Da die Lübecker Museen derzeit aufgrund des Teil-Lockdowns für Besucher:innen geschlossen sind, kann der Fokus in den einzelnen Häusern nun umso mehr auf die nicht minder bedeutsame Aufgabe der Sammlungsarbeit und der Erweiterung der Bestände gelegt werden. Aktuell können sich die beiden Literaturmuseen der Hansestadt, das Buddenbrookhaus und das Günter Grass-Haus, über wertvolle Ankäufe freuen.
Neu im Bestand des Buddenbrookhauses ist ein Brief von Thomas Mann an Elisabeth Zimmer aus dem Jahre 1915, in dem er sich zur Entstehung seiner Novelle „Tod in Venedig“ äußert und sie als „eine Geschichte von der Wollust des Untergangs“ beschreibt, sowie ein Konvolut an Widmungsexemplaren von 40 Büchern, zum großen Teil Erstausgaben von Werken Thomas Manns, wovon 35 Autor mit Widmungen des Autors versehen sind. Diese sind unter anderem an Lübecker Bekannte Thomas Manns gerichtet wie etwa an seinen Jugendfreund Ludwig Ewers oder an die Autorin Ida Boy-Ed, eine frühe Förderin Manns. Die Exemplare konnten vom Sammler Achim Hall erworben werden, dessen Vater aus Lübeck stammt. Zum Konvolut gehören außerdem zwei Exemplare der Erzählung „Die vertauschten Köpfe“, in die Thomas Mann eigenhändig Korrekturen eingetragen hat.
Das Günter Grass-Haus freut sich über die zwei Originalmanuskripte der Werke „Beim Häuten der Zwiebel“ (2006) sowie „Die Box“ (2008), die von der Günter und Ute Grass Stiftung erworben werden konnten. Das autobiografische Werk „Beim Häuten der Zwiebel“, dem von führenden Germanisten eine mit der „Blechtrommel“ und dem „Butt“ vergleichbare, hohe literarische Qualität zugesprochen wird, weist aufgrund der Waffen-SS-Thematik eine hohe rezeptionsgeschichtliche Relevanz auf. „Die Box“ kann wiederum als weiteres bedeutendes Dokument der Erinnerungsliteratur gewertet werden und bildet quasi die autobiografische Fortsetzung von „Beim Häuten der Zwiebel“. Ergänzend dazu erhielt das Günter Grass-Haus sämtliche Grafiken von Günter Grass, die zu diesen beiden Werken entstanden sind.
Die Neuerwerbungen sind ein weiterer Schritt im Bestreben des Günter Grass-Hauses, seine Position als weltweit bedeutendster Gedenk- und Forschungsort zu Leben und Werk von Günter Grass fest zu zementieren. Die Ankäufe im Wert von 70.000 Euro für das Buddenbrookhaus sowie im Wert von 100.000 Euro für das Günter Grass-Haus wurden dank der großzügigen finanziellen Unterstützung aus dem Etat der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) Kulturstaatsministerin Prof. Monika Grütters MdB möglich. Lübecks Bürgermeister Jan Lindenau freut sich über diese Zuwendung: „Dadurch wird deutlich, welchen Stellenwert Lübecks Literaturmuseen als Ort des Sammelns und der Wissenschaft bundesweit haben.“
Die Ankäufe für das Günter Grass-Haus wurden zudem von der Lübecker Possehl-Stiftung und der Von Keller-Stiftung finanziell unterstützt. Lindenau dankt allen Unterstützern. Die Neuerwerbungen des Buddenbrookhauses und des Günter Grass-Hauses werden künftig in die Dauerausstellungen beider Häuser integriert. Darüber hinaus sollen sie dem Publikum auch digital zur Verfügung gestellt werden. Beide Häuser arbeiten langfristig an einem „Virtuellen Archiv“, bei dem deren Bestände digitalisiert und für die Öffentlichkeit bereitgestellt werden. Wissen über Sammlungsobjekte zeitgemäß sowohl für Museumbesucher:innen als auch für forschende Wissenschaftler:innen digital zugänglich zu machen, sei eine weitere zentrale Aufgabe der Museen, so Prof. Dr. Hans Wißkirchen, Leitender Direktor der LÜBECKER MUSEEN. +++
Quelle: Die Lübecker Museen