Im Mai 2020 startete der Verkehrsversuch in der Beckergrube. Zur Auswertung des Versuchs haben bereits Verkehrsmessungen und Raumbeobachtungen stattgefunden. Nun finden zusätzlich Interviewserien mit den verschiedenen Gruppen von Anliegern der Beckergrube und Breiten Straße, unter anderem auch mit den Grundstückseigentümer:innen. statt
Die Hansestadt Lübeck hat die Technische Hochschule Lübeck, Fachbereich Bauwesen, Soziologie der gebauten Umwelt, gebeten, diese Interviewserien unter Einbindung von Studierenden durchzuführen. Es sollen die unterschiedlichen Wahrnehmungen zum Projekt Beckergrube und des Verkehrsversuchs erfragt, über Vor- und Nachteile der Umgestaltung gesprochen und mögliche Perspektiven für eine Weiterentwicklung der Straße erörtert werden.
Wer in der Beckergrube oder in der Breiten Straße zwischen Beckergrube und Koberg wohnt, arbeitet oder dort eine Immobilie besitzt und an der empirischen Befragung teilnehmen möchten, kann sich dafür bis zum 18. Mai 2021 per E-Mail an stadtplanung@th-luebeck.de anmelden. Selbstverständlich werden alle Aussagen aus dem etwa 45 bis 60-minütigen Interview den wissenschaftlichen Gepflogenheiten entsprechend vertraulich behandelt.
Die Evaluationsergebnisse des Verkehrsversuchs sollen im Spätsommer in den begehbaren roten Containern im Rahmen einer neuen Ausstellung gezeigt werden, in der sich die Lübecker:innen und Besucher:innen zudem über das weitere Vorgehen im Projekt Beckergrube informieren können.
Aktionen und Angebote erblühen auch in diesem Sommer
Mehr Raum für uns Menschen, weniger für den Verkehr. Den gewonnenen öffentlichen Raum machen wir für alle Lübecker:innen und die Besucher:innen unserer Stadt nutzbar. Gemeinsam mit den Gewerbetreibenden, Anwohner:innen und tatkräftigen Mitstreiter:innen werden unterschiedliche Modelle erprobt, um die Aufenthaltsqualität zu erhöhen. Verschiedene Aktionen zeigen, wie wir von dem neu entstehenden Raum profitieren können. Die ansässigen Gastronomen bieten wieder ihre kulinarische Küche und leckeren Kaffee an. Die Initiative Grüne Beckergrube geht mit dem Urban Gardening-Projekt in die zweite Runde. Wer Lust hat mitzumachen, kann sich direkt bei der Initiative Grüne Beckergrube unter gruene-beckergrube@posteo.de melden.
Weitere Aktionen sind geplant. Ankündigungen und Informationen sind online abrufbar unter www.luebeck.de/gehtlos.
Neue Beschilderung
Es wird beobachtet, dass weiterhin einige Autos verkehrswidrig durch die Beckergrube fahren. Die Schilder seien zu klein, die Kontrollen zu wenig - so liest und hört man. Die Hansestadt Lübeck hat mehr Vertrauen in die Fahrkünste und die Regeltreue der Bürger:innen, will aber doch nicht untätig bleiben. Es werden nun regelmäßig Geschwindigkeitskontrollen durchgeführt und die Beschilderung soll vereinfacht werden. Die lange Liste an Ausnahmen wie Anwohner:innen, der Linienbus- und Lieferverkehr, die berechtigt durch die Beckergrube fahren, wird in Kürze unter „Anlieger frei“ zusammengefasst. Diese Regelung erschwert die Überwachung, wird und kann aber trotzdem vorgenommen werden und ist für die Erfassung des Sachverhalts für alle Verkehrsteilnehmer:innen zielführender.
Hintergrund
Im Mai 2020 startete im Nordwesten der Altstadt ein umfangreicher Verkehrsversuch. Ziel ist, den überwiegend durchfahrenden Autoverkehr zu beschränken und im Gegenzug den Stadtraum für die Bewohner:innen und Geschäftstreibenden aufzuwerten. Mit zunächst temporären Maßnahmen wurde die Aufenthaltsqualität im neuen verkehrsberuhigten Geschäftsbereich, in der oberen Beckergrube und Breiten Straße bis zum Koberg, durch mobiles Grün, Sitzmöbel und eine Ausstellung erhöht. Und auch nutzen die Gastronomen die zusätzlichen Flächen ausgiebig. Langfristiges Ziel ist eine umfassende Neugestaltung des Stadtraums.
Die Hansestadt Lübeck hat sich mit dem Projekt Beckergrube für Fördermittel aus dem Programm Nationale Projekte des Städtebaus beworben und wurde unter 98 Bewerbungen als einzige Stadt in Schleswig-Holstein ausgewählt. Für die Umsetzung des Projekts Beckergrube wurden die Gesamtkosten auf 7,7 Millionen Euro geschätzt. Der Bund hat im März 2021 in der Gesamtschau auf alle Bundesländer für die Beckergrube 3,5 Millionen Euro bewilligt. Der kommunale Eigenanteil kommt hinzu.+++