Lübecks Abfallentsorgung wird künftig in enger Zusammenarbeit mit einem privaten Unternehmen organisiert. Dies beschloss die Bürgerschaft der Hansestadt in ihrer jüngsten Sitzung am Montag, 4. März 2008.
Dem Beschluss zufolge, der mit einer Stimmenmehrheit von 28 von 29 Stimmen fiel, wird der Bürgermeister ermächtigt, das Angebot der Bietergemeinschaft Nehlsen GmbH & Co. KG / Otto Dörner Entsorgung GmbH zum Abschluss eines Beteiligungs- und Anteilskaufvertrages über 49,9 Prozent an einer noch zu gründenden „Abfall GmbH“ anzunehmen. Die Bürgerschaftsmitglieder von SPD (17 Stimmen) und Grünen (4 Stimmen) hatten aus Protest gegen den Verfahrensablauf an der Abstimmung nicht teilgenommen und die nichtöffentliche Sitzung zuvor verlassen.
Bürgermeister Bernd Saxe und Umweltsenator Thorsten Geißler äußerten sich nach der Entscheidung erleichtert darüber, dass nach den umfassenden Vorarbeiten zur strategischen Neuausrichtung nunmehr für zwei wesentliche Bereiche der Entsorgungsbetriebe Lübeck ein Ergebnis gefunden wurde.
Dr. Jan-Dirk Verwey, erster Werkleiter der Entsorgungsbetriebe Lübeck, ist davon überzeugt, dass der nun ausgewählte Partner die eingeleiteten Prozesse zur Optimierung beschleunigen und kooperativ begleiten wird. „Neue Impulse werden das Unternehmen auf seinem Weg zu einem marktorientierten, modernen Umweltdienstleister für die Bürger und die Unternehmen der Hansestadt Lübeck und benachbarter Regionen weiter voranbringen“, sagte Verwey.
„Von großem Vorteil für das Vergabeverfahren sei das im Sommer 2007 vorgeschaltete Markterkundungsverfahren gewesen“, sagte auch Umweltsenator Geißler : „Auf dieser Basis konnte das eigentliche Vergabeverfahren in deutlich weniger als sechs Monaten bewältigt werden, weil sowohl die Mitarbeiter der Entsorgungsbetriebe Lübeck als auch die Berater während dieses Zeitraumes Höchstleistungen erbracht haben. Dafür Danke ich allen sehr herzlich.“
Begleitet wurde die Hansestadt Lübeck von der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft KPMG aus Frankfurt, dem abfalltechnischen Beratungsunternehmen ATUS aus Hamburg sowie der Hamburger Anwaltssozietät White & Case.
Aus Sicht der Entsorgungsbetriebe Lübeck werden aber noch einige Monate vergehen, bis die Partnerschaft beginnen kann. Die gemeinsame Gesellschaft wird aus heutiger Sicht frühestens im Spätsommer 2008 ihren Betrieb aufnehmen können. Vorher sind unter anderem noch die folgenden Schritte zu erledigen:
- Genehmigung durch die Kommunalaufsicht
- Freigabe durch die Kartellbehörden
- Gründen der gemeinsamen Gesellschaft (GmbH)
Hintergrund:
Entsorgungsbetriebe Lübeck (EBL): Die Entsorgungsbetriebe Lübeck sind der Umweltdienstleister der Hansestadt Lübeck mit den Sparten Abfallwirtschaft, Stadtreinigung / Winterdienst und Abwasser / Gewässerschutz und werden als eigenbetriebsähnliche Einrichtung der Hansestadt Lübeck geführt. Sie beschäftigen zur Zeit 520 Mitarbeiter. Der Umsatz des Gesamtunternehmens im Jahr 2007 betrug rund 80 Millionen Euro.
Das Bieterkonsortium Nehlsen / Dörner ist eine Zusammenarbeit der Nehlsen GmbH & Co. KG und der Otto Dörner Entsorgung GmbH – beides Familienunternehmen mit langjähriger Erfahrung in der kommunalen und privaten Entsorgungswirtschaft. Beide haben ihre Wurzeln in Norddeutschland.
- Die Nehlsen AG als Dachgesellschaft ist ein Unternehmen mit den Kerngeschäften Entsorgung, Contracting sowie Sicherheit und ist seit 1923 am Markt tätig. Rund 3000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind an mehr als 30 Standorten beschäftigt. Der Umsatz im Jahr 2006 betrug 230 Millionen Euro. Die Firmenzentrale mit Hauptsitz in Bremen bündelt alle Aktivitäten und der Unternehmensgruppe. International ist das Unternehmen auch in Osteuropa, Afrika und Hongkong tätig.
- Die Otto Dörner Unternehmensgruppe beschäftigt 700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den Geschäftsbereichen Entsorgung, Recycling, Kies und Deponien sowie Bodensanierung und ist seit mehr als 80 Jahren in ganz Norddeutschland aktiv. Die Otto Dörner Entsorgung GmbH hat ihren Hauptsitz in Hamburg. Der Umsatz im Jahr 2006 betrug 114 Millionen Euro.+++