Im November 2014 startete, so wie alle fünf Wochen, wieder einmal an der VHS Lübeck ein Integrationskurs für Menschen, die intensiv in 20 Unterrichtsstunden pro Wochen Deutsch lernen möchten. In sechs Sprachmodulen mit je 100 Unterrichtsstunden sind die Teilnehmenden dann auf die sich anschließende Sprachprüfung gut vorbereitet. Für alle anerkannten Asylbewerber zahlt das Bundesamt für Migration diesen Integrationskurs. Für Menschen, deren Asylverfahren noch nicht abgeschlossen ist und die noch auf einen Bescheid warten, gibt es oftmals keine weitere Finanzierungsmöglichkeit. Wie gut, wenn man dann treue Unterstützer im privaten Umfeld hat, die sogar aus dem Heimatland heraus die Kurskosten bezahlen.
So erging es einem Kursteilnehmer aus Kolumbien. Seit November 2015 lernte er fleißig im Volkshochschulkurs am Falkenplatz, von der Verwandtschaft kam das Geld dafür. Aber bitter die Erkenntnis im Juni kurz vor Start des abschließenden Moduls: eine weitere Zahlung ist nicht möglich. So kurz vor dem Kursende abbrechen, die Abschlussprüfung doch nicht machen oder nur unzureichend vorbereitet die Prüfung wagen? Das waren keine aussichtsreichen Optionen.
Kurzerhand zeigte sich in dieser Notsituation eine beispielhafte Solidarität innerhalb der Kursgemeinschaft. Alle warfen in einen Topf, was sie geben konnten, und in gemeinsam gelebter Solidarität war das Kursentgelt zusammen. Beglückt konnte der kolumbianische „Mitschüler“ nun den Kurs weiterführen. Das Ergebnis: eine tolle Kursgemeinschaft, ein glücklicher Teilnehmer und emsiger Lerner, ein beispielhafter Zusammenhalt an der Volkshochschule.
Doris Schmittinger, verantwortliche Abteilungsleiterin an der VHS Lübeck, ist ebenso wie VHS-Leiterin Christiane Wiebe begeistert von diesem tollen Beispiel gelebter Solidarität: „Die, die wenig haben, geben, damit der, der nichts hat, auch etwas bekommt. Wie schön, dass es auch hier mitten unter uns solch nachahmenswerte Beispiele von gelebter Solidarität gibt.“ +++