Kleine Grafiken und Texte verschiedener Künstler zum Geschichtserlebnisraum, hergestellt nach einem historischen Druckverfahren, dass strebt der Bauspielplatz Roter Hahn mit seinem neuestem Projekt an. Mit Unterstützung der Marienkirche, die zu diesem Zweck den Nachbau der Gutenberg-Druckpresse als Leihgabe zur Verfügung stellt, soll eine Kunstdruckserie erstellt werden. Jeweils zu besonderen Anlässen soll die Druckpresse von St. Marien in die historische Wandstabkirche St. Nikolai wandern. Björn Engholm, gelernter Schriftsetzer, testete heute als erster die technische Leihgabe in neuer Umgebung und druckte das gotische „Vaterunser“ des Wulfila aus dem 5. Jahrhundert. Und auch Kinderbuchillustrator Felix Karweik präsentierte seine kleine Grafik, die auf dem Sommerfest am 22. und 23. August neben dem Vaterunser des Wulfila gedruckt werden soll. Weitere Druck-Zusagen gibt es von Armin Müller-Stahl und Günter Grass. Unterstützt wird die Kunstdruckserie vom Kunsthaus Lübeck.
Die gotische Bibel von Bischof Wulfila wurde im „Silbercodex“ (Codex Argenteus) um 500 nach Christus kunstvoll auf purpurfarbenem Pergament erstmals veröffentlicht. Die Bibel ist eins der ersten schriftlichen Zeugnisse einer germanischen Sprache, für die Wulfila sogar eine eigene Schrift schaffen musste – er wählte dazu teils byzantinische/kyrillische Schriftzeichen und teils die alten Runen der nordischen Völker. 1665 stieg das Interesse an den alten Sprachen und ein Niederländer, Franz Junius, hat die alte gotische Bibel zusammen mit einer angelsächsischen Version zum ersten Mal durch Buchdruck veröffentlicht. Aus dieser Ausgabe, die vor rund 350 Jahren gedruckt wurde, wird die Seite mit dem Text des Vaterunser nachgedruckt.
Im Laufe seines zehnjährigen Bestehens hat sich Bauspielplatz Roter Hahn zu einem bundesweit einmaligen Geschichtserlebnisraum entwickelt. Leitthemen dieser besonderen sozialen Arbeit sind unter anderem die tiergestützte Pädagogik sowie die Rekonstruktion (früh-)mittelalterlicher Gebäude in Zusammenarbeit mit AGIL, Büro für angewandte Archäologie, und dem Archäologischen Institut der Universität Hamburg. Neben verschiedenen wikingerzeitlichen Gebäuden soll bis zum Jahre 2014 eine kleine mittelalterliche Klosteranlage entstehen. Erst im vergangenem Jahr wurde die historische Wandstabkirche St. Nikolai von Lübecks letzter amtierenden Bischöfin, Bärbel Wartenberg-Potter, offiziell in den Dienst gestellt. St. Nikolai ist nach einem norwegischen Vorbild aus dem Jahre 1169 errichtet worden. +++