Auslöser der Umbaumaßnahmen waren der schlechte Zustand sowohl der parallel zur Straße verlaufenden Radwege als auch der Fahrbahn in der Dorfstraße, die durch zahlreiche Schlaglöcher und Baumwurzelaufbrüche gekennzeichnet war. Wegen der Lage innerhalb einer Tempo 30-Zone waren die rund 50 Jahre alten und mit 1,30 Meter sehr schmalen Radwege bereits seit 1998 nicht mehr benutzungspflichtig und wurden von einer zunehmenden Zahl von Radlern gemieden.
Auf Anregung und in Zusammenarbeit mit der St. Jürgen-Runde hatte die Bauverwaltung daraufhin Pläne für eine teilweise bauliche Umgestaltung der Dorfstraße und deren Umbeschilderung zu einer Fahrradstraße entwickelt. Diese waren nach zahlreichen intensiven Erörterungen im Mai 2010 vom Bauausschuss zustimmend zur Kenntnis und im Juni bei einer Anwohnerversammlung auch von der Bevölkerung positiv aufgenommen worden.
Bei dem Umbau wurden die alten Radwege über weite Strecken entsiegelt und dem angrenzenden Baumstreifen zugeschlagen. Auf Teilstrecken in der nördlichen Dorfstraße darf auf diesen Flächen jetzt geparkt werden.
Damit Autofahrer nicht zu schnell fahren und um Fußgängern zu ermöglichen, die Straße besser überqueren zu können, sind an fünf Stellen beziehungsweise Einmündungen des rund 900 Meter langen umgestalteten Straßenabschnitts sogenannte Gehwegvorstreckungen erfolgt. Hier ist ein Begegnen von Kfz nur mit verminderter Geschwindigkeit möglich.
Der Fahrkomfort für die Radfahrer wie auch für die Autos der Anlieger wurde durch den Einbau einer neuen vier Zentimeter dicken Asphaltdeckschicht auf der Fahrbahn erhöht, die wegen der starken Winterschäden in der Fahrbahn aus Verkehrssicherheitsgründen ohnehin erforderlich war. Es gilt aber weiterhin Tempo 30 auf gesamter Länge der Dorfstraße (die Dorfstraße ist Teil der bestehenden Tempo 30-Zone Nr. 52).
Die wichtigste Änderung in der Verkehrsführung: Radfahrer haben im Verlauf der Dorfstraße jetzt Vorfahrt gegenüber dem Querverkehr aus der Kalkbrennerstraße und der Billrothstraße. Damit ist ein zügiges Radeln im Verlauf der Dorfstraße sichergestellt.
Weitere Neuerung: Radfahrer dürfen auch neben einander fahren, sofern sie dadurch nicht den nachfolgenden Verkehr behindern. Die Neuerungen stehen in einem Faltblatt der Bauverwaltung, das in den nächsten Tagen und Wochen an die Anwohner der Dorfstraße und an den Schulen des Stadtteils verteilt wird.
Bei den Bauarbeiten wurden zudem die Haltstellen „Sudetenstraße“ und „Röntgenstraße“ fahrgastfreundlicher umgestaltet (Erhöhung der Borde auf 16 Zentimeter, Neupflasterung der Austrittsflächen, Kennzeichnung eines taktilen Streifens für Sehbehinderte). Konflikte von Radfahrern mit ein- und aussteigenden Fahrgästen gehören damit der Vergangenheit an. Die Linienbusführung bleibt wie bisher.
Ein weiteres Anliegen der Umgestaltung ist die Erhöhung der Aufenthaltsqualität und die Verbesserung des Erscheinungsbildes der Dorfstraße. Dazu wurden aus Ablösebeträgen der Hansestadt Lübeck insgesamt 30 Pflanzkübel angeschafft, die nun mit einer jahreszeitlich angepassten Bepflanzung mehr Farbe in den Straßenraum bringen sollen. Die Anwohner der Dorfstraße sind aufgerufen, sich als „Blumen-Paten“ aktiv an deren Bepflanzung zu beteiligen. Koordiniert wird die Aktion von der St. Jürgen-Runde (Ansprechpartner ist Pastor i. R. Peter Parge, Tel. 29 26 756).
Die Umgestaltung der Dorfstraße zur Fahrradstraße kostete einschließlich der Pflanzkübel sowie der Beschilderung und Fahrbahnmarkierungen rund 100 000 Euro. Eine Beteiligung der Anlieger an den Kosten ist wegen des Status der Dorfstraße als Hauptverbindung des Radverkehrs und deren Ausweisung als Fahrradstraße nicht vorgesehen. +++