Als Prof. Dr. Fehring vor 25 Jahren in den Ruhestand ging, hielt er einen Dienstags-Vortrag in der Gemeinnützigen, in dem er ein Fazit zog, aber auch offene Fragen aufwarf. Trotz seines Eintritts in den Ruhestand ist Fehring aber nicht untergetaucht: So sah man ihn oft auf der Großgrabung im Zelt (2009-2014) vorbeischauen. Diese schloss sich an die erste große Grabung im Gründungsviertel an, die in der Amtszeit von Prof. Fehring in den 80er Jahren stattfand.
Und auch bei der Vortragsreihe der Archäologischen Gesellschaft im vergangenen Herbst erschien Günter P. Fehring als interessierter Zuhörer. Im Juni dieses Jahres war er bei der vom Bereich Archäologie veranstalteten „Internationalen Tagung zu Stadtgründungen in Nordeuropa“ als Zuhörer im Rathaus dabei.
Günter P. Fehring, geboren am 20. August 1928 in Stade, studierte an den Universitäten Erlangen, Marburg, Freiburg im Breisgau, München, Pisa und Würzburg Bau- und Kunstgeschichte, Archäologie und Geschichte. 1957 promovierte er in Würzburg über „Die Kirchenbauten des Francesco di Gorgio Martini“ und nach Tätigkeiten in Neuss und Esslingen, wo er die Ausgrabungen in der Stadtkirche St. Dionysius leitete, kam er 1973 in der Nachfolge von Dr. Werner Neugebauer als Leiter des damaligen Amtes für Vor- und Frühgeschichte (Bodendenkmalpflege) nach Lübeck und fand eine Archäologie vor, die deutschland- und europaweit schon einen gewissen Ruf erlangt hatte. Dieses führte Fehring erfolgreich fort. Unter seiner Ägide gab es die ersten grundstücksübergreifenden Grabungen in der Innenstadt, zu Hochzeiten arbeiteten bis zu 110 Mitarbeiter in der Archäologie. 1987 wurde die Hansestadt Lübeck in die Liste des Welterbes der UNESCO aufgenommen, und zwar ausdrücklich auch aufgrund der außerordentlichen unterirdischen, also archäologischen Denkmale. Das Komitee empfahl gleichzeitig, die archäologischen Ausgrabungen fortzusetzen. Das hatte wohl auch mit Fehrings erfolgreicher Arbeit zu tun. Denn gerade wurde die erste Großgrabung Lübecks durchgeführt und die Wissenschaftler waren archäologisch in die Zeiten Heinrich des Löwen vorgedrungen. Mit dem Rückenwind der Eintragung in die Welterbe-Liste gelang es Fehring einige Jahre später, 1992, die Innenstadt Lübecks als Grabungsschutzgebiet eintragen zu lassen. Aber nicht nur die Grabungen hatten bei ihm einen hohen Stellenwert, sondern auch die Auswertung und Publikation der Ergebnisse. So begründete er eine Schriftenreihe, die „Lübecker Schriften zur Archäologie und Kulturgeschichte“, von denen er bis zu seinem Ruhestand 23 Bände herausbrachte. Aber auch an der Hamburger Universität war er tätig. Nachdem er sich 1974 habilitiert hatte und später Professor wurde, lehrte er hier Mittelalterarchäologie. Neben zahlreichen Aufsätzen in in- und ausländischen Zeitschriften und Publikationen verfasste er 1987 die „Einführung in die Archäologie des Mittelalters“, um das noch junge Fach zu etablieren. 1996 folgte „Stadtarchäologie in Deutschland“. +++