Die Wettfahrten hatte Saxe am Steuerrad der „Evaine“ unter Skipper Andreas Krause vom Start bis zum Ziel eindeutig dominiert. Auch Albig hatte – zumindest persönlich – gewonnen: „Für meine erste Regattateilnahme war das doch gar nicht so schlecht. Ich habe niemanden gerammt, den Baum nicht an den Kopf bekommen und bin nicht über Bord gefallen. Und am Ende hat ein Kieler Boot gewonnen.“ Beide Yachten segeln unter dem Stander des Kieler Yacht-Clubs. Immerhin steuerte Albig die „Trivia“ während der Kurzrennen und verkürzte sogar den Rückstand. Sein Skipper, der Hamburger Internetpionier und Eigner beider Schiffe, Zwölfer-Vizeweltmeister Wilfried Beeck, nahm die Niederlage auf seine Kappe: „Ich habe die Zeit unterschätzt, die wir bis zur Startlinie brauchten.“
Und von der alten, andauernden Fehde zwischen der Förde- und der Travestadt wollen die Parteifreunde gar nichts wissen. Die werde eh nicht auf dem Wasser ausgetragen, so Saxe, sondern in politischen Gesprächen. „Außerdem bemühen wir uns ja um ein Miteinander, um aus dem Konflikt heraus zu kommen“, sagte der Lübecker. Sein Pendant versprühte gegenseitiges Lob: „Es sind die beiden stärksten Städte Schleswig-Holsteins, auch im Segelsport“. Und seine Sympathien für die Travemünder Woche verhehlte Albig nicht: „Ein wunderschönes Revier, und inzwischen ist sogar das Wetter noch besser als bei der Kieler Woche.“
So wurde der Wettkampf eine ausgesprochen harmonische Auseinandersetzung, zu der Dierk Faust als neuer Vorsitzender des TW-Hauptveranstalters Lübecker Yacht-Club (LYC) den „Lübschen“ Part in Albigs Crew übernahm. Die Mitveranstalter Norddeutscher Regatta Verein und Hamburger Segel-Club verstärkten das Saxe-Team mit Kommodore Gunter Persiehl (NRV) und dem HSC-Vorsitzenden Rüdiger Schach. Zur Siegermannschaft gehörte auch Fritz Tourneden, Vertreter von „manroland“, der nicht nur den Rotspon Cup, sondern auch die Travemünder Woche partnerschaftlich unterstützt.
Im achten Jahr der Neuauflage des Rotspon Cups, vor 122 Jahren einmal Grundstein der Travemünder Woche, als Hamburger Kaufleute um eine Flasche Rotwein um die Wette segelten und damit die Regatta aus der Taufe hoben, brach Bernd Saxe den Bann. Dreimal nacheinander hatte er verloren, zuletzt gegen Lübecks Uni-Präsidenten Prof. Peter Dominiak, davor gleich zweimal gegen Hamburgs vormaligen Ersten Bürgermeister Ole von Beust. „Ich glaube, es steht jetzt 4:4 in der Statistik“, meinte der Urheber der Spaßregatta, der bei der Premiere zur 115. Travemünder Woche im Jahr 2004 ausgerechnet gegen Kiels Bürgermeister Ronald Klein-Knott den Kürzeren gezogen hatte.
Damals wurde sich auf kleineren 5.5mR-Yachten duelliert, diesmal auf zwei legendären Zwölfern, die majestätische 21,50 Meter lang sind, denn die Zahl 12mR hat nichts mit der Schiffslänge zu tun, sondern steht für einen Rennwert (R), der sich aus metrischen (m) Messdaten ergibt. Mit ihrer klassischen Schönheit sorgten die beiden „alten Damen“ „Trivia“ (74) und „Evaine“ (77) für ein staunendes Publikum, das am Mittag in großer Zahl die Travepromenade säumte.
Sein Applaus galt dem Sieger und dem Unterlegenen gleichermaßen, die nicht ohne die Frage nach der Revanche in ihre Amtsgeschäfte entlassen wurden. „Ich hoffe, dass er 2012 nach der Landtagswahl als Ministerpräsident wiederkommt“, öffnete Bernd Saxe das Tor zur 123. Travemünder Woche. „Versprochen!“, antwortete Torsten Albig, „und dann gewinne ich auch noch den Rotspon Cup.“+++