Stadtpräsident und Bürgermeister grüßen zum Jahreswechsel

Veröffentlicht am 20.12.1999

Stadtpräsident und Bürgermeister grüßen zum Jahreswechsel


990977L 20. Dezember 1999

Das Jahr 1999 geht zu Ende und wie immer ist dies Anlaß für eine Standortbestimmung.

Am vergangenen Sonntag hat die Lübecker Bevölkerung einen neuen Bürgermeister gewählt. Wir gratulieren Bernd Saxe und sind sicher, daß mit seiner Wahl eine wichtige Voraussetzung geschaffen ist, die Arbeit zum Wohle Lübecks kontinuierlich fortzusetzen.

Unsere Stadt hat nicht nur im letzten Jahr, sondern bereits das ganze nun endende Jahrzehnt an den großen Zukunftsaufgaben gearbeitet. Politik und Verwaltung haben gemeinsam wichtige Projekte auf den Weg gebracht.

Die Modernisierung der Verwaltung ist so gut wie abgeschlossen. Mit den bereits entstandenen und noch geplanten Stadtteilbüros sind wir den Menschen unserer Stadt nicht nur inhaltlich, sondern tatsächlich nähergekommen. Die Verwaltung hat sich inzwischen in einen moderneren Servicebetrieb gewandelt. Kaum eine Stadt in Deutschland ist auf dem Weg der inneren Reform so weit wie Lübeck.

Auch die verkehrliche Anbindung unserer Stadt ist in zukunftsträchtige Bahnen gelenkt. Der Bau der A 20 wird Lübeck besser denn je mit dem Osten und dem Westen verbinden. Die Nordtangente entlastet in absehbarer Zeit die Innenstadt und der Herrentunnel wird die südlichen und nördlichen Teile der Stadt näher zueinander bringen. Und auch die Entwicklung des Hafens ist ein Erfolg. Er hat in den letzten Jahren einen Aufschwung erlebt, der die wirtschaftliche Kraft der Stadt steigert und Tausende von Arbeitsplätzen sichert. Und Arbeitsplätze sind dringend notwendig, denn noch immer ist die Zahl der Arbeitslosen in unserer Stadt viel zu hoch.

Durch moderne Wirtschaftsförderung, vereinfachte Verfahren für ansiedlungswillige Unternehmen und Ausweisung neuer Gewerbegebiete hat Lübeck wichtige Voraussetzungen geschaffen. Auch die vor fünf Jahren entstandene Musik- und Kongreßhalle (MuK) und die geplante neue Messehalle werden die Wirtschaftskraft und Attraktivität der Stadt weiter steigern.

Und eine der letzten Entscheidungen in diesem Jahr, die Umwandlung der Stadtwerke, ist ebenfalls eine Entscheidung zu mehr Flexibilität und Konkurrenzfähigkeit. Politik und Verwaltung haben ihre Schularbeiten gemacht und Lübeck so einen guten Start in das neue Jahrhundert gesichert. Wir bedanken uns bei allen Beteiligten ganz herzlich für ihren Einsatz!

Das neue Haushaltsverfahren in unserer Stadt, das weit über unsere Grenzen hinaus positive Beachtung fand, hat es möglich gemacht, den Weg der finanziellen Konsolidierung erfolgreich zu beschreiten. Für 1999 sind hervorragende Abschlußzahlen zu erwarten. Dadurch wird es möglich sein, so wie geplant, für das Jahr 2001 erstmals einen ausgeglichenen Haushalt zu erstellen, der die Voraussetzung ist für den Einstieg in einen wirklichen Schuldenabbau und neue Gestaltungsmöglichkeiten eröffnet.

Auch im Bereich der Kultur sind die Weichen gut gestellt. Damit meinen wir nicht nur das traditionelle kulturelle Leben, das zu Lübeck gehört wie das Holstentor, sondern auch die demokratische Kultur des Gemeinwesens Stadt.

Wir müssen auf dem eingeschlagenen Weg zu mehr Beteiligung der Menschen zu einem intensiveren Miteinander weitergehen. Stadtteilbüros und runde Tische haben einen guten Anfang gemacht. Wir dürfen aber nicht nachlassen, alle gesellschaftlichen Gruppen und Menschen in Lübeck einzubinden. Nur durch mehr Wissen voneinander, durch mehr Transparenz werden wir eine Kultur einer wirklichen Bürgerstadt erreichen. Zentralismus und Abgehobenheit führen zur Korrumpierbarkeit der politischen und gesellschaftlichen Eliten und in der Folge zum Desinteresse der Menschen an Staat und Verfassung.

Wir aber wollen, daß Lübeck ein wirkliches Zuhause ist, das von allen Menschen dieser Stadt mitgestaltet werden kann und in dem menschliche und soziale Verantwortung untereinander den Geist bestimmen. Wir bitten Sie alle, liebe Lübeckerinnen und Lübecker, auf diesem Weg mitzugehen. In der Tradition und der Verantwortung unserer Stadt liegt es aber auch, über unsere Stadtgrenzen hinauszusehen.

Auch am großen Einigungsprozeß Europas muß eine wahrhaft Europäische Stadt wie die unsere aktiv mitarbeiten. Das müssen sowohl Politik und Verwaltung tun, als auch engagierte Gruppen in Lübeck, von denen es viele gibt und denen wir für ihre unermüdliche Arbeit danken.

Das zu Ende gehende Jahrhundert war ein blutiges, ein durch Menschenverachtung, Verfolgung und Völkermord geprägtes Jahrhundert. Wir Deutschen haben daran leider einen sehr großen Anteil gehabt.

Deshalb bitten wir Sie alle, über dem großen Jubel zum Jahrhundertwechsel nicht zu vergessen, daß ein Datum, eine Sekunde im großen Zeitablauf gar nichts ändert. Nur beherztes Eintreten gegen Unrecht wo und an wem auch immer, kann zu friedlichem und menschlichem Miteinander führen. Wir bitten Sie alle, liebe Lübeckerinnen und Lübecker, sich einer solchen Bürgerbewegung anzuschließen. Kein noch so kleiner Tropfen geht im Ozean des großen Weltgeschehens verloren.

Wir wünschen Ihnen ein frohes Weihnachtsfest und ein gesundes und erfolgreiches Neues Jahr!

Peter Oertling Michael Bouteiller

Stadtpräsident Bürgermeister