Zweite Debütnacht für den Debütpreis des Buddenbrookhauses 2024/2025 mit Jehona Kicaj: ë, Ozan Zakariya Keskinkılıç: Hundesohn, Sarah Lorenz: Mit dir, da möchte ich im Himmel Kaffee trinken.
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Am Dienstag, 18. November 2025, ist es wieder so weit: Die Debütnacht für den Debütpreis des Buddenbrookhauses geht in die zweite Runde. Drei junge Autor:innen stellen um 19 Uhr im Übergangshaus Lübeck ihre Debüts vor und kandidieren damit um den auf 5000 Euro dotierten Debütpreis, der alle zwei Jahre in Erinnerung an eines der erfolgreichsten Debüts der Literaturgeschichte, Thomas Manns „Buddenbrooks“, vergeben wird. Bereits im Februar 2025 stellten die ersten drei Nominierten ihre Debütromane im Rahmen der Langen Debütnacht vor: Clemens Böckmann mit „Was du kriegen kannst“, Felicitas Prokopetz mit „Wir sitzen im Dickicht und weinen“ und Ruth-Maria Thomas mit „Die schönste Version“. In der zweiten Debütnacht sind nun die folgenden Autor:innen mit ihren Debüts nominiert: Jehona Kicaj mit ihrem Roman „ë“, Ozan Zakariya Keskinkılıç mit „Hundesohn“ und Sarah Lorenz mit „Mit dir, da möchte ich im Himmel Kaffee trinken“. Aus den insgesamt sechs Nominierten wird Anfang 2026 der/die Gewinner:in ausgewählt. Der Debütpreis 2022/23 wurde an Behzad Karim Khani und sein Debüt „Hund, Wolf, Schakal“ verliehen.
Das Publikum erwartet ein Abend voller junger Literatur und Musik: Neben der Vorstellung der Debüts, sprechen und diskutieren die Autor:innen auch über ihre Schreiberfahrungen. Zudem wird der Abend stets musikalisch von Studierenden der Musikhochschule Lübeck begleitet. Die musikalische Begleitung des anstehenden Abends übernimmt das Duo „vocellize“, bestehend aus der Singer-Songwriterin Sarah Sieprath und dem Cellist Benjamin Seeck, mit einer bunten Mischung aus Kompositionen von Sarah Sieprath und eigenen Cover-Versionen bekannter Songs. Dabei werden die Besucher:innen mit Drinks und Snacks versorgt. Die Moderation des Abends übernimmt Annika Schmidt, Mitarbeiterin des Buddenbrookhauses.
Zu den nominierten Autor:innen und ihren Debütromanen:
Jehona Kicaj: ë
Jehona Kicaj, geboren 1991 im kosovarischen Suhareka und aufgewachsen in Göttingen, studierte Philosophie, Germanistik und Neuere Deutsche Literaturwissenschaft in Hannover. Nach ihrem Studium arbeitete sie zunächst als Dozentin für Literaturwissenschaft. Seit 2020 veröffentlicht sie neben wissenschaftlichen Arbeiten auch literarische Texte. Kicaj ist als Autorin, Lektorin, Verlegerin und Kuratorin literarischer Projekte tätig, unter anderem im Re:sonar-Verlag, den sie 2020 mit Carl Philipp Roth in Hannover gründete. Zudem ist sie Mitherausgeberin der Anthologie „Und so blieb man eben für immer“. Gastarbeiter:innen und ihre Kinder (2023) und der Zeitschrift Echo & Narziss. Ihr Debüt war für den aspekte-Literaturpreis nominiert und stand auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises 2025.
Der Roman „ë“ ist ein stilles, aber sprachgewaltiges Debüt über Heimatverlust, Krieg und die Suche nach Sprache und Identität. Die Erzählerin, Kind kosovarischer Geflüchteter, wächst in Deutschland auf und erlebt dort Entfremdung, Zuschreibungen und Unverständnis. Während sie den Kosovokrieg aus der Ferne mitverfolgt, bleibt das Leid in der Diaspora allgegenwärtig. Der Roman erinnert an die kaum aufgearbeitete Geschichte des Kosovokriegs, an verschwundene und ermordete Angehörige und an eine Vergangenheit, die in Körper und Sprache weiterlebt. Der ungewöhnliche Titel »ë« steht für einen Buchstaben, der in der albanischen Sprache eine wichtige Funktion hat, obwohl er meist gar nicht ausgesprochen wird und steht symbolisch für eine unscheinbare, aber bedeutungsvolle Stimme, die hier auf eindrucksvolle Weise Gehör findet.
Ozan Zakariya Keskinkılıç: Hundesohn
Ozan Zakariya Keskinkılıç, 1989 in Hessen geboren, studierte Politikwissenschaften in Wien, Berlin und Cambridge. 2025 promovierte er an der Humboldt-Universität zu Berlin über muslimische Existenzkünste im Kontext antimuslimischen Rassismus. Er forscht und lehrt an Berliner Hochschulen, unter anderem an der Alice Salomon Hochschule in den Bereichen Critical Diversity Studies, Rassismus und Migration. 2021 wurde er in die vom Berliner Senat eingesetzte Expert*innenkommission gegen antimuslimischen Rassismus berufen. 2022 veröffentlichte er sein Lyrikdebüt Prinzenbad im Elif Verlag, 2023 folgte das Sachbuch Muslimaniac. Die Karriere eines Feindbildes im Verbrecher Verlag. Seine Texte erschienen in diversen Zeitschriften und Anthologien (u.a. anders bleiben, Rowohlt 2023) und wurden in mehrere Sprachen übersetzt. Keskinkılıç wurde für den Clemens-Brentano-Preis sowie den Dresdner Lyrikpreis nominiert und erhielt 2025 den Wolfgang-Weyrauch-Förderpreis, sowie für Hundesohn den ZDF-"aspekte"-Literaturpreis 2025.
Das Debüt Hundesohn erzählt die Liebesgeschichte zwischen Zeko und Hassan, die zwischen Berlin und Adana spielt. Zeko lebt in Berlin, trifft verschiedene Männer, doch seine Gedanken bleiben bei Hassan, dem Nachbarsjungen aus der Türkei. Nach dem Tod seines Großvaters Dede, der seine Erinnerungen an Adana prägte, versucht Zeko, Vergangenheit, Religion, Familie und Begehren zu vereinen. Während er das Wiedersehen mit Hassan herbeisehnt, wird ein verdrängtes Ereignis aus ihrer Vergangenheit immer drängender. Mit poetischer und radikaler Sprache behandelt das Buch Themen wie Liebe, Begehren, Scham und Erinnerung sowie die Zerrissenheit zwischen Kulturen, Identitäten und Körpern und die Sehnsucht, sich selbst und den anderen wirklich zu finden.
Sarah Lorenz: Mit dir, da möchte ich im Himmel Kaffee trinken
Sarah Lorenz, geboren 1984 in Eckernförde, lebt und schreibt auf St. Pauli. Sie ist gelernte Buchhändlerin und studierte Soziale Arbeit. Für die taz schrieb sie die Kolumne PMS-Ultras. Im Internet bringt sie unter dem Pseudonym buchischnubbel allabendlich eine Kleinstadt an Menschen zu Bett (ca. 14.000 Follower).
Der Debütroman „Mit dir, da möchte ich im Himmel Kaffee trinken“ erzählt die Lebensgeschichte von Elisa, einer Frau in ihren späten Dreißigern, die auf einer Zugfahrt von Zürich nach Hamburg ihr bewegtes Leben reflektiert. In einem fiktiven Zwiegespräch mit der Dichterin Mascha Kaléko, ihrer literarischen Heldin, berichtet sie von Heimaufenthalten, Obdachlosigkeit auf der Kölner Domplatte, von Verlust, Sehnsucht, Freundschaft und Liebe. Der Roman ist eine poetische, hoffnungsvolle Liebeserklärung an Mascha Kaléko, an die Kraft der Sprache und an die Wunder, die selbst in schwierigen Lebenswegen aufscheinen.
Die Teilnahme an der Debütnacht ist kostenfrei, jedoch wird um eine Online-Anmeldung gebeten: www.buddenbrookhaus.de/index.php?seid=20295&vid=11200.
Der Debütpreis wird seit 2003 vom Lions Club Lübeck-Hanse gestiftet. Der Büchertisch ist vom Lübecker Buchladen „Prosa“.
Weitere Informationen finden sich online unter www.buddenbrookhaus.de/debuet-im-buddenbrookhaus.
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Quelle: Die Lübecker Museen
