Auf eine abwechslungsreiche „Tour de Grass“ können sich Kultur- und Naturbegeisterte nun mit dem Fahrrad oder zu Fuß begeben: Ab sofort ist eine Augmented-Reality-App verfügbar, die die Nutzer:innen auf den Spuren von Günter Grass von der Hansestadt Lübeck bis nach Mölln durch das Stecknitztal entlang des Elbe-Lübeck-Kanals führt. Das Projekt wurde vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft im Rahmen des Förderprogramms LandKULTUR mit knapp 100.000 EUR unterstützt. Die Nutzung der App ist kostenlos. Sie kann ab sofort in den offiziellen App-Stores abgerufen werden. Die Smartphone-App leitet zu 24 Stationen, die im Leben und Werk von Günter Grass eine Rolle gespielt haben. Sie bereichert den Ausflug mit Geschichten und Gedichten des Literaturnobelpreisträgers sowie verschiedenen Augmented Reality-Anwendungen. Doch sie geht über Grass weit hinaus und ermöglicht es, in die Geschichte des Stecknitztals einzutauchen. Damit macht sie ein Kultur- und Naturerlebnis unter freiem Himmel möglich – ideal gerade in Pandemiezeiten. Viele Texte von Günter Grass und weitere Audiobeiträge wurden exklusiv von Katharina Thalbach eingesprochen.
Bei der „Tour de Grass“ können Nutzer:innen unter anderem an der Kornbrennerei in Krummesse mithilfe von Augmented Reality Gläser erklingen lassen – nach dem Vorbild in der „Blechtrommel“. An einer Grass-Skulptur vor dem Dorfgemeinschaftshaus Brinkhuus in Behlendorf ermöglicht Augmented Reality das Experimentieren mit verschiedenen künstlerischen Techniken. Ein weiteres Highlight ist ein Interview, das auf dem spätmittelalterlichen Marktplatz der Eulenspiegelstadt Mölln abgerufen werden kann: Erfolgsautor Daniel Kehlmann spricht darin mit dem Leiter des Günter Grass-Hauses Dr. Jörg-Philipp Thomsa über die Ähnlichkeiten zwischen den Schelmenfiguren Till Eulenspiegel („Tyll“) und Oskar Matzerath aus der „Blechtrommel“. An der Station des Günter Grass-Hauses in Lübeck ist der Literaturnobelpreisträger in einem Film zu erleben, in dem er Parallelen zwischen der Hansestadt Lübeck und seiner Heimatstadt Danzig zieht. Natürlich macht die App auch in Behlendorf im Herzogtum Lauenburg Halt, wo Grass mit seiner Frau fast 30 Jahre lang lebte. Hier kann man sich mithilfe von Augmented Reality in die Situation des Malers Grass hineinversetzen, der seine Staffelei samt Aquarellfarben platziert und seine Eindrücke von der Obstwiese mit Äpfeln, Birnen und einem großen Nussbaum mit raschen Pinselstrichen festhält. An weiteren Stationen ermöglicht die App einen Vergleich seiner Aquarelle mit der aktuellen Landschaft oder das virtuelle Nachbauen eines Plattboden-Schiffes, mit dem vor 500 Jahren das Salz nach Lübeck transportiert wurde.
Eine weitere Überraschung wartet zudem an der Hudeeiche nahe Mölln: Hier hat der für seine „Kuh Lieselotte“ bekannte Illustrator Alexander Steffensmeier eigens für die App-Station an der 30 Meter hohen und ca. 350 Jahre alten Eiche am Kanal eine kleine Zeitreise gezeichnet, bei der die berühmte Kuh Lieselotte den Nutzen der Eichen für die heimische Landwirtschaft erläutert. „In Pandemiezeiten, wo die Kultur neue Wege gehen muss, sind digitale Lösungen gefragt. Mit der neuen ‚Tour de Grass‘ ist eine ideale Kombination aus digital gesteuertem Ausflug ins Grüne mit kulturellem Hintergrund gelungen. Sie ist ein weiterer Beitrag zur digitalen Strategie der Hansestadt Lübeck. Moderne digitale Anwendungen gepaart mit kreativen Inhalten – dafür steht das Günter Grass-Haus!“, so Monika Frank, Senatorin für Kultur und Bildung der Hansestadt Lübeck. Prof. Dr. Hans Wißkirchen, Leitender Direktor der Lübecker Museen, ergänzt: „Günter Grass fühlte sich in der Region wohl, mochte Lübeck gerne und war die letzten 30 Jahre seines Lebens in Behlendorf ansässig. Mit der neuen App kann man sich nicht nur an der frischen Luft sportlich betätigen, man kann auch den Menschen Günter Grass erleben. Dafür braucht man kein Germanistikstudium; sie macht den Literaturnobelpreisträger für alle greifbar.“
„Mit der App bietet das Günter Grass-Haus, das immer wieder neue Formen der Vermittlung von Literatur und bildender Kunst erprobt, für Einheimische und Touristen gleichermaßen die Möglichkeit, auf neue Art die Region zu erkunden. Gleichzeitig rückt die Anwendung die Nachbargemeinden Lübeck und Herzogtum Lauenburg dichter zusammen. Ich danke dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft für die großzügige Unterstützung“, so Dr. Jörg-Philipp Thomsa. Die Entstehung der App sei der Digitalen Kuratorin Julia Wittmer sowie der Agentur NMY Mixed-Reality Communication GmbH aus Frankfurt, die für die technische Entwicklung und Programmierung zuständig ist, zu verdanken. Der Geschäftsführer Sebastian Demmerle sagte: „Die faszinierenden technischen Möglichkeiten von Handy-Apps wie ‚Pokémon Go‘ gibt es jetzt auch für die Kultur: Die ‚Tour de Grass‘-App auf Basis der NMY Software ‚UnSeen‘ vereint State-of-the-Art Funktionen wie Augmented Reality, GPS Tracking, Mixed Reality Player und 3D Map und Navigation für standortbezogene GPS Dienste. Außerhalb des Museums und an realen Orten erweitert das Günter Grass Haus sein Programm und schafft neue Kulturerlebnisse auf eine höchst innovative Art und Weise."
Die Stationen im Einzelnen:
Günter Grass-Haus / St. Marien zu Lübeck / Café Niederegger / Alter Stecknitzarm / Kornbrennerei Krummesse / „Kanalhering“ / „Salzprahm“ / Schleuse Behlendorf / Garten / Im Raps / Stecknitz-Region / Dorfkirche Behlendorf / Friedhof Behlendorf / Pilze / Werkstatt / Behlendorfer Forst / Behlendorfer See / Feuerwehr Behlendorf / „Brinkhuus“ / Pappeln / Bahide-Arslan-Gang Mölln / Hudeeiche / Marktplatz Mölln / Stadtpark Mölln
Weitere Informationen unter www.grass-haus.de +++
Quelle: Die Lübecker Museen