Veröffentlicht am 14.12.2020

Sanierung lässt Gewölbekeller und 800 Jahre Baugeschichte sichtbar werden

Baumaßnahmen im Museum Behnhaus Drägerhaus beginnen ganz unten

Behn- und Drägerhaus Keller

Vor einigen Wochen startete die Sanierung des Museums Behnhaus Drägerhaus. Am Anfang stehen Bau- und Sanierungsmaßnahmen in den Kellern. Nach Entrümpelung, Rückbau jüngerer Einbauten und Säuberung wurde nun deutlich, was man bislang allenfalls aus der Literatur wusste, jedoch nicht mehr nachvollziehbar vor Augen hatte: Die beiden ehemaligen Kaufmannshäuser in der Königstraße 9 und 11, die ihr Erscheinungsbild im späten 18. bzw. frühen 19. Jahrhundert erhielten, fußen auf mittelalterlichem Fundament. Unter dem Drägerhaus findet sich ein weitgehend erhaltener Gewölbekeller aus dem späten 13. Jahrhundert. Die Besonderheit ist, dass nicht nur das Haupthaus zur Straße mit acht Gewölben unterkellert ist. Auch der sich nach hinten anschließende Flügel weist zwei zeitgleiche Gewölbe auf. Störende, weil sichtbar verlegte Leitungen sollen nun schrittweise verschwinden. Vor einigen Tagen hat die Konservierung und Restaurierung der Mauer- und Gewölbesteine begonnen. Der seit über siebenhundert Jahren baulich kaum veränderte Keller des Drägerhauses soll zukünftig keiner museumstechnischen Nutzung zugeführt werden. Er soll nach der Restaurierung in seiner geschlossenen erhaltenen Pracht für Besucherinnen und Besucher sicht- und erlebbar werden.

Im benachbarten Keller unter dem Behnhaus ist hingegen die gut 800-jährige Baugeschichte ablesbar. Ein sogenanntes Steinwerk aus dem frühen 13. Jahrhundert ist erhalten, daneben findet sich ein ehemaliger Balkenkeller und zwei Kreuzrippengewölbe unter dem Flügel. Der vordere, zur Königstraße gelegene Kellerteil wurde im späten 18. Jahrhundert wohl im Zuge des Umbaus von Fassade und Vorderhaus neu errichtet. Die vier in ihrer Erscheinung und Datierung ganz unterschiedlichen Kellerabschnitte im Behnhaus sollen auch zukünftig unterschiedliche museale Nutzungen erhalten: Hier entstehen ein Kellerzugang, Besucher-WCs, Werkstatträume und ein Gemäldedepot. Letzteres wird dank einer Glasfassade für Besucherinnen und Besucher sichtbar sein und Einblicke hinter die Kulissen der Gemäldesammlung erlauben.

Hundert Jahre nach Erwerb des Behnhauses durch die Hansestadt Lübeck und der Einrichtung eines Museums für die Kunst und Kultur des 19. Jahrhunderts und der Klassischen Moderne wird dieses einmalige Museumsensemble nun also für die Zukunft gesichert und modernisiert. Die Sammlung des 19. und frühen 20. Jahrhunderts im Museum Behnhaus Drägerhaus hat viele Wurzeln und Traditionslinien in der alten Kunst. Dass sich diese Verbindungen bis ins Mittelalter zukünftig auch beim Rundgang durch die Museumsgebäude erleben und nachvollziehen lassen, empfindet Museumsleiter Alexander Bastek als großen Gewinn.

Nach den Arbeiten im Kellergeschoss steht die Sanierung der weiteren Gebäudeteile, die vor allem Sicherheits- und Brandschutztechnik beinhaltet, auf dem Programm. So folgen nach der Kellersanierung (2021) die Dachböden und anschließend die Gebäudeteile des Behn- und Drägerhauses. Die Fertigstellung ist für 2023/24 geplant und mit rund 8,125 Millionen Euro Gesamtvolumen veranschlagt. Gut 1,6 Millionen Euro entfallen davon auf rein denkmalpflegerische Maßnahmen, die zu 50 Prozent mit Mitteln des Denkmalpflegeprogrammes des Bundes „National wertvolle Kulturdenkmäler“ gefördert werden. Alle Arbeiten finden in enger Abstimmung unter anderem mit dem Bereich Archäologie und Denkmalpflege statt und werden durch das Gebäudemanagement der Hansestadt Lübeck koordiniert, um dieses wertvolle Kulturgut für die folgenden Generationen zu bewahren und erlebbar zu machen.+++