Am 19. Oktober ist der 300. Todestag des berühmten Malers Gottfried Kniller. Das St. Annen-Museum erinnert zu diesem Anlass an den international bedeutenden Sohn der Stadt, indem es in der Dauerausstellung erstmals das 2015 im Kunsthandel erworbene und frisch restaurierte Bildnis eines jungen Gelehrten zeigt. Begleitend erscheint eine Digital Story auf der Homepage des Museums, die Leben und Wirken Knillers sowie weitere Werke im Museumsbestand vorstellt.
Obwohl in einer Künstlerfamilie aufgewachsen, wurde der junge Kniller von seinem Vater zunächst zum Studium der Kriegswissenschaften und Mathematik in die Niederlande geschickt. Unter dem Eindruck der großen niederländischen Maler wie Rembrandt, entdeckte er schnell sein eigenes Talent und ging wahrscheinlich zu Ferdinand Bol in die Lehre. Nach dem Studium zog es ihn schließlich nach England, wo er bald zum gefragten Porträtmaler des Adels und sogar des Königshofs wurde. Dr. Anja Kregeloh, Wissenschaftliche Mitarbeiterin des St. Annen-Museums betont: „Nicht nur sein Erfolg als Maler, sondern auch sein geschickter und gebildeter Umgang mit den vielen bedeutenden Persönlichkeiten, die in seinem Atelier ein- und ausgingen, ließen ihn als ‚Sir Godfrey Kneller‘ in die englische Oberschicht aufsteigen.“
Bevor Kniller jedoch nach einer Zwischenstation in Italien 1676 nach England übersiedelte, hielt er sich noch einmal für ein paar Jahre in seiner Heimatstadt Lübeck auf. Aus dieser Zeit sind wenige Gemälde erhalten, unter anderem das im St. Annen-Museum ausgestellte Bild eines alten Gelehrten am Studiertisch, das für die Lübecker Stadtbibliothek angefertigt wurde. Überhaupt scheint das Thema des Gelehrten-Porträts Kniller beschäftigt zu haben, wie auch das nun erstmals zu sehende Bildnis eines jungen Gelehrten beweist. Darauf stellte er sich wohl selbst dar. Pinsel und Malpalette verweisen auf seinen Beruf, aber das aufgeschlagene Buch, die Globen und die Schreibfeder mit Papier sind die typischen Gegenstände, an denen man damals Wissenschaftler und Philosophen erkennen konnte. Anja Kregeloh erklärt: „Die Idee hinter dem Motiv des gelehrten Malers war, dass dieser die Wirklichkeit nur gut abbilden konnte, wenn er sie selbst ausreichend verstand“.
Das neu erworbene Gemälde ist ab Donnerstag, 19. Oktober 2023, in der Dauerausstellung des St. Annen-Museums zu sehen. Die Digital Story wurde von der Wissenschaftlichen Mitarbeiterin Anja Kregeloh verfasst und ist ebenfalls ab dem 19. Oktober auf der Museumswebsite unter der Rubrik „Digital“ zu finden. Weitere Informationen unter https://st-annen-museum.de/
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