil hervorragend im Lübecker Untergrund konserviert werden. Davon kann man sich schon jetzt im Archäologischen Museum (Kulturforum Burgkloster) überzeugen. Doch werden in den nächsten vier Jahren sicherlich weitere aussagekräftige Funde ans Tageslicht gelangen, die nach der Konservierung ebenfalls den Weg ins Museum finden.
Den Besucher der Grabungen erwarten neben vielen Informationen zur Lübecker Stadtgeschichte auch ein außergewöhnlicher Einblick in das damalige Leben. Die kostenlosen Führungen finden jeweils montags (außer an Feiertagen) um 14 Uhr in deutscher Sprache, und an jedem ersten Montag des Monats um 15 Uhr in englischer Sprache statt. Treffpunkt für alle Führungen ist jeweils der südöstliche Eingang zur Grabungshalle gegenüber dem Haus Braunstraße 19 (Restaurant „Altstadt Bierhaus“). Aufgrund der vorhandenen Platzkapazität in der Grabungshalle ist die Teilnehmerzahl begrenzt. Teilnahmekarten für verschiedene Termine liegen ausschließlich im Foyer des Lübecker Rathauses, Breite Straße 52, zur Mitnahme aus. Diese sind Voraussetzung zur Teilnahme an der Führung, eine weitere vorherige Anmeldung ist nicht notwendig. Darüber hinaus ist es möglich, zusätzliche Gruppen-Führungen (ca. 5-25 Personen) an anderen Terminen und in weiteren Sprachen (Dänisch oder Polnisch) zu vereinbaren.
Weitere Veranstaltungen auf dem Grabungsgelände sind zum Welterbetag am 6. Juni sowie zum Tag des offenen Denkmals am 12. September geplant.
Ausführliche Informationen zu den Grabungen im Gründungsviertel finden Sie im Internet unter www.AusgrabungGruendungsviertel.luebeck.de +++