Veröffentlicht am 15.09.2020

Nordwärts / Südwärts. Begegnungen zwischen dem Polarkreis und Lübeck

Ausstellung der Völkerkundesammlung im St. Annen-Museum ab 17. September 2020 bis 3. Januar 2021

Erste Ausstellung der Lübecker Völkerkundesammlung unter neuer Leitung Ganz im Zeichen des diesjährigen Mottos „Nachbarn im Norden“ der Lübecker Museen steht die erste Ausstellung der Lübecker Völkerkundesammlung unter ihrem neuen Leiter Dr. Lars Frühsorge: „Nordwärts / Südwärts. Begegnungen zwischen dem Polarkreis und Lübeck“ lautet deren Titel und soll den Besucher:innen vom 17. September 2020 bis 3. Januar 2021 in den Räumen des St. Annen-Museums einen vollkommen neuen Blick auf die Länder und Kulturen rund um den Polarkreis vermitteln. Während Lübeck als „Königin der Hanse“ bislang als Zivilisationsbringerin für den Norden galt, soll hier der Fokus erstmals umgekehrt auf den Einfluss des Nordens auf die norddeutsche Lebenswelt gelegt werden.

Die althergebrachte Sichtweise auf den Norden aus der Perspektive Lübecks wird aus heutiger Sicht hinterfragt und neu interpretiert. Anhand zahlreicher lange in der Völkerkundesammlung verborgener Schätze aus Skandinavien, Sibirien, Grönland, Kanada und Alaska werden alle Facetten der Wahrnehmung der nördlichen Kulturen aufgezeigt. Zu sehen sind traditionelle und moderne Kunst, aber auch Gebrauchsgegenstände wie Musikinstrumente, Kleidung, Jagdwaffen, Haushaltsutensilien und Ritualgegenstände. Einige dieser Stücke zählen zu den ältesten Objekten der Lübecker Museen und wurden noch nie ausgestellt. Fotografien bis heute isolierter Weltgegenden, Videos und Hörstationen mit Legenden, Reiseberichten und Musik, aber auch Objekte aus der traditionellen Lebenswelt des Schamanismus sowie geniale Erfindungen der Sami und Inuit erlauben es, tiefer in vergangene Zeiten und fremde Kulturen einzutauchen. Doch auch erste touristische Souvenirs oder Postkarten geben Aufschluss über das Bild, das vom „Leben im Norden“ bis heute vermittelt werden soll.

Zu den Highlights der Ausstellung gehören unter anderem eine indianische Tanzmaske aus Kanada und ein kunstvoll verzierter Hut aus Alaska. Zudem ist eine erst kürzlich wiederentdeckte Schamanentrommel der Sami aus Lappland zu sehen, deren verblasste Zauberzeichen eigens für die Ausstellung mit einem digitalen Verfahren wieder sichtbar gemacht wurden. Weltweit gibt es nur noch eine zweistellige Zahl dieser Trommeln. Als weiterer Schatzfund gilt eine schon länger im Bestand der Lübecker Völkerkundesammlung enthaltene Skulptur, die sich erst in der Vorbereitung auf die Ausstellung als Kunstwerk des weltbekannten Inuit-Bildhauers George Arluuk entpuppte. Arluuk gilt als Pionier der abstrakten Kunst in der Arktis.

Doch auch unbequemen oder politischen Themen soll in der Ausstellung „Nordwärts / Südwärts“ nachgegangen werden. Was machten die Nazis in der Arktis? Welche Rolle spielte Lübeck in Zeiten des Walfangs? Welche Geschichte verbindet sich mit der schwedischen Kirche in der Hafenstraße? Bezüge zu aktuellen Problemen wie dem Klimawandel, dem Kreuzfahrttourismus oder der Erschließung von arktischen Rohstoffen sowie die kontroversen Diskussionen um die Pipeline Nord Stream werden aufgezeigt. Für Kinder ist eine Sektion mit arktischem Spielzeug vorgesehen, unter anderem mit einem Videospiel einer indigenen Gemeinschaft aus Alaska. Zudem ist die Ausstellung sehr modern konzipiert und wartet mit zahlreichen Audio- und Videostationen auf, wo beispielsweise ein exklusiv für die Ausstellung produziertes Musikvideo von Mari Boine, der international bekanntesten Sängerin der Sami, zu sehen ist.

„Die Ausstellung ist für mich gewissermaßen eine Art Versuchslabor, um neue Themenfelder und Vermittlungsformen auszuprobieren und einen kleinen Ausblick zu geben, wohin sich die Sammlung entwickeln könnte, wenn es zu einer Wiederöffnung kommt.“, so Dr. Lars Frühsorge, der die Völkerkundesammlung nun seit November 2018 leitet. Viele neue wissenschaftliche Erkenntnisse würden in „Nordwärts / Südwärts“ erstmalig in Deutschland präsentiert. „Die Vorbereitungen waren ziemlich spannend, da sich ganz unterschiedliche Institutionen mit ihrem Material und ihrem Wissen an der Ausstellung beteiligt haben, so etwa das Nationalmuseum der Färöer, das dänische Königshaus, die Inuit Art Foundation (Kanada), eine Computerspielschmiede der indigenen Gemeinschaft der Iñupiat aus Alaska aber auch die Firmen Gazprom und Disney. Eine ziemlich einmalige Kombination also. Zudem haben Expert:innen aus Dänemark, Schweden, Norwegen, Finnland, Grönland, Kanada und Alaska an der Entstehung der Ausstellung und dem Katalog mitgewirkt. Unser Austausch erfolgte in Zeiten von Corona komplett digital.“

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog zum Preis von 19,50 Euro. Begleitet wird die Ausstellung von einem vielfältigen Rahmenprogramm, dessen Aktualität aufgrund der derzeitigen Pandemiesituation allerdings stets kurzfristig auf der Homepage der Völkerkundesammlung bzw. des St. Annen-Museums zu überprüfen ist.

Weitere Informationen unter www.vks.die-luebecker-museen.de bzw. unter www.st-annenmuseum.de +++

Quelle: Die Lübecker Museen