Die Stadtverwaltung gibt ein zweites Baumgutachten zu den Bäumen an der Untertrave in Auftrag. Hintergrund ist seit Wochen die Diskussion in der Hansestadt Lübeck über den Erhalt der 48 Winterlinden, die im Zuge der Umgestaltung der Untertrave gegen 60 neue Bäume ausgetauscht werden sollen.
Die Stadt hatte bereits ein Baumgutachten beauftragt, das den Bäumen eine eingeschränkte Vitalität und eine niedrige Lebensdauer bescheinigt. Dieses Gutachten wird von den Initiatoren des Bürgerbegehrens angezweifelt. Auch wenn die Stadtverwaltung von der Richtigkeit des ersten Gutachtens überzeugt ist, wurde das renommierte Institut für Baumpflege aus Hamburg mit der Erstellung eines weiteren Gutachtens beauftragt, welches nun mit der Analyse beginnt.
Dazu Lübecks Bürgermeister Bernd Saxe: „Mit der Beauftragung eines weiteren Baumgutachtens durch einen unabhängigen, öffentlich bestellten und vereidigten Sachverständigen soll eine zweite Meinung zum Zustand der Bäume eingeholt werden.“
Hintergrund: Seit Mitte der 1970er Jahre dienen regelmäßig durchgeführte Baumkontrollen im Lübecker Stadtgebiet neben der Gewährleistung der Verkehrssicherung auch dazu, Fehlentwicklungen eines Baumes zu erkennen und rechtzeitig Pflegemaßnahmen zu ergreifen, welche die Baumgesundheit aufrecht erhalten sollen. Auf Grundlage dieser Daten erfolgte 2012 durch den Bereich Stadtgrün und Verkehr die Aussage zum Zustand der Bäume, dass ein langfristiger Erhalt der Bestandslinden nicht möglich sei. Jede Veränderung am Standraum, ob Verbesserung oder Verschlechterung, führe unweigerlich zum Absterben der Bäume. Eingriffe in den statisch wirksamen Wurzelbereich schränken die Standsicherheit ein. Auch weisen die Linden als Folge des sehr kleinen und stark verdichteten Wurzelraums einen schlechten Erhaltungszustand auf - die Entwicklung ist zum Teil bereits rückgängig. Ein dauerhafter und langjähriger Erhalt der Bäume bei Umgestaltung der Fläche wurde als unwahrscheinlich eingeschätzt. Ein eingeholtes Gutachten eines öffentlich bestellten und vereidigten Sachverständigen für Baumpflege, -sanierung und – bewertung bestätigte diese Aussage.
Viele Anfragen von Bürgern bei der Verwaltung machen jedoch deutlich, dass hier Sorgen und Zweifel bestehen. Anmerkungen wie „Die Bäume sind doch noch grün“ oder „Linden werden 200 Jahre alt“, belegen die Skepsis der Bürger in Bezug auf die geplante Fällaktion.
Mit diesem zweiten Baumgutachten soll nunmehr eine zusätzliche Informationsbasis geschaffen werden, welche wiederholt den Gesamtzustand der Bäume bewertet. Weiterhin erfolgt eine erneute Beurteilung der Bäume im Hinblick auf die geplante Baumaßnahme und Aussagen zu Revitalisierungsmöglichkeiten. Die Ergebnisse werden voraussichtlich Ende November vorliegen.+++