Günter Grass-Haus
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Die neue Ausstellung im Günter Grass-Haus, die vom 5. Dezember 2025 bis zum 13. April 2026 gezeigt wird, erzählt von Grass’ Lebenswegen, von Aufbrüchen, Fremdheit und Ankommen. Darüber hinaus ermutigt sie die Besucher, über ihr eigenes Empfinden nachzudenken: Was macht die Heimat zur Heimat, das Zuhause zum Zuhause?
Für Grass wurde Lübeck zu einer Art Ersatz für sein verlorenes Danzig. Die Hansestadt an der für ihn so wichtigen „baltischen Pfütze“ mit ihren Backsteinfassaden, den Kirchen und verwinkelten Gassen erinnerte ihn stark an das Danzig seiner Kindheit und Jugend. Diese Ähnlichkeiten schufen eine emotionale Bindung, die sich auch in seiner Literatur widerspiegelt.
Im Jahr 1995 verlegte Grass sein Sekretariat von Berlin in die Lübecker Altstadt, in die Glockengießerstraße 21, wo 1999 auch die Pressekonferenz anlässlich der Verkündung des Literaturnobelpreises an Günter Grass stattfand. Bis zu seinem Tod im Jahr 2015 war er hier regelmäßig anzutreffen. Häufig besuchte er seinen Freund Kurt Thater im benachbarten Wein-Castell. Durch seine Volksnähe wurde er als Nachbar wahrgenommen.
Ein „Wurzelschlaghaus“ in Behlendorf
In Behlendorf, rund 25 km von Lübeck entfernt und quasi in der „Nachbarschaft“, fand Grass 1986 nach langer Suche, sein „Wurzelschlaghaus“. Behlendorf bot ihm eine Landschaft, die ihn an seine Heimat Kaschubien erinnerte und gab ihm die Ruhe und Inspiration für seine literarische und künstlerische Arbeit. In den 1990er Jahren entstanden hier unter anderem zahlreiche Aquarelle. Diese Werke zeigen seine tiefe Verbindung zur Natur und zur Region, die ihn umgab. Erstmals gezeigt werden Arbeiten des Künstlers Hannes Möller, der Bilder von der Bibliothek von Günter Grass angefertigt hat.
Die enge Beziehung von Günter Grass zu Lübeck ist vielschichtig. Grass engagierte sich auch im kulturellen und gesellschaftlichen Leben der Stadt.
Blick nach außen mit zeitlosen Fragestellungen
Die Ausstellung über den „Nobelpreisträger von nebenan“ vermittelt auf anschauliche und originelle Weise die tiefgreifende Verbindung von Günter Grass zu Lübeck. Zugleich richtet sich der Blick aber auch auf das Publikum selbst. Was macht ein Zuhause aus? Ist es der Geruch der Ostsee, bestimmte Geräuschwelten, ein vertrauter Gegenstand – oder die Menschen, denen man immer wieder begegnet, ohne sie wirklich zu kennen? Die Ausstellung stellt Fragen, die uns alle betreffen, und regt dazu an, sowohl die eigene Beziehung zu Ort und Zugehörigkeit zu betrachten sowie die individuellen Wahrnehmungen anderer kennenzulernen, etwa von Gruppen der VHS-Kurse „Mama lernt Deutsch“. Highlight ist ein Wortwasserfall in der von Julia Wittmer kuratierten Schau. Die Gestaltung stammt von Matthias Kaminsky und Ben Montaser.
Vernissage an unterschiedlichen Orten in der Glockengießerstraße
Die Eröffnung der Ausstellung findet am Freitag, 5. Dezember 2025, um 19 Uhr in einem besonderen Format statt, nämlich „nebenan“ in der Glockengießerstraße – dem Freibackhaus, Atelier Julender, der Goldschmiede Lachmann, der Goldstube, dem Vorsteherzimmer im Füchtingshof und dem Wein-Castell. Dort lesen gleichzeitig die Schauspieler:innen Rebecca Indermaur, Susanne Höhne, Andreas Hutzel, Nina-Mercédes Rühl, Henning Sembritzki und Vincenz Türpe ausgewählte Texte von Günter Grass zu den Themen Heimat, Ankommen und Erinnerung. Vor den Lesungen erzählen die jeweiligen Gastgeber:innen etwas über die Geschichte der jeweiligen Orte. Im Anschluss treffen sich alle Gäste gemeinsam im Günter Grass-Haus, um die Ausstellung zu entdecken und den Abend bei Musik, Getränken und Gesprächen ausklingen zu lassen.
Die Karten für die Vernissage kosten 8 Euro, ermäßigt 4 Euro. Getränke sind im Preis inbegriffen.
Die Plätze an den jeweiligen Veranstaltungsorten sind begrenzt, daher wird eine frühzeitige Buchung empfohlen.
Tickets für die unterschiedlichen Locations sind online unter www.grass-haus.de/grass-und-luebeck erhältlich.
Weitere Informationen zur Ausstellung finden sich unter www.grass-haus.de/grass-und-luebeck. +++
Quelle: Die Lübecker Museen
