Vor sieben Jahren startete der erste Kurs „Mama lernt Deutsch“ in einem Raum der Frühen Hilfen am Kinderschutzzentrum mit 35 Frauen und 40 Kindern. Es entstand ein tragfähiges Netzwerk und ein übergreifendes Konzept. Seitdem werden wöchentlich rund 130 Frauen und ebenso viele Kinder für die deutsche Sprache begeistert.
Ermöglicht wird dieses Angebot durch Landesmittel Schleswig-Holstein und durch die finanzielle Unterstützung der Possehl Stiftung. Umso größer die Freude, dass die Possehl-Stiftung dieses stadtweite Projekt auch weiterhin unterstützen wird. Dank der umfangreichen Zuwendung von rund 815.000 Euro sind die Gruppen, die Kosten für die Kursleitungen und flankierende Maßnahmen auch für die nächsten drei Jahre weitestgehend gesichert.
Im Rahmen der Feier zum siebenjährigen Bestehen bedankten sich die VHS-Koordinator:innen Mona Brück und Monika Masihi bei der Possehl-Stiftung: „Das Programm ,Mama lernt Deutsch‘ ermöglicht Müttern mit Kindern die Sprache zu erlernen und bildet einen wichtigen Baustein, um Zufluchtssuchende schnell in der Gesellschaft willkommen zu heißen.“
„Es ist uns eine Freude, zu sehen, wie gut sich das Programm in Lübeck etabliert hat. Es ermöglicht Teilhabe ohne bürokratische Hürden und unabhängig vom Aufenthaltsstatus. So schaffen wir gemeinsam gute Startbedingungen für zugewanderte Mütter und ihre Kinder gleichermaßen“, sagten die beiden Vorsitzenden, Max Schön und Prof. Dr. Klaus-Peter Wolf-Regett von der Possehl-Stiftung.
Ergänzend wird das Projekt seit 2019 durch Landesmittel aus den Familienzentren unterstützt. Doris Kratz-Hinrichsen, Landesbeauftragte für Flüchtlings-, Asyl- und Zuwanderungsfragen nutzte die Feier, um sich vor Ort über das Bildungsangebot zu informieren: „Das Projekt ‚Mama lernt Deutsch‘ ist für mich ein Projekt mit großer Vorbildfunktion in Schleswig-Holstein und auch bundesweit. Es ist ein Beispiel für Empowerment von Geflüchteten, ein feministisches Projekt und eine wichtige Initiative zur Stärkung ganzer Familieneinheiten. Mich hat schon immer beeindruckt, dass hier durch das Engagement vieler kommunaler Akteur:innen mit gutem Gespür ein Sprachkursformat entwickelt wurde, das genau dort ansetzt, wo Sprachvermittlung und Beziehungsarbeit wichtig und notwendig ist – sowohl was die Situation von Frauen und Kindern angeht als auch mit Blick auf die Digitalisierung. Ich freue mich sehr über die Förderung, die ‚Mama lernt Deutsch‘ verlässlich erhält.“
Vertreterinnen aus nahezu allen Lübecker Gruppen nutzten die Feier um sich in deutscher Sprache auszutauschen. Etwa 80 Frauen aus den Gruppen mit über 20 Kindern, begleitet von ihren Kursleiterinnen und Kinderbetreuerinnen, zeigten und erzählten je nach Sprachkenntnissen, welche Erfahrungen sie in den Gruppen machen, was sie lernen, welche Bedeutung das Projekt „Mama lernt Deutsch“ für sie hat. Sie machten deutlich, wie das Angebot ihnen hilft in Lübeck gut anzukommen, ihre Kinder besser unterstützen zu können, den Weg in den Beruf oder in eine Ausbildung zu finden. Einige Frauen überreichten Texte und Briefe an die Possehl Stiftung, die sie zu diesem Anlass geschrieben hatten.
Hintergrund
Vor sieben Jahren startete das Projekt „Mama lernt Deutsch“ in Lübeck, angeregt durch Frauen mit Migrationsgeschichte, die sich in den Frühen Hilfen am Kinderschutz-Zentrum trafen und unbedingt Deutsch lernen wollten. In Kooperation mit der VHS Lübeck konnte im weiteren Verlauf unter der Förderung der Possehl Stiftung im Rahmen des Angebotes „Deutsch für Alle“ die erste Mutter-Kind-Sprachlerngruppe zum 6. November 2017 starten. Für diesen Tag hatten sich sechs Frauen mit ihren Kindern angemeldet, tatsächlich kamen dann jedoch 35 Frauen mit ihrem Nachwuchs. Der Bedarf war und ist groß und somit entstanden im Laufe des ersten Jahres elf neue Gruppen in den Lübecker Familienzentren und Einrichtungen der Frühen Hilfen. Seitdem treffen sich wöchentlich rund 130 Frauen mit ihren Kindern bis drei Jahren in jedem Stadtteil Lübecks zum Deutsch lernen. In den weiteren Jahren konnte das Angebot ausgeweitet werden auf die Pestalozzi- Schule unter „Mama lernt Deutsch … macht Schule“ und seit 2020 auf das Nachbarschaftsbüro Vorwerk-Falkenfeld mit digitalem Schwerpunkt unter „Mama lernt Deutsch … goes digital“. 2021 nahm das Angebot beim Deutschen Kita-Preis teil und schaffte es unter 1200 Bewerbern um die Trophäe unter die letzten zehn, was bei so einer hohen Bewerberzahl einem Sieg glich.
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