Veröffentlicht am 20.04.2022

Die Rolle des Lübecker Stadtwalds für den Klimaschutz

Inventur im Wald: Waldwissenschaftler erklären am 22. April 2022 die Zusammenhänge

Der Stadtwald Lübeck wird nach dem Lübecker Konzept der „Naturnahen Waldnutzung“ im Sinne des integrativen Prozessschutz-Waldbaus bewirtschaftet.

Bei der Konzeption, Durchführung und Kontrolle der Waldbewirtschaftung sieht das Lübecker Konzept die Einbindung von Interessierten, Sachkundigen und Zuständigen vor. Die gesellschaftliche Akzeptanz sowohl der Umweltverbände, der Lübecker Bürgerschaft als auch der Bürger:innen wird als Basis für eine erfolgreiche Forstwirtschaft und eine umfassende Daseinsvorsorge für Natur und Menschen angesehen.

Im Dialog mit den Umweltverbänden BUND, Fridays for Future, Greenpeace und dem Landschaftspflege Verein Dummersdorfer Ufer entstand die Idee, im Rahmen von Informationsveranstaltungen die Arbeitsweise sowie die wissenschaftlichen Erkenntnisse der derzeit zum vierten Mal laufenden Wald-Inventur zu erklären und zu diskutieren.

Die Auftaktveranstaltung findet am kommenden Freitag, 22. April 2022, um 18 Uhr in der Gemeinnützigen, Königstraße 5, 23552 Lübeck, statt. Nach einer kurzen Einführung durch die Mitarbeitenden des Stadtwalds, folgen Vorträge zwei herausragender Waldwissenschaftler. Dr. Torsten Welle von der Naturwald–Akademie wird neue Forschungsergebnisse erläutern, die die Zusammenhänge von Biodiversitätsforschung und Klimaschutz aufzeigen. Anschließend wird Prof. Dr. Pierre Ibisch, Biologe und Professor für „Nature Conservation“ an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde, über die Rolle des Waldes für den Klimaschutz sprechen und welchen Einfluss die Waldwirtschaft in diesem Kontext ausübt. Anschließend besteht für Besucher:innen die Möglichkeit Fragen zu stellen und sich mit den Experten auszutauschen.

Der Zugang erfolgt nach den aktuellen Corona-Regelungen.

Inventur im Lübecker Stadtwald

Das Verständnis der natürlichen Walddynamik wird als wesentliche Voraussetzung für die Umsetzung des Lübecker Konzepts gesehen. Prozessschutz-Waldbau stellt kein starres waldbauliches Konzept dar, sondern berücksichtigt den wachsenden Erkenntnisstand vor allem in der Waldökologie und ökosystemare Entwicklungen im eigenen Betrieb. In diesem Zusammenhang spielen nicht bewirtschaftete Referenzflächen eine herausragende Rolle. Auf ihnen wird forstlich unbeeinflusste Waldentwicklung sichtbar. Sie wurden in Lübeck Anfang der 90er Jahre repräsentativ ausgewählt und sind im Einzelnen mindestens 20 Hektar groß. Insgesamt umfassen sie 10,4 Prozent der Gesamtwaldfläche. Diese werden mittels repräsentativer Stichprobeninventuren, Vollaufnahmen, wissenschaftlichen Arbeiten und anhand regelmäßiger Begehungen als Lern- und Vergleichsflächen genutzt. Die Inventuren im Rahmen der Forsteinrichtung beschreiben Ist-Zustände und dokumentieren Entwicklungen.

Diese Inventuren sind das Rückgrat für die Umsetzung des national und international anerkannten Waldmanagements im Lübecker Stadtwald. Die Ergebnisse liefern auch wertvolle Beiträge für die Umsetzung von Forderungen zum Biodiversitäts- und Klimaschutz. So kann im Wirtschaftswald eine adaptive naturnahe Bewirtschaftung umgesetzt werden, bei der die Ziele und Maßnahmen kontinuierlich validiert und gegebenenfalls angepasst werden können.

Hintergrund

Die Hansestadt Lübeck verfügt über 4.600 Hektar Kommunalwald. Seit nunmehr 30 Jahren wird der Stadtwald Lübeck nach dem Lübecker Konzept der „Naturnahen Waldnutzung“ im Sinne des integrativen Prozessschutz-Waldbaus bewirtschaftet. Lübeck erhielt als erster Betrieb Deutschlands 1997 das Naturland- und 1998 das FSC-Zertifikat. Die Komponenten des Lübecker Konzepts haben die Zertifizierung nachhaltiger Forstwirtschaft national und international geprägt. Für verschiedene Umweltverbände wie Greenpeace, Robin Wood, BUND und WWF wurde das Lübecker Konzept zum „best practice“-Beispiel. Der Stadtwald Lübeck gilt in Deutschland und im Ausland als Vorzeigeprojekt integrativer Waldbewirtschaftung. +++