Veröffentlicht am 08.08.2024

Archäologische Grabungen bringen spannende Funde ans Licht

Fußgängerverkehr stadtauswärts wird aufgrund vorbereitender Grabungen umgeleitet - Geschäftsbetriebe bleiben erreichbar

Ein sogenannter „Pesttaler“ aus dem 16. Jahrhundert wurde kürzlich im Rahmen der Grabungsarbeiten in der Beckergube entdeckt.

Aufgrund erforderlicher archäologischer Grabungen auf der südlichen Seite der Beckergrube zwischen Breite Straße und der Straße Fünfhausen ist eine Anpassung der Fußgängerführung erforderlich. Die aktuellen Arbeiten machen es notwendig, den Fußgängerverkehr stadtauswärts kurzfristig über die nördliche Gehwegseite zu leiten.

Fußgänger:innen, die von der Breite Straße aus Richtung Innenstadt oder Koberg kommen, werden gebeten, die nördliche Gehwegführung in der Beckergrube zu nutzen und vor dem Theater über die Straßenquerung Ecke Kupferschmiedestraße/Fünfhausen zu den dortigen Geschäften zu gelangen. Die von der Maßnahme betroffenen Geschäfte – darunter REWE, Barrique, Le Théâtre, Buchhandlung Langenkamp, Sanitätshaus Köhler, Orthopäden am Theater, Lübecker Nudelkontor, Beauty Time, Laufrad und Waltz of the Flowers – bleiben selbstverständlich weiterhin erreichbar. Hinweisschilder vor Ort werden künftig auf die Umleitung hinweisen.

Im Rahmen der Neugestaltung der Beckergrube soll eine Vielzahl von Bäumen den Stadtraum zukünftig klimaresilienter und grüner gestalten. Vor der Neupflanzung der Bäume sind archäologische Untersuchungen erforderlich. Die Rettungsgrabung wird den späteren Bauprozess reibungsloser und kosteneffizienter gestalten, da die Dokumentation der archäologischen Funde in den geplanten Baumgruben vor Baubeginn abgeschlossen ist. Zudem sichert sie wertvolle historische Erkenntnisse und ermöglicht eine zukunftsweisende städtebauliche Entwicklung.

Die jetzt stattfindenden Grabungen im aktuellen Baufeld sind von großer Bedeutung, um den Start der umfassenden Baumaßnahme in der Beckergrube voraussichtlich im September 2024 sicherzustellen. Die archäologischen Arbeiten werden voraussichtlich bis zum Beginn der Straßenbauarbeiten andauern und dann baubegleitend weitergeführt.

Die bisherigen Grabungen bieten bereits jetzt einzigartige Einblicke in den Lebensalltag der damaligen Bewohner der Straße. Direkt unterhalb des Asphalts wurden die historischen Überreste neuzeitlich-mittelalterlicher Häuser und Straßenhorizonte, die während des Zweiten Weltkriegs oberirdisch zerstört wurden, freigelegt.

Besonders erfreulich ist der Fund eines sogenannten „Pesttalers“ aus dem 16. Jahrhundert, der kürzlich im Rahmen der Grabungsarbeiten entdeckt wurde. Dieser außergewöhnliche Fund bietet faszinierende Einblicke in die religiösen Praktiken und die historischen Herausforderungen, denen Lübeck während der verheerenden Pandemien des 16. Jahrhunderts ausgesetzt war.

Das Medaillon zeigt eine Kreuzigungsszene und eine Schlange am Kreuz, getragen als Amulett gegen die verheerenden Krankheits- und Pestpandemien. Die Inschrift und Motivik verweist auf eine biblische Erzählung, in der Moses eine bronzene Schlange aufstellte, die dann Heilung brachte. Wer das Medaillon bei sich trug und auf das Kreuz schaut wurde von der Pest verschont - so vermuteten es die damaligen Stadtbewohner. 

„Solche einzigartigen Funde sind von unschätzbarem Wert und lassen uns tief in den Alltag der Menschen eintauchen“, betont der für die Innenstadt zuständige Archäologe André Dubisch. Ein solcher Fund verdeutlicht die Notwendigkeit, archäologische Untersuchungen vor Beginn der Baumaßnahme durchzuführen. Während vergleichbare Funde oft aus edleren Materialien bestehen, zeigt das Lübecker Medaillon aus Buntmetall, dass auch „Normalbürger:innen“ in Zeiten der Not nach Schutz suchten.

Die archäologischen Arbeiten sind ein positives Beispiel dafür, wie moderne Stadtentwicklung und die Bewahrung des kulturellen Erbes Hand in Hand gehen können. Die laufenden Ausgrabungen im Zuge der Neugestaltung der Beckergrube werden in Zukunft noch viele spannende und bisher unbekannte Entdeckungen ans Tageslicht bringen.

Die Hansestadt Lübeck dankt den Bürger:innen für ihr Verständnis und freut sich, die historische und kulturelle Vielfalt Lübecks weiter zu erforschen und zu bewahren.

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