Aufgrund der geltenden Kontaktbeschränkungen fand die 63. Sitzung des Welterbe- und Gestaltungsbeirats am 6. Mai 2021 erneut in digitales Form statt. Dass trotz der Beratung im Videoformat die Sitzung mit knapp 30 Anwesenden sehr gut besucht war, freut Bausenatorin Hagen sehr: „Es zeigt, welchen Stellenwert die Lübecker:innen der fachlichen Auseinandersetzung mit baukulturellen Fragen beimessen.“
Zu Beginn wurde Professorin Karin Schmid als Nachfolgerin von Hilde Barz-Malfatti und neues Beiratsmitglied begrüßt. In einer kurzen Präsentation stellte sich Schmid den Anwesenden vor und zeigte unter anderem Arbeiten des eigenen Büro 03 Architekten aus München.
Gemäß Tagesordnung wurden zwei Projekte, die im November 2020 erstmalig behandelt wurden, beraten.
1. Baulücke in der Kronsforder Allee 37
Bei dem vom Architekturbüro Bruch+Suhr Architekten (Lübeck) präsentierten Bauvorhaben handelt es sich um die Schließung einer Baulücke in der Kronsforder Allee 37. Der überarbeitete Ansatz des Büros, die Baulücke mit nur einem Gebäude zu schließen, wurde positiv begrüßt. Der Entwurf geht in seiner Kubatur mit Vor- und Rücksprung auf den Standort und die unterschiedliche Maßstäblichkeit der Nachbarhäuser ein, wodurch ein harmonischer Übergang zu der durch die Bestandsgebäude verspringenden Straßenflucht gelingt. Auf dieser Grundlage erfolgt eine Weiterführung des vorgelegten Entwurfsansatzes.
2. Denkmalgeschützten Hauses in Fünfhausen 21-25
Anschließend wurde vom Architekturbüro Riemann Architekten (Lübeck) der Umbau eines teilweise denkmalgeschützten Hauses in Fünfhausen 21-25, in direkter Nachbarschaft zur Marienkirche, vorgestellt. Intensiv beraten wurde die Frage nach der Haltung zur Ausgestaltung des Giebels. Das Bestandsgebäude hatte im Krieg den oberen Teil seines Giebels und Teile des Dachs verloren; der Giebel war bisher nicht wieder ergänzt worden. Im Vergleich zu dem im November vorgelegten Entwurf einer nah am Original gehaltenen Rekonstruktion eines Schweifgiebels, wurde in der überarbeiteten Fassung nunmehr eine Neuinterpretation des Giebels vorgestellt.
Der Beiratsvorsitzende Professor Jörg Springer hält nach eingehender Diskussion fest: „An dieser Stelle müsste nicht von einer Rekonstruktion, sondern eher von einer Reparatur des Giebels gesprochen werden. Nicht zuletzt wegen der noch erhaltenen Schmuckemente kann mit einer selbstverständlichen Wiederherstellung des zerstörten Giebelteils ein sehr gutes und im Zusammenwirken mit dem Bestand schlüssiges Ergebnis gelingen“. Weiter bittet der Beirat die vorgesehenen Dachflächenfenster in Ihrer Größe und Ausgestaltung zu überdenken, da diese -aus dem Straßenraum heraus wahrnehmbar- die Dachlandschaft in der Perspektive auf die Marienkirche beeinträchtigen würden.
Seitens der Denkmalpflege der Hansestadt wurde betont, dass eine reine Rekonstruktion zu vermeiden ist, um die Zeitgenossenschaften herauszuarbeiten – also die unterschiedlichen Bauzeiten zu betonen und den zukünftigen Generationen mitzugeben. Die Architekten begrüßten die fachliche Diskussion und werden in Abstimmungen mit der Denkmalpflege die Planungen abschließend konkretisieren.
Pünktlich um 18 Uhr beendete Senatorin Hagen die Sitzung mit dem Wunsch, dass die nächste Zusammenkunft des Beirats, am 19./ 20. August 2020, in der gleichen konstruktiven Streitkultur aber vor allem wieder vor Ort in Lübeck als Präsenzveranstaltung stattfinden kann.+++