Das Lübecker Naturschutzgebiet „Schellbruch“ hat eine neue Attraktion für Naturliebhaber und Erholungssuchende: eine Hütte zur Vogelbeobachtung am Süßwasserteich“. Dieser sogenannte „Hide“ mit dem Namen „Adlerblick“ wurde am Freitag, 27. November 2009, der Öffentlichkeit übergeben.
Der Begriff „Hide“ (ausgesprochen „Haid“) kommt aus dem Englischen und bedeutet „Versteck“. Er hat sich in Deutschland als Bezeichnung für Beobachtungshütten eingebürgert. Der jetzt eingeweihte Hide wurde von der Lübecker Naturschutzbehörde geplant und in ihrem Auftrag errichtet. Die Finanzierung wurde von der „Engelbert und Hertha Albers-Stiftung“ ermöglicht.
Umweltsenator Thorsten Geißler zeigte sich bei der Einweihung vor geladenen Gästen sehr zufrieden mit dem neuen Angebot. „Der Hide bietet einen wunderbaren Blick auf den Süßwasserteich. Hier können wir - vor Sonne, Wind und Regen geschützt - in aller Ruhe das Vogelleben beobachten, ohne die Tiere zu stören“, sagte er. Dies sei ein schönes Beispiel dafür, dass sich Naturschutz, Naturerlebnis und Naherholung gut miteinander vereinbaren ließen.
Die neue Beobachtungshütte sei eine „hervorragende Ergänzung“ der vor drei Jahren errichteten Aussichtsplattform „Lagunenblick“ an der Großen Lagune, so Geißler weiter. Diese werde von Erholungssuchenden sehr gut angenommen.
Auf Anregung der örtlichen Vogelkundler der Arbeitgemeinschaft Schellbruch wurde die Beobachtungshütte auf den Namen „Adlerblick“ getauft. Dieser bot sich an, weil einige Bäume am Süßwasserteich zu den Lieblings-Ansitzplätzen von Seeadlern gehören und diese beeindruckenden Vögel zukünftig mit etwas Glück von dort aus gut zu beobachten sein werden. Außerdem spielt der Name darauf an, dass der Hide den Besuchern einen „Adlerblick“ auf die Wasservögel des Teiches ermöglicht.
Der Standort und die Bauausführung wurden von der Naturschutzbehörde einvernehmlich mit Naturschutzexperten und den Vogelkundlern vor Ort abgestimmt. Nach deren Einschätzung bietet die Lage am Damm südlich des Süßwasserteiches beste Voraussetzungen für schöne Naturbeobachtungen. Weil die Blickrichtung nach Norden geht, kann die Sonne nicht blenden, so dass immer optimale Sichtbedingungen herrschen. Außerdem liegt der Hide nahe an den Brutplätzen. Mit etwas Glück kann man im Frühling von hier frisch geschlüpfte Graugans-Küken erleben.
Auch ansonsten wird es vom Hide aus viel zu sehen geben, denn auf dem Süßwasserteich brüten auf kleinem Raum mehr Wasservögel als auf den Lagunen, da hier der Wasserstand nicht so stark schwankt. Regelmäßig anzutreffende Brutvögel im Süßwasserteich sind beispielsweise Graugans, Zwergtaucher, Rothalstaucher, Schwarzhalstaucher, Reiherente, Schnatterente, Wasserralle, Lachmöwe, Rohrweihe und verschiedene Rohrsängerarten. Außerhalb der Brutzeit können hier verschiedene nahrungssuchende, rastende oder überwinternde Vögel beobachtet werden.
Um Interesse an der Vogelbeobachtung zu wecken und eine Identifikation „unbekannter Flugobjekte“ zu erleichtern, sollen im Hide noch Informationstafeln mit Informationen über die zu beobachtenden Vogelarten angebracht werden.
Das Naturschutzgebiet „Schellbruch“ ist für brütende, nahrungssuchende, rastende und überwinternde Vögel von nationaler Bedeutung und ist Teil des Europäischen Vogelschutzgebietes „Traveförde“. Mehr als 200 verschiedene Vogelarten wurden bisher im NSG Schellbruch gezählt, von denen über 90 Arten dort auch gebrütet haben. Aufgrund der stadtnahen Lage und des Wegenetzes auf den Dämmen hat das Gebiet aber auch einen hohen Wert für die Naherholung der Lübecker Bevölkerung. So ist hier insbesondere an den Wochenenden eine Vielzahl erholungssuchender und zum großen Teil mit Ferngläsern ausgerüsteter Spaziergänger und Radfahrer zu beobachten. +++