Am kommenden Dienstag, 19. Januar 2021, geht die digitale Ringvorlesung rund um Thomas Manns Meisterwerk „Doktor Faustus“ im Rahmen des Projekts „Lübeck hoch 3“ in die dritte Runde: Um 18 Uhr wird auf dem Streaming-Kanal der Musikhochschule Lübeck ein Vortrag des Thomas Mann-Experten Prof. Dr. Hans Wißkirchen, Präsident der Deutschen Thomas Mann-Gesellschaft und Leitender Direktor des Verbundes „die Lübecker Museen“, ausgestrahlt. Der Fokus liegt dabei auf dem Aspekt der Deutschen Geschichte in dem zwischen 1943 und 1947 entstandenen Roman.
In seinem Vortrag nimmt Wißkirchen Thomas Manns Verhältnis zur Musik und zur Politik in den Blick und zeigt auf, dass der Roman, gerade im Politischen, auch heute noch von einer geradezu frappierenden Aktualität ist. So sei im „Doktor Faustus“ davon die Rede, dass im Zeitalter der Weimarer Republik an die Stelle der parlamentarischen Diskussion die Versorgung der Massen „mit mythischen Fiktionen“ getreten sei, derer sich die Politik bedient, um erfolgreich politische Energien entfesseln zu können. Der aktuelle Bezug zu so genannten Querdenkern hierzulande sowie zu politischen Entwicklungen beispielsweise in Polen, Ungarn, Großbritannien und natürlich am deutlichsten zu Donald Trump, der mit seinen Fake News in den Sozialen Netzwerken ganz unmittelbar massiven Einfluss auf das Denken und Handeln einer Vielzahl von Menschen nimmt, sei augenscheinlich. „Es schockiert, wenn man das liest, angesichts dessen, was wir heute (wieder) erleben und zu dessen Beschreibung es fast so gut taugt wie für die Beschreibung einer einhundert Jahre alten politischen Wirklichkeit.“, so Wißkirchen.
Die Vorlesung wird akustisch untermalt von Mert Yesilmenderes (Klavier), Jasmin Delfs (Sopran) und Changhyun Yun (Bass), die für den Roman relevante Werke der deutschen Musikgeschichte intonieren. Schumann, Wagner, Liszt, Schönbergs Zwölftontechnik sowie die Musik Hanns Eislers aus dem amerikanischen Exil sind zu hören. Unter www.mhl-streaming.de wird die Vorlesung am Dienstag, 19. Januar 2021, ab 18 Uhr ausgestrahlt. Eine anschließende Liveschaltung bietet Raum für Diskussionen.
Es folgen noch zwei weitere Vorträge im Rahmen der Ringvorlesung jeweils dienstags um 18 Uhr am 26. Januar und 2. Februar 2021. +++
Quelle: Die Lübecker Museen