In der Begründung der Jury heißt es: „In ihrem Romandebüt gelingt es Nino Haratischwili, die Frage nach Authentizität und Autorschaft sowie nach der Bedeutung von Literatur für die individuelle Identität auf eine eigene und besondere Weise zu stellen.
Beruhend auf einer wahren Geschichte, erzählt „Juja“, wie die Schrift „Eiszeit“ der Autorin Jeanne Saré die Leben verschiedener Menschen verändert. Der hasserfüllt-emotionale Text der jugendlichen Selbstmörderin wird mythisiert, einige Leserinnen werden zum Suizid verleitet. Eine Wissenschaftlerin begibt sich schließlich in Paris auf die Suche nach dem Ursprung des Romans und nach einer Antwort auf die Frage, wie das Buch derart wirken konnte. Virtuos verknüpft Nino Haratischwili in ihrem Debüt verschiedenen Erzählebenen und Perspektiven, so sind auch die (fiktive) Saré und der (vermeintliche) Herausgeber Protagonisten des Romans. Nino Haratischwili wagt und meistert das Pathetische und überzeugt stilistisch durch ihre eindringliche Radikalität. Die Autorin begibt sich in ein spannendes metaliterarisches Spiel mit den Lesererwartungen an Fiktion und Wirklichkeit.
Der Debütpreis des Buddenbrookhauses:
Im Rahmen der Lesereihe „Debüt im Buddenbrookhaus“ stellen junge Autorinnen und Autoren ihren ersten Roman im Buddenbrookhaus in der Lübecker Mengstraße vor. Der vom Lions Club Lübeck-Hanse gestiftete Literaturpreis wird seit 2003 alle zwei Jahre in Anlehnung an eines der erfolgreichsten Debüts der Weltliteratur, an Thomas Manns „Buddenbrooks“, verliehen und ist mit 2000 Euro dotiert. Beim fünften Turnus 2010/2011 bewarben sich sechs Autorinnen und Autoren um den Debütpreis des Buddenbrookhauses: Neben Nino Haratischwili stellten Moritz Rinke, Sabrina Janesch, Donata Rigg, Astrid Rosenfeld und Oliver Wnuk ihre Debütromane vor.
Der Jury gehören an: Jürgen Feldhoff (Lübecker Nachrichten), Eckhardt Holl (Lions Club Lübeck-Hanse), Karolina Kühn (Buddenbrookhaus), Holger Pils (Buddenbrookhaus).
Die Autorin: Nino Haratischwili wurde 1983 in der georgischen Hauptstadt Tiflis geboren. Sie studierte Filmregie an der staatlichen Schule für Film und Theater in Tiflis, es folgte ein Regiestudium an der Theaterakademie Hamburg. Seitdem arbeitet sie als Theaterautorin und –regisseurin (mit Uraufführungen u. a. im Thalia-Theater, Kampnagel in Hamburg, Heidelberger Stückemarkt, Deutsches Theater Göttingen). Für ihr dramatisches Werk wurde die Autorin bereits ausgezeichnet (u. a. mit dem Adalbert von Chamisso-Förderpreis). Ihr Romandebüt „Juja“ erschien 2010 beim Verbrecher Verlag und stand auf der Longlist des Deutschen Buchpreises; 2011 ist bereits ihr zweiter Roman „Mein sanfter Zwilling“ bei der Frankfurter Verlagsanstalt erschienen, der u. a. auf der Hotlist 2011 zu finden ist. Nino Haratischwili lebt in Hamburg. +++