Der „Equal Care Day“ am kommenden Sonntag will auf die mangelnde Wertschätzung und unfaire Verteilung von Fürsorgearbeit aufmerksam machen.
„Das Anliegen der bundesweiten Initiative ist es, die Aufgaben der Fürsorge und Pflege gleichmäßiger auf beide Geschlechter zu verteilen, sie generell aufzuwerten und ihre arbeitsrechtlichen sowie gesellschaftspolitischen Rahmenbedingungen zu verbessern“, erklärt Petra Schmittner, Mitarbeiterin im Lübecker Frauenbüro.
Mehr und mehr Männer übernähmen Verantwortung für Sorgeaufgaben, wie die steigenden Zahlen der Väter in Elternzeit zeigen. Dennoch dauere es vier Jahre, bis Männer so viel private, berufliche und ehrenamtliche Fürsorgetätigkeiten erbracht hätten wie Frauen in einem Jahr.
„Die aktuelle Corona-Pandemie belastet Frauen besonders. Aber es gab und gibt auch neue ‚Arrangements‘ zwischen den Geschlechtern, die die „Care“-Aufgaben anders verteilen“, so der positive Ausblick der Lübecker Gleichstellungsbeauftragten Elke Sasse. Eine Studie im Auftrag des Bundesfrauenministeriums habe die Reduktion der Arbeitszeit von Männern sowie die Etablierung einer neuen Vollzeit (30-35 Stunden/Woche) zur Reduzierung des „Gender Care Gap“ vorgeschlagen. „An der Umsetzung muss jedoch noch gearbeitet werden,“ so Sasse.
„Sorgearbeiten“ wie Kinderbetreuung, Pflege und Co werden auch in Lübeck nach wie vor häufiger von Frauen als von Männern erledigt. Das Gender Monitoring der Hansestadt Lübeck liefert dazu lokale Zahlen:
· Frauen sind zu 78% diejenigen, die Elterngeld bezogen
· nach wie vor werden in Lübeck fast zwei von drei Kindern unter 3 Jahren (59%) komplett „privat“ betreut
· auch die Pflege zu Hause übernehmen in Lübeck zu zwei Dritteln (67%) pflegende Angehörige – und laut bundesweiten Zahlen sind wiederum 2/3 davon Frauen.
„Frauen arbeiten wegen Kinderbetreuung oder Pflege deutlich häufiger als Väter in Teilzeit oder Minijobs - mit allen damit verbundenen Problemen wie geringerem Verdienst, schlechteren Aufstiegsmöglichkeiten oder Altersarmut“, stellt Petra Schmittner fest.
Inzwischen gibt es mehr und mehr professionelle Betreuungsangebote für Kinder und Pflegebedürftige. Auch die professionelle Sorgearbeit, d.h. Tagespflegepersonen, Erzieher:innen und Lehrkräfte an Grundschulen, leisten vorrangig Frauen.
„Männer müssen die Chance bekommen, mehr in die Sorgearbeit eingebunden zu werden – durch Unterstützung auch ihrer Vorgesetzten. Gleichzeitig müssen die ‚sorgenden‘ Berufe endlich deutlich besser bezahlt werden. ‚Systemrelevant‘ darf nicht nur ein Schlagwort bleiben“, fordert Elke Sasse
Mehr Hintergrundinformationen finden Sie hier:
· Gender Monitoring – Zahlen zu Männern und Frauen in Lübeck – Seiten der Hansestadt Lübeck
· Gender Care Gap-Seite Link zum Bundesfrauenministerium
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Quelle: Frauenbüro