Unter dem Motto „fit for life“ findet derzeit die 5. Präventionswoche des Gesundheitsamtes im Lübecker Rathaus statt. Sie richtet sich an Schülerinnen und Schüler der achten und neunten Klassen. Rund 1100 Besucher aus insgesamt 51 Klassen haben sich angemeldet. Zum ersten Mal nehmen neben den Haupt-, Förder-, Gesamt- und Realschulen auch Schulklassen aus Gymnasien teil.
Die Informationsmesse, an der die wichtigsten Präventionsträger der Hansestadt teilnehmen, findet noch bis zum Dienstag, 24. März 2009, in der Großen Börse statt, die direkt vom Markt aus erreicht werden kann. Angeboten werden Infostände und vertiefende Workshops – alles rund um das Thema Gesundheit und Fitness.
Sozialsenator Wolfgang Halbedel wies bei der Eröffnungsveranstaltung am Mittwoch, 19. März 2009, darauf hin, das Lübeck jetzt schon zum fünften Mal ein beispielhaftes Angebot für Jugendliche mache. „Häusliche Gewalt, sexualisierte Gewalt oder die Gefahren durch die exzessive Nutzung elektronischer Medien sind nur zwei von vielen anderen psychosozialen Themenfeldern, die eng mit dem Gesundheitsbereich verknüpft sind“, sagte der Senator. „Deshalb halte ich die große thematische Breite der Präventionswoche ‚fit for life’ in Abstimmung mit den Schulen für sehr erfolgsversprechend.“
Die Schüler können im Ausstellungsbereich ohne Schwellenangst Kontakte zu den Beratungsstellen aufnehmen und über die Workshops zusätzlich aktuell wichtige Themen im Klassenverband bearbeiten. „Damit bietet die Präventionswoche fit for life die Chance, zugleich Hilfebedarf aufzudecken wie auch bestehende Hilfsangebote bekannt zu machen", so Halbedel.
Die Auswertung der letzten Präventionswoche ergab, dass die Themen Alkohol, Liebe/Sexualität, Zahnpflege, sexuelle Belästigung, Aids/HIV und Gewalt gegen Frauen und Kinder ein großes Interesse und eine positive Resonanz bei den teilnehmenden Schülern und Schülerinnen und den zugehörigen Lehrkräften hervorriefen. „Wir hören immer wieder, wie wichtig es doch ist, sich umfassend über Hilfemöglichkeiten und Anlaufstellen informieren zu können“, sagt Dr. Olaf Schoeniger-Peters vom Lübecker Gesundheitsamt, der die Veranstaltungsorganisation leitet. „Gerade Mädchen fragen besonders häufig nach der Möglichkeit, ihre Probleme persönlich in einer Beratungsstellen ansprechen zu können.“
Nie war die Anzahl der Aussteller so hoch wie in diesem Jahr: 26 Beratungsstellen informieren über ein großes Themenspektrum, zu dem sowohl Angebote über Liebe und Sexualität, Schutz vor sexueller Belästigung oder Überschuldungsprävention gehören, als auch Tipps zur gesunden Ernährung oder Zahnpflege. Neben informativen Materialien und Gesprächen wird es an interaktiven Ständen die Möglichkeit geben, selbst aktiv zu werden, gleichsam als „Prävention zum Anfassen“.
Dem häufig erwähnten Wunsch nach vermehrter Gewaltprävention versuchen die Organisatoren durch eine Vielzahl von Angeboten gerecht zu werden. Eine besondere Gelegenheit ist beispielsweise die Ausstellung „Echt fair“ – eine interaktive Präsentation für Kinder und Jugendliche. Sie soll Kindern und Jugendlichen ein Bewusstsein dafür vermitteln, dass sie ein Recht auf eine gewaltfreie Erziehung und auf freie Entfaltung ihrer Persönlichkeit haben. „Außerdem sensibilisiert sie für das Problem der Gewalt in der Partnerschaft, von dem viele Kinder im eigenen Elternhaus betroffen sind“, sagt Catharina Strutz-Hauch, KIK- Koordinatorin für Lübeck. Die Ausstellung wurde konzeptionell entwickelt vom Präventionsbüro PETZE (Kiel) in Kooperation mit BIG Berlin und ermöglicht durch das „KIK- Netzwerk häusliche Gewalt“ mit finanzieller Unterstützung des Kriminalpräventiven Rates der Hansestadt Lübeck.
Darüber hinaus werden sich sechs Beratungseinrichtungen mit gewaltpräventiven Angeboten präsentieren.
- Gewaltbarometer: Der Frauennotruf lädt die Jugendlichen ein, an einem Gewaltbarometer einzuschätzen, was sexuelle Gewalt ist, und was nicht. „Es geht darum, grenzüberschreitende Situationen wahrnehmen und beurteilen zu können“, erläutert die Sozialpädagogin Sandra Albert. „Wichtig ist es uns, mit den Mädchen über Gegenwehrmaßnahmen ins Gespräch zu kommen und sie über die Hilfsangebote der Beratungsstelle zu informieren.“ Einer Untersuchung zufolge, haben 41 Prozent aller Mädchen sexuelle Belästigung im schulischen Kontext erfahren.
- Mobbing mit dem Handy: Auf die Gefahren elektronischer Medien geht die Polizei in diesem Jahr mit dem hochaktuellen Thema „Mobbing mit dem Handy“ ein. Und das Kinderschutz-Zentrum möchte am Info-Stand Kinder und Jugendliche für die verschiedenen Formen von (innerfamiliärer) Gewalt sensibilisieren und auf Hilfemöglichkeiten und Unterstützungsangebote hinweisen.
- Mitmach-Aktionen. Fünf Lübecker Beratungsstellen mit den Schwerpunkten Sexualität, Schwangerschaft, HIV und sexuell übertragbare Infektionen bieten verschiedene Mitmach-Aktionen für Jugendliche an. Dazu gehört das Fragespiel „Der Große Preis“ mit Fragekarten rund um das Thema Liebe, Freundschaft, Sexualität und sexuelle Orientierungen. Informiert wird über Risiken der Übertragung von sexuell übertragbaren Infektionen, sowie die Benutzung von Kondomen. Die Jugendlichen haben außerdem die Möglichkeit, sich mit einer lebensgroßen Kondomfigur gegenseitig mit ihren Handys zu fotografieren.
- Frühe Hilfen. Das Präventionsprojekt „Frühe Hilfen“ möchte auf die besondere Situation jugendlicher Schwangerer hinweisen und für die besonderen Bedürfnisse von Säuglingen sensibilisieren.
- Ampelcheck: Die Verbraucherzentrale Schleswig Holstein präsentiert sich mit dem Thema Ernährung. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf dem sogenannten Ampelcheck, der dem Verbraucher eine Hilfestellung gibt, gesund einzukaufen und sich gesund zu ernähren. Übergewicht und Adipositas sind in den letzten Jahren sprunghaft angestiegen. Mit unserem Ampelcheck kann schnell und unkompliziert selbst beurteilt werden, welche Anteile an Fett, gesättigten Fettsäuren, Zucker und Salz als gering, mittel oder hoch einzustufen sind. So werden Fettfallen und Zuckerbomben ohne weiteres enttarnt.
- Suchtmittel: Auch in diesem Jahr wird auf die Gefahr durch Alkohol, Nikotin oder andere Suchtmittel gesundheitlichen Gefahren ausgesetzt zu werden, an Infoständen und durch Workshopangebote hingewiesen.
Besonderer Dank gilt den Sponsoren der Präventionswoche: Gemeinnützige Sparkassenstiftung zu Lübeck (2000 Euro) und Kriminalpräventiver Rat der Hansestadt Lübeck (2550 Euro). +++