In der Nacht 20. auf den 21. August 2024 wurde ein neugeborenes Mädchen in die die Babyklappe in der Mengstraße in Lübeck gelegt.
Seit mehr als 20 Jahren betreibt der Verein „Leben bewahren Lübeck e.V.“ eine Babyklappe in der Mengstraße und damit für Mütter in höchster Not eine Möglichkeit, ihr Neugeborenes anonym abgeben zu können. Über ein akustisches Signal wird die hier Tätige zu jeder Tag- und Nachtzeit informiert, dass die Klappe bedient wurde. Unmittelbar wird auch ein Rettungswagen angefordert, damit der Säugling eine Erstuntersuchung und jede erforderliche medizinische Versorgung erhält.
Zudem wird auch das Jugendamt Lübeck umgehend informiert und nimmt das Kind in seine Obhut. Die Fachkräfte der Adoptionsvermittlungsstelle kommen unmittelbar zusammen, um die weiteren notwendigen Schritte gemeinsam zu besprechen. Eine für Adoption spezialisierte Fachkraft nimmt Kontakt zur Klinik auf und besucht das Kind. Jegliche Daten zum Auffinden des Kindes werden dokumentiert, in der Babyklappe hinterlassene Gegenstände (Brief, etc.) werden in der Adoptionsvermittlungsstelle archiviert.
Innerhalb kürzester Zeit wendet sich das Jugendamt an das Familiengericht, um sicherzustellen, dass das Kind eine:n Amtsvormund:in erhält. Bis zur Bestellung wird das Jugendamt im Rahmen der Inobhutnahme vorläufig alle notwendigen sorgerechtlichen Befugnisse für den Säugling wahrnehmen.
Möglichst schnelle Bindung zu Adoptiveltern
Bei allen Adoptionen geht es immer darum, dass ein Kind gut und behütet in einer Familie aufwachsen kann. Die Bedürfnisse des Kindes stehen immer im Mittelpunkt. Das Fachkräfteteam wählt daher unmittelbar die zum Kind passenden Adoptiveltern aus dem Kreis der durch sie abgeprüften Adoptivbewerber:innen sorgfältig aus. So schnell es geht, besuchen die Adoptiveltern dann gemeinsam mit der Fachkraft das Kind in der Klinik, um dem Säugling auch die ersten wichtigen Bindungserlebnisse schenken zu können.
Mit der Entlassung aus der Klinik beginnt die in etwa einjährige Adoptionspflegezeit, in der die Eltern weiterhin durch das Jugendamt dabei unterstützt werden, ein stabiles Eltern-Kind-Verhältnis aufzubauen.
Nach Ablauf der Adoptionspflege regt die:der Amtsvormund:in die Adoption des Kindes mittels Antrag der Adoptiveltern über ein Notariat beim Familiengericht an. Das Jugendamt nimmt nach Aufforderung dazu Stellung. Per Adoptionsbeschluss wird dann die Adoption vollzogen, damit gehen alle Rechte für das Kind auf die Adoptiveltern über, die Vormundschaft des Jugendamtes für das Kind endet.
Bei einer Adoption verfolgt das Jugendamt Lübeck immer das Ziel, die am besten geeigneten Eltern für ein Kind zu finden. Die oberste Maxime ist immer das Wohl des Kindes. Daher bietet die Adoptionsvermittlungsstelle Lübeck eine umfassende Vorbereitung an, um einem Kind einen guten Start ins Leben geben zu können. Der Prozess der Adoptionsbewerbung mit anschließender Eignungsprüfung und die intensive Vorbereitung (z.B. Besuch eines Vorbereitungsseminars, Hausbesuche durch das Jugendamt) dauert in der Regel rund ein Jahr.
Anonyme Geburt – sicher und absolut vertraulich
Im Gegensatz zur Babyklappe bietet eine anonyme beziehungsweise vertrauliche Geburt Mutter und Kind mehr Sicherheit, denn sie ermöglicht schwangeren Frauen mit Anonymitätswunsch ein gesetzlich geregeltes Angebot innerhalb des Spektrums anonymer Hilfs- und Beratungsangebote, so dass Frauen, medizinisch betreut entbinden können, ohne ihre Identität zu offenbaren. Zugleich behält das Kind das Recht, später seine Herkunft zu erfahren – ein wichtiger Baustein für seine Entwicklung. Zentrale Anlaufstelle für die betroffenen Frauen und für die Steuerung des Verfahrens zur vertraulichen Geburt sind die Schwangerschaftsberatungsstellen. Sie genießen das Vertrauen der Rat suchenden Frauen.
Weiterführende Informationen
Wer allgemein Interesse am Thema Adoption oder einer Vollzeitpflege für ein Lübecker Kind hat, kann sich gern an das Jugendamt Lübeck wenden per E-Mail an pflegekinder-und-adoptionsstelle@luebeck.de oder sich unter www.luebeck.de/adoption beziehungsweise www.luebeck.de/pflegekinder informieren.
Frauen, die Hilfe und Unterstützung benötigen, können sich ebenfalls an das Jugendamt wenden.
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