Kunsthalle St. Annen in Lübeck feierlich eröffnet

Veröffentlicht am 30.05.2003

Lübecks neue Kunsthalle

Kunsthalle St. Annen in Lübeck feierlich eröffnet

030411R 2003-05-30

In Anwesenheit von rund 300 geladenen Gästen und zahlreichen Journalisten aus ganz Deutschland ist am heutigen Freitag, 30. Mai, die neue Kunsthalle St.  Annen der Hansestadt Lübeck eröffnet worden. Dr. Helmuth Pfeifer, Vorsitzender der Possehl-Stiftung Lübeck, überreichte nach einem Festakt in der Kirche St. Aegiedien einen symbolischen Schlüssel an Lübecks Bürgermeister Bernd Saxe (SPD). In der Kunsthalle St. Annen werden künftig die Sammlungsbestände der Kunst nach 1945 aus den Sammlungen des Museums für Kunst und Kulturgeschichte der Hansestadt Lübeck präsentiert. Das Untergeschoß bietet die Möglichkeit, immer wieder graphische Arbeiten dieses Zeitraums auszustellen. Daneben ist auch beabsichtigt, qualitätvolle Wechselausstellungen zu zeigen, die sich aber nicht allein auf die moderne oder aktuelle Kunst beziehen, sondern - dem Namen des Museums gemäß - auch Bereiche der Kulturgeschichte umfassen werden.


Der Neubau bietet als einziger der Hansestadt Lübeck die Möglichkeit, auch internationale und hochkarätige Leihgaben zu präsentieren, da er die internationalen konservatorischen Bedingungen, wie entsprechendes Klima und Lichtverhältnisse, vollkommen erfüllt. Darüber hinaus wird es auch möglich sein, Installationen, Objekte, Photographie und Videokunst auszustellen, da hierfür alle notwendigen Voraussetzungen geschaffen wurden.


In der Kunsthalle wird künftig das „Kunsthallen-Café“ die Besucher zum Verweilen einladen. Betreiber dieser neuen Einrichtung ist die Vorwerker Diakonie. Besonders erfreulich dabei ist, daß damit Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung geschaffen werden. Die reguläre Inbetriebnahme des Cafés ist im Sommer geplant.


Mit dem Bau der Kunsthalle St. Annen ist im Juni 2001 auf dem Gelände der ehemaligen, 1502 bis 1515 errichteten Klosterkirche St. Annen begonnen worden. Dieses Gebäude ist ein Geschenk der Possehl-Stiftung Lübeck an die alte Hansestadt Lübeck. Die Bausumme, rund 6,4 Millionen Euro, hatte die Possehl-Stiftung anläßlich des 150jährigen Jubiläums der Possehl-Konzerngruppe im Jahr 1997 ausgeschüttet. Mit dieser neuen Kunsthalle inmitten des mittelalterlichen Aegidienviertels ist nunmehr ein unverwechselbarer Ort für die Begegnung mit der Kunst der Gegenwart und der des 20. Jahrhunderts entstanden.


Kulturstaatsministerin Dr. Christina Weiss lobte in ihrer Festansprache zur Eröffnung dieses Erweiterungsgebäudes des traditionsreichen St. Annen-Museums mit seiner einmaligen Mittelaltersammlung das beispielhafte Engagement der Possehl-Stiftung. In ihrer Festansprache mit dem Titel : „Museen - Orte der Verständigung“ sagte sie: „Die klassischen Guckkastenmuseen des 19. Jahrhunderts mit großen stillen Sälen haben ausgedient. In ihrem Selbstverständnis begreifen sich die Museen unserer Zeit nicht mehr allein als Schatzhäuser und Bildungsanstalten für ein ausgewähltes Publikum . Sie entwickeln sich vielmehr zu einem Ort der Begegnung und des Erlebens, einem Ort des Dialogs. Die Museen werden zu Orten der Verständigung in der modernen Gesellschaft.“


Auf das Stichwort, Museen trügen zur Belebung einer Stadt bei, ging auch Dr. Helmuth Pfeifer in seiner Begrüßungsrede ein: „Das neue Museum wird nicht zuletzt aufgrund der spannungsreichen architektonischen Symbiose zwischen Moderne und Mittelalter ein Stück „Zukunft Lübeck“ werden und nicht nur zur kulturellen, sondern auch wirtschaftlichen Entwicklung dieser Stadt beitragen. Aber auch das Nebeneinander von mittelalterlicher und moderner Kunst wird die neue Kunsthalle und das ehrwürdige St.Annen-Museum zu einem herausragenden Anziehungspunkt dieser Stadt machen.


Durch dieses spannende architektonische Ensemble gewinnt gleichzeitig der Stadtteil St. Aegidien mit seiner mittelalterlichen Großkirche, mit der Synagoge, dem neu entstandenen Aegidienwohnquartier, der Hotelfachschule, dem Logenhaus, dem Domizil der Kultursenatorin und den vielen sanierten Altstadthäusern ein weiteres Highlight, wodurch er mit seiner Urbanität und seinem kulturellen Umfeld neue Bewohner für ein Leben in der Innenstadt gewinnen wird - ein Ziel, das sich das Projekt „Zukunft Lübeck“ gesetzt hat.“


Nach dem Grußwort von Schleswig-Holsteins Kultusministerin Ute Erdsiek-Rave spielten die Solisten Sabine Meyer und Reiner Wehle mit der Lübecker Klarinettenklasse die Uraufführung von „Klarinetten im Raum“. Dieses Stück hat Friedhelm Döhl als Kompositionsauftrag der Possehl-Stiftung eigens zur Eröffnung der Kunsthalle geschaffen. Bei dieser 15-minütigen Komposition für beliebig viele Klarinetten, in diesem Fall zwölf, verteilen sich die Musiker im Raum und spielen in einer speziellen Polyphonie, die für die Aufführung im Raum geschaffen wurde. Am Schluß des Stücks versammeln sich alle Klarinetten um die Solisten, um gemeinsam den „canto europeo antico“ anzustimmen. Durch diese Komposition soll der Bezug zwischen der alten und neuen Zeit hergestellt werden. Eine Absicht, die auch beim Neubau der Kunsthalle, mit seiner Verbindung von Mittelalter und der Gegenwart, gelungen ist.


Bei diesem Neubau von dem Hamburger Architektenbüro Konermann, Pawlik und Siegmund wurden, unter Bewahrung des alten Grundrisses, alle noch vorhandenen Ruinenreste der 1843 abgebrannten Klosterkirche, wie Westfassade, Treppenturm, Außenmauern, Bögen und Achteckpfeiler auf eindrucksvolle Weise in die moderne Architektur integriert. Fotos siehe: http://www.luebeck.de/bilder_karten/fotoarchiv/images/Eingang.jpg und
http://www.luebeck.de/bilder_karten/fotoarchiv/images/Kids.jpg


Auf diese Weise entstand ein reizvolles und atmosphärisch beeindruckendes Ensemble von alter gotischer und kubisch-zeitgenössischer Architektur. Zusammen mit dem historischen Teil des St. Annen-Museums, das von nun an über die Kunsthalle zugänglich sein wird, bilden beide Bauten eine einzigartige Einheit. In den beiden Nischen der Westfassade begrüßen seit neuestem die 2002 eigens für diesen Ort geschaffenen Bronzefiguren „Adam“ und „Eva“ von Lothar Fischer die Besucher, ein Geschenk des Deutschen Verbandes Frau und Kultur e. V., Gruppe Lübeck, zur Eröffnung.


Die Eröffnungsausstellung „Geschenkt – Gestiftet – Gekauft / Kunst nach 1945 aus den Sammlungen des Museums für Kunst und Kulturgeschichte der Hansestadt Lübeck“ gliedert sich in acht Themengruppen: Im Empfangssaal des Erdgeschosses wird das Thema Lübeck in der zeitgenössischen Kunst, durch Skulpturen und Objekte zu sehen sein. In der die Kirchenform aufnehmenden ehemaligen Apsis wird der Neubeginn der bildenden Kunst unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg dokumentiert.


Das erste Obergeschoß widmet sich in einem Saal der Informellen Malerei und in der sich daran anschließenden Apsis den Realisten. Foto siehe: Das von Sheds beleuchtete zweite Obergeschoß präsentiert Beispiele der Konkreten Kunst unter dem Thema „Farbe, Licht und Form“ (Apsis) und die Malerei zwischen Figuration und Abstraktion. Zu sehen sind unter anderem Werke so bedeutender Künstler wie: Karel Appel, Ola Billgren, Karl Fred Dahmen, Gotthard Graubner, Bernhard Heisig, Gerhard Hoehme, Horst Janssen, Rainer Jochims, Jan Koblasa, A. R. Penck, Siegmar Polke, Arnulf Rainer, Ulrich Rückriem, Bernard Schultze, Emil Schuhmacher, H. A. Schult und Bernd Zimmer.


Zur Eröffnung erscheint der ausführliche Katalog „Thorsten Rodiek (Hrsg.), Geschenkt - Gestiftet - Gekauft/ Kunst nach 1945 aus den Sammlungen des Museums für Kunst und Kulturgeschichte der Hansestadt Lübeck“ mit Beschreibungen zu gut 130 Werken zum Preis von 18 Euro. Etwas später erscheint die Baumonographie „Kunsthalle St. Annen/ Konermann Siegmund Architekten mit einem Text von Thorsten Rodiek“ zum Preis von 22,90 Euro.


Parallel zur Eröffnungsausstellung in der Kunsthalle wird im St. Annen-Museum die Ausstellung „Vom Jungfrauenkloster zum Museum“ gezeigt. Hierzu erscheint ein begleitender Katalog unter dem Titel „Das Lübecker St. Annen-Kloster - Jungfrauenkloster - Armen- und Werkhaus – Museum“ von Thorsten Albrecht zum Preis von neun Euro.


Am morgigen Sonnabend, 31. Mai, bietet ein Tag der offenen Tür allen Bürgerinnen und Bürgern von 10 bis 20 Uhr in der Kunsthalle St. Annen die Möglichkeit, die neue Kunsthalle zu besichtigen. Vorgestellt wird die Eröffnungsausstellung „Geschenkt – Gestiftet – Gekauft/Kunst nach 1945 aus den Sammlungen des Museums für Kunst und Kulturgeschichte der Hansestadt Lübeck“. Erstmals erhält dadurch ein breites Publikum die Möglichkeit, sich einen nahezu vollständigen Überblick über die in vielen Jahren zusammengetragenen, reichen Bestände des Museums zu verschaffen.

Fotoübersicht im LÜBECK:fenster: http://www.luebeck.de/cgi-bin/parv-show.cgi?action=show_images&imageclass=1

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