Veröffentlicht am 19.11.2007

Aus den „Erinnerungen eines Davongekommenen“

Ralph Giordano liest am 26. November aus seinen Lebenserinnerungen im Burgkloster

Am Montag, 26. November, 19 Uhr ist Ralph Giordano im Lübecker Kulturforum Burgkloster zu Besuch. Er liest dort im Rahmen der Reihe „Lebenserinnerungen“ des Günter Grass-Hauses aus seiner Autobiographie „Erinnerungen eines Davongekommenen“.

Giordano ist, wie er selbst sagt, zeitlebens mit Mächten zusammengekommen, die die ganze Welt verändert haben: Nationalsozialismus und Stalinismus.

Die Konfrontation mit dem Nationalsozialismus begann, als sein bester Freund zu ihm sagte: „Ralle, mit dir spielen wir nicht mehr, du bist Jude.“ Es folgen Jahre der Ausgrenzung und Diskriminierung. Von seinem Freund wird er denunziert, von der Gestapo verhört und gefoltert.

Schon 1942 fasst Giordano den Entschluss, diese schrecklichen Erlebnisse als Rohstoff für einen Roman zu nutzen. Vierzig Jahre später, im Jahre 1982, veröffentlicht er das Buch „Die Bertinis“, das aufgrund des großen Erfolgs verfilmt wurde.

Die „Erinnerungen eines Davongekommenen“ befassen sich neben der Verarbeitung dieser dramatischen Zeit auch mit seinen späteren Lebensjahren, als er nach dem Krieg in Deutschland bleibt und der KPD beitritt. Ein schwerer Irrtum, der ihm elf Jahre später aufgeht: „Ich hatte geglaubt, die Feinde meiner Feinde müssten auch meine Freunde sein.“

Nach dem Austritt aus der KPD im Jahre 1957 kehrt Giordano nach Hamburg zurück. Dort trifft den Chefredakteur der „Jüdischen Allgemeinen Wochenzeitung“ wieder, der ihn sofort einstellt. 1961 rechnet Giordano in seinem Werk „Die Partei hat immer Recht“ mit dem Kommunismus ab. Er erhält eine Stelle beim NDR, wechselt später zum WDR, verfolgt die Aufsehen erregenden KZ-Prozesse und verfasst dazu zahlreiche Artikel.

1967 bereist Giordano zum ersten Mal Israel und beschäftigt sich von nun an intensiv mit dem Schicksal des Landes. Aber auch mit der Nachkriegsgeschichte Deutschlands setzt er sich kritisch auseinander. Einerseits beleuchtet er die Schuldfrage der Deutschen am Zweiten Weltkrieg, andererseits engagiert er sich für das Andenken der deutschen Vertriebenen.

Als Fernsehjournalist und Autor zahlreicher Artikel und Sachbücher hat sich Ralph Giordano immer den Konflikten der Weltgeschichte gestellt. Nach wie vor prangert er Gewalt, Unterdrückung und Missstände in dieser Welt an und scheut dabei weder Diskussionen noch Konfrontationen. Die Lesung findet im Kulturforum Burgkloster statt und kostet 9 Euro, ermäßigt 6 Euro Eintritt.

Kartenvorverkauf im Günter Grass-Haus, Buddenbrookhaus oder unter der Museumshotline (01805) 92 92 00. +++