Der Vortrag erläutert Peter Handkes Entwicklung als Schriftsteller als folgerichtige Annäherung an Johann Wolfgang Goethe. Hat Handke bei seinem Debüt 1966 als literarischer „Beatle“ gegolten, dem vor allem an Skandalen gelegen sein sollte, ist er mittlerweile als unbestrittener „Klassiker der Gegenwart“ anerkannt, der dem Weimarer Klassiker Goethe durchaus das Wasser reichen kann. Den entscheidenden Wendepunkt bildet dabei Die Lehre der Sainte-Victoire (1979), worin Handke eine klassizistische Ästhetik für das späte 20. Jahrhundert entworfen hat, deren Begriff von Schönheit deutlich auf Goethes Vorbild zurückgreift.
Vielfach in seinem Werk und erst recht in persönlichen Äußerungen hat Peter Handke seine Nähe zu Goethe angesprochen, auch wenn dieses Verhältnis nie unkritisch ist und sich stets der historischen Distanz bewusst bleibt: „Nachfolge Goethes sagt mir ungleich mehr als Nachfolge Christi“ (Am Felsfenster morgens, 1998). Dies gilt keineswegs nur für seine literarisch-poetischen Überzeugungen, sondern ähnlich auch für sein politisches Engagement. +++