Am heutigen Vormittag wurden die Ausstellungen in der Kunsthalle St. Annen und der Overbeck- Gesellschaft im Rahmen einer Pressekonferenz vorgestellt.
Der Leitende Direktor der LÜBECKER MUSEEN, Prof. Dr. Hans Wißkirchen, zeigte sich erwartungsfroh: „Ich freue mich besonders auf die große Retrospektive in der Kunsthalle St. Annen. Ich bin mir sicher, dass diese umfassende Gesamtschau des Werkes von Jonathan Meese von den Anfängen bis in die Gegenwart, der Diskussion um das Projekt ein ganz neues Fundament geben wird."
Kaum ein Künstler der Gegenwart steht derart in der Öffentlichkeit wie Jonathan Meese (geb. 1970) – und das seit bald zwanzig Jahren. Sein künstlerisches Schaffen – von Malerei, Skulptur, Grafik und Fotografie über Film, Oper, Installation und Performance bis hin zu Gedichten und Texten – erlebt in Lübeck einen weiteren Höhepunkt mit dem umfangreichsten Ausstellungsprojekt, das der Künstler bisher konzipiert hat:
Jonathan Meese – »Dr. Zuhause: K.U.N.S.T. (Erzliebe)«. Meeses Lübeck-Projekt begann mit den Ausstellungen in St. Petri zu Lübeck (Ausstellung endet am 31.03.2019) und im Günter Grass-Haus (Ausstellung läuft bis 04.08.2019) und wird nun mit den Ausstellungen in der Kunsthalle St. Annen (MUTTER/EVOLUTION bis 04.08.2019) und in der Overbeck-Gesellschaft (VATER / LIEBE bis 09.06.2019)fortgesetzt.
Dr. Antje-Britt Mählmann, Leitende Kuratorin der Kunsthalle St. Annen, erläuterte, was die BesucherInnen in der Ausstellung, die den Titel „MUTTER / EVOLUTION“ trägt, erwartet: „Jonathan Meeses Überblicksausstellung in der Kunsthalle St. Annen eröffnet frische Perspektiven auf das Werk des Künstlers. Frühe, sehr feine Zeichnungen, großformatige Gemälde und komplexe Skulpturen, treten in einen Dialog mit eigens für die Ausstellung geschaffenen Videoinstallationen. In dieser Vielfalt offenbart sich die kontinuierliche Entwicklung bestimmter Themenstränge innerhalb eines Gesamtkunstwerks, zu dem auch Meeses performative multimediale Interventionen im Ausstellungsraum gehören. Dabei wird deutlich, wie konzise sich der Künstler seit dem Frühwerk mit Fragen der künstlerischen Freiheit, der Errichtung einer Quasi-Utopie (der Diktatur der Kunst) und den Mythen und Erlösungsvisionen in den Opern Richard Wagners beschäftigt hat. Darüber hinaus weist sein Werk vielfach Bezüge zu künstlerischen Vorgängern wie z.B. Anselm Kiefer, Joseph Beuys oder Christoph Schlingensief und Filmen wie Zardoz und A Clockwork Orange auf."
Dr. Oliver Zybok, Direktor der Overbeck-Gesellschaft, hob ein beeindruckendes Werk Meeses hervor, dass dieser extra für die Räume der Overbeck-Gesellschaft angefertigt hat: "Mit dem Fries in der Overbeck-Gesellschaft hat Jonathan Meese ein Panoramabild von vierzig Metern Länge geschaffen. Hier finden seine mannigfaltigen Bildsprachen, von expressionistischen Anleihen über Art Brut-Elemente bis hin zu stilisierten - also comicartigen - Kompositionen, in ihrer Gesamtheit einen Aus-druck. Der Fries im Overbeck-Pavillon wurde vom Künstler vor Ort angefertigt. Er ist das Paradebei-spiel für das Projekt Gesamtkunstwerk Lübeck!"
Beide Ausstellungen werden am Samstag, 30.03.2019 eröffnet. In der Kunsthalle St. Annen findet die Vernissage um 16 Uhr statt, in der Overbeck-Gesellschaft im Anschluss ab 18 Uhr.
Kunsthalle St. Annen 30. März bis 4. August 2019: 08: MUTTER/EVOLUTION
Die Kunsthalle St. Annen präsentiert innerhalb des Projekts »Dr. Zuhause: K.U.N.S.T. (Erzliebe)« eine Vielzahl an eindrucksvollen großformatigen Werken der zeitgenössischen Kunst aus seinem OEuvre, das sich immer wieder auf ikonische Bilder und Vorbilder aus der Kunst und auf den Absolutheitsanspruch der künstlerischen Freiheit bezieht. Ergänzt werden diese Gemälde und Skulpturen durch Elemente der Rauminstallation und eine Videoinstallation.
Dabei wird die Suche nach einem Lebensort thematisiert, das Wohnen des Menschen und die damit verbundene Geborgenheit.
Der Untertitel der Ausstellung »Mutter / Evolution«, lässt sich als Hinweis auf die Person der Mutter des Künstlers, Brigitte Meese, verstehen, die für ihn in jeder Hinsicht eine Schlüsselfigur ist. Er deutet zugleich auf eine universelle Bedeutung der Mutterschaft als Begründerin eines zukunftsweisenden (künstlerischen) Prozesses der Evolution hin, ein Wort, das in Meeses Werk stets eine durch Kunst bestimmte zukunftsweisende Entwicklung meint. Die Ausstellung bietet einen Überblick über das bisherige Schaffen des Künstlers, zeigt aber auch aktuelle Werke aus dem Jahr 2019.
Overbeck-Gesellschaft 30. März bis 9. Juni 2019 : VATER/LIEBE
In der Overbeck-Gesellschaft wird Jonathan Meese die drei hufeisenförmig ineinander übergehenden Räume dafür nutzen, vor Ort mit seiner Malerei das Gebäude über mehrere Tage flächendeckend in ein Gesamtkunstwerk zu verwandeln. Dabei wird er aus seinem umfassenden malerischen Zitaten-schatz schöpfen, der sich von den antiken Heldensagen über herausragende Figuren der Geschichte und Kunst bis hin zur Trash- und Popkultur der Gegenwart erstreckt. Gemäß seiner »totalen« Ablehnung jeglicher Form von Ideologie, die seiner Ansicht nach doktrinär auf die Menschen einwirkt und ihnen vorschreibt, wer oder was sie zu sein haben, wird Meese für diese Ausstellung Bezüge und althergebrachte Interpretationen überwinden und spielerisch neu konzipieren, in dem er die panoramaähnlichen Möglichkeiten und Flächen, die die Overbeck-Gesellschaft bietet, komplett mit in seine Arbeit einbezieht.
Begleitprogramm zu den Ausstellungen:
- 7. April 2019, 15 Uhr, Kuratorenführung mit Dr. Antje-BrittMählmann, Leitende Kuratorin, Kunsthalle St. Annen
- 12. Mai 2019, ab 15 Uhr, Tandem-Kuratorenführung Dr. Zuhause in der Kunsthalle St. Annen und Overbeck Gesellschaft mit Dr. Antje-Britt Mählmann und Dr. Oliver Zybok. Die Führung durch zwei verschiedene Jonathan Meese-Ausstellungen beginnt um 15 Uhr in der Kunsthalle, nächste Station ab ca. 16:15 Uhr ist die Overbeck-Gesellschaft.
- 2. Juni 2019, 15 Uhr, Künstlergespräch, Katalogpräsentation: Jonathan Meese im Gespräch mit Dr. Antje-Britt Mählmann und Dr. Oliver Zybok sowie Präsentation des Ausstellungskatalogs, Kunsthalle St. Annen.
- 7. Juli 2019, 15 Uhr, Kuratorenführung mit Dr. Antje-Britt Mählmann, Leitende Kuratorin, Kunsthalle St. Annen+++