Weniger Verkehr und mehr Aufenthalts- und Lebensqualität von der oberen Breiten Straße bis zur oberen Beckergrube – das hat der Entwicklungsprozess zum Rahmenplan Innenstadt als eine Handlungsoption ergeben. Ziel ist es, Stadt- beziehungsweise Straßenraum zu gewinnen, der durch Gestaltung zum Verweilen einlädt – in diesem Fall hauptsächlich als ein Platz vor dem Theater Lübeck. Im Rahmen eines einjährigen Verkehrsversuchs soll eine mögliche Umsetzung nun ab 10. Mai 2020 getestet werden. „Aufenthaltsqualität - das fehlt in der Beckergrube in Gänze“, so Bausenatorin Joanna Hagen. „Wir ergreifen jetzt die Chance, erste Ideen für den Straßenraum zu entwickeln, die allen Lübeckerinnen und Lübeckern zu Gute kommen.“
Zu diesem Zweck wird von der Schiffergesellschaft in der Breiten Straße bis zur Kreuzung Fünfhausen in der Beckergrube der Straßenquerschnitt verkleinert sowie das Tempo von 30 auf 10 Kilometer pro Stunde reduziert. Gleichzeitig werden in diesem Bereich die Stellplätze entfallen, die zurzeit sehr viel Parksuchverkehr erzeugen. Alle 11 Buslinien werden jedoch weiterhin durch die Beckergrube fahren - das sind immerhin 442 Busse pro Tag.
Der Verkehrsversuch ist eine große Chance zur Qualitätssteigerung des öffentlichen Raumes auf der Altstadtinsel, die nun ergriffen werden muss. „Die Anrainer sind begeistert und motiviert, sich an Aktionen und der temporären Gestaltung zu beteiligen“, berichtet Julia Lindfeld, Projektleiterin in der Stadtplanung. Etwa 25 der 130 geladenen Eigentümer und Gewerbetreibenden waren im November nahmen an einer Informationsveranstaltung teil. Ein paar von ihnen haben sich sofort für die Teilnahme an der Projektgruppe angemeldet.
Manuela Gewin-Bock, Inhaberin der Buchhandlung Langenkamp, freut sich auf eine Verkehrsberuhigung in der oberen Beckergrube. Und auch die Schiffergesellschaft sieht den neuen verkehrsberuhigten Geschäftsbereich, so die offizielle Bezeichnung, positiv: „Als am Koberg die Straße asphaltiert wurde und der Verkehr nicht oder nur eingeschränkt durch die Breite Straße fuhr, konnten wir eine Umsatzsteigerung verzeichnen“, erklärt Frank Höhne, Geschäftsführer des Restaurants Schiffergesellschaft. „Der Verkehr, der die Altstadt als Abkürzung nimmt, bringt hier niemandem etwas. Es ist gut, das Durchfahren zu unterbinden.“
Alle Lübeckerinnen und Lübecker sind aufgefordert, sich vor und während der Versuchslaufzeit aktiv an der Aufwertung des Straßenraums mitzuwirken. Aktuell wird zum Beispiel noch das richtige Motto für den einjährigen Verkehrsversuch gesucht - Ein Vorschlag ist „Lübeck läuft – abgefahren“. Gern nimmt die neu gegründete Projektgruppe, die den Verkehrsversuch vorbereitet und betreut sowie Ideen zur Bespielung des öffentlichen Raumes entwickelt, weitere Vorschläge per E-Mail an innenstadt@luebeck.de entgegen.
Hintergrund:
In einem einjährigen Beteiligungs- und Planungsprozess hat die Hansestadt Lübeck Ziele, Maßnahmen und Projekte für die Entwicklung der Lübecker Altstadt festgelegt und in einem Rahmenplan Innenstadt mit Mobilitätskonzept zusammengetragen (siehe www.uebermorgen.luebeck.de). Die Bürgerschaft hat diesen Rahmenplan am 29.08.2019 beschlossen und vor der Umsetzung der Projekte die Durchführung eines Verkehrsversuchs in der Beckergrube gefordert. In diesem Versuch soll getestet werden, welche Auswirkungen die Unterbindung des Durchgangsverkehrs hat und wie für die Bürger mehr Lebens- und Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum entstehen kann. +++