Unter dem Titel „Leben und Wohnen im Alter“ legt die Hansestadt Lübeck ein neues Gesamtkonzept für den Umgang mit dem demographischen Wandel in unserer Gesellschaft und dem zunehmenden Anteil der älteren Bevölkerungsanteile vor. Erarbeitet wurde das papierstarke Werk vom Fachbereich Wirtschaft und Soziales, Bereich Soziale Sicherung unter Senator Wolfgang Halbedel.
„Dies ist das umfassendste Werk dieser Art in Deutschland“, sagte Halbedel bei der Vorstellung des Konzeptes am Dienstag, 5. Februar 2008. „Der Umgang mit Leben und Wohnen im Alter ist eine ganzheitliche Betrachtung des Älterwerdens mit allen Facetten“, so Halbedel weiter. So sei ein altengerechtes Wohnen, ein möglichst langer Verbleib in der eigenen Wohnung im vertrauten Quartier nur möglich, wenn es entsprechende Rahmenbedingungen und Unterstützungsangebote im Umfeld gebe.
„Die Lebenslagen älterer Menschen gestalten sich bei näherer Betrachtung sehr unterschiedlich“, sagte Halbedel. „Ein zukunftsorientiertes Konzept muss sich daher an einem differenzierten Altersbild und an der Vielfalt unterschiedlicher Problemlagen, Bedürfnisse, Erwartungen und Ressourcen im Alter orientieren.“
Vor dem Hintergrund des demographischen Wandels hat die Bürgerschaft der Hansestadt Lübeck mit Blick auf die ältere Bevölkerung im November 2005 beschlossen, ein zukunftsorientiertes Gesamtkonzept Leben und Wohnen im Alter von der Verwaltung erstellen zu lassen. Ziel des Konzeptes soll es sein, die Herausforderungen und Chancen des demographischen Wandels aktiv im Dialog mit den beteiligten Akteuren zu gestalten und „Orientierungsrichtlinien für die Weiterentwicklung der Altenhilfe und Perspektiven für kommunalpolitisches Handeln, zur Verbesserung der Lebensbedingungen älterer Menschen in Lübeck zu entwickeln.“
In der Hansestadt gibt es bereits eine Vielfalt gezielter, qualifizierter Angebote für ältere Menschen in den verschiedenen Handlungsfeldern, die durch das Gesamtkonzept Leben und Wohnen im Alter weiterentwickelt werden sollen. Dabei ist die Zusammenarbeit, Koordination und Vernetzung der verschiedenen Akteuren von besonderer Bedeutung. Aus diesem Grunde wurden mit Vertretern insbesondere der Wohnungsunternehmen, der freien Wohlfahrtsverbände sowie anderer, in der Altenhilfe tätigen Organisationen, Institutionen und Vereinen und der Verwaltung in verschiedenen Arbeitsgruppen thematische Schwerpunkte wie Wohnen im Alter, Hilfen zur Alltagsbewältigung, Ehrenamt, Pflege bearbeitet. Die Abstimmung der Arbeitsgruppenergebnisse und Handlungsempfehlungen für das Gesamtkonzept Leben und Wohnen im Alter erfolgte in der Steuerungsgruppe, an der die in der Bürgerschaft vertretenen Parteien, der Seniorenbeirat, das Frauenbüro und die Sprecher der Arbeitsgruppen beteiligt waren.
Die Überlegungen zum Gesamtkonzept beginnen mit dem Personenkreis der über 50jährigen und enden bei den Hochbetagten mit unterschiedlichen Problemstellungen:
- Ein Ehepaar um die 50 ist sicherlich noch nicht alt, wird sich jedoch bei einem möglichen Umzug - die Kinder sind aus dem Haus - Gedanken darüber machen, dass die neue Wohnung und die Infrastruktur so gestaltet sind, dass sie dort alt werden können, ohne erneut umziehen zu müssen.
- Eine alleinstehende Frau um die 65 Jahre macht sich Gedanken darüber, wie sie Unterstützung bei der Versorgung und Pflege ihrer Eltern bekommen kann.
- Ein Ehepaar um die 70 Jahre überlegt, wie es sich sinnvoll ehrenamtlich engagieren kann.
- Ein 75jähriger alleinstehender, zunehmend hilfebedürftiger Mann wird sich Gedanken darüber machen, wie er den Alltag, das Einkaufen, das Saubermachen etc. mit Unterstützung bewerkstelligen kann.
- Eine 80jährige Frau macht sich Gedanken darüber, wo sie sich auf dem mühsamen Weg zum Einkaufen ausruhen und ob sie mit ihrem Rollator die Kantsteine überwinden kann. Zudem kommt sie monatlich kaum mit ihrem Geld über die Runden.
- Eine 85jährige alleinstehende Frau macht sich Gedanken, was sie gegen ihre Einsamkeit tun kann.
- Eine 90jährige pflegebedürftige Frau wird sich Gedanken darüber machen, wie sie eine ausreichende Unterstützung und Pflege erhalten kann und hat zugleich Sorge, dass dabei ihre Kinder finanziell belastet werden.
„Das Gesamtkonzept verdeutlicht die Notwendigkeit einer ganzheitlichen Betrachtung des Themas“, sagt Matthias Wulf, der als Leiter des Projektgruppe für die Bearbeitung des Gesamtkonzeptes verantwortlich war. Das zentrale Thema Wohnen müsse zwingend in ein Netz unterschiedlichster und aufeinander abgestimmter Infrastruktur-, Beratungs-, Unterstützungs-, Kommunikations- und Präventionsangebote eingebunden sein, um so die Voraussetzungen für einen möglichst langen Verbleib älterer Menschen in der eigenen Wohnung im vertrauten Wohnquartier zu schaffen. „Dabei müssen die unterschiedlichen Problemlagen, Bedürfnisse, Erwartungen und Ressourcen aller Altersstufen berücksichtigt werden, damit ein selbstbestimmtes aber auch mitverantwortliches Leben im Alter gelingen kann“, so Wulf.
Das gesamte, mit Anlagen 180 Seiten umfassende Konzept, steht als pdf-Download (2,9 MB) bereit unter http://www.luebeck.de/bewohner/buergerservice/lvw/leistungen/index.html?bereich=4&lid=1083
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