Nach derzeitigen Aussagen des Landesamtes Neumünster muss die Hansestadt Lübeck im laufenden Jahr mit mindestens gleichbleibenden Zugangszahlen wie bislang rechnen. Derzeit gehen Schätzungen davon aus, dass Lübeck in 2013 mit ca. 200 bis 300 Personen, als sogenannte „Zuweisungen“, rechnen muss. Im Vorjahr hatte Lübeck insgesamt 166 „Zuweisungen“.
Doch geeignete Unterbringungsmöglichkeiten sind zurzeit knapp. „Über dieses Thema sind wir mit der Hansestadt ins Gespräch gekommen“, sagt Fred Mente, Vorstand der Vorwerker Diakonie. „Dabei haben wir festgestellt, dass wir – wenn auch zeitlich begrenzt – Unterstützung anbieten können.“ Im Ergebnis kann die Vorwerker Diakonie der Hansestadt eine ehemalige Pflegeeinrichtung zur Verfügung stellen. 60 bis 80 Flüchtlinge können dort ab April Aufnahme finden.
„Es handelt sich um das Jochen-Klepper-Haus in der Fliederstraße“, so Mente weiter. „Das Haus ist über 40 Jahre alt und als Pflegeeinrichtung nicht mehr geeignet.“ Hintergrund ist, dass Anfang der 70er Jahre andere Anforderungen an die Pflege gestellt wurden als heute. Moderne und effiziente Einrichtungen benötigen andere Rahmenbedingungen. „Bis Ende März 2013 werden die Bewohner aus der Einrichtung ausziehen. Viele werden in das neu entstandene Pflegezentrum Travemünde umziehen, andere Senioren haben sich für Einrichtungen in der näheren Umgebung entschieden.“ Die Wohnsubstanz des Jochen-Klepper-Hauses sei grundsätzlich in Ordnung. „Natürlich ist es allein aufgrund seines Alters wartungsanfälliger und wenig energieeffizient als modernere Gebäude.“
Doch das Haus in der Fliederstraße steht als Flüchtlingsunterkunft nur zeitlich befristet zur Verfügung. „Unsere Planungen sehen vor, dass auf dem Grundstück wieder eine Seniorenpflegeeinrichtung entsteht“, erläutert Mente. „Die baurechtlichen Abläufe werden aber erst in einem Jahr abgeschlossen sein. Erst danach werden wir hier neu starten.“ Das Jochen-Klepper-Haus wird dann abgerissen, um einem modernen Nachfolger zu weichen.
Die zeitliche Befristung der Unterbringungsmöglichkeit entspricht nach Aussagen von Senator Schindler auch den Vorstellungen der Hansestadt. „Die damit „gewonnene Zeit“ ermöglicht der Projektgruppe, nach geeigneten Optionen für eine längerfristige Unterbringung in möglichst kleineren Einheiten zu suchen“. Bis Mitte Februar sollen die vertraglichen Eckpunkte für die vorübergehende Nutzung des Gebäudes als Flüchtlingsunterkunft stehen. Für diesen Zeitpunkt ist auch eine Informationsrunde zu diesem Thema mit den Akteuren vor Ort vorgesehen, so Schindler.
Die Begleitung der zukünftigen Nutzer des Jochen-Klepper-Hauses stellt wie bereits an anderen Standorten in Lübeck die Gemeindediakonie sicher. „Die Kollegen der Gemeindediakonie haben umfängliche Erfahrungen und Kenntnisse in der Begleitung von Flüchtlingen und Asylsuchenden“, weiß Mente. „Die Aufgabe ist damit in guten Händen.“ +++