Seit diesem Schuljahr gibt es an der Grundschule Lübeck-Eichholz das Projekt „Schule als Lebens- und Lernort“ - ein gemeinsames Vorhaben des Landes und der Hansestadt Lübeck. Schulsenatorin Annette Borns gab heute, 5. Oktober 2007, mit Staatssekretär Dr. Wolfgang Meyer-Hesemann den offiziellen Startschuss für das Projekt.
An diesem Schulstandort werden erstmalig alle Fördermittel, die an Schulen für Schulkinder seitens des Landes und der Stadt fließen, in einem Budget zusammengefasst, damit alle Kinder direkt an der Schule ihrem Bedarf entsprechend betreut werden können. Damit wird für Kinder in einem sozialen Brennpunkt die ganztägige Betreuung sichergestellt und gleichzeitig der positive Effekt erzielt, dass alle Kinder an ihrer Schule auch am Nachmittag ein verlässliches, förderndes und kindgerechtes Angebot nutzen können.
Staatssekretär Dr. Wolfgang Meyer-Hesemann vom Ministerium für Bildung und Frauen des Landes Schleswig-Holstein betonte den Modellcharakter des Projektes: „Die Grundschule Eichholz bietet mehr als Bildung und Unterricht - sie macht allen Kindern ein bezahlbares Angebot an Betreuung und individueller Förderung. Das gibt uns wichtige Impulse, wie die Offene Ganztagsschule weiterentwickelt werden kann.“
Das Land Schleswig-Holstein beteiligt sich auch finanziell an diesem Projekt und bündelt die bisherigen Zuschüsse für die Hortbetreuung, für die Betreuten Grundschulen und für die Offenen Ganztagsschulen. Außerdem erhält die Grundschule Eichholz wöchentlich vier Ausgleichsstunden, um das Projekt zu organisieren.
Das Projekt an der Grundschule Eichholz umfasst in der Gestaltung des Standortes „Schule als Lebens- und Lernort“ im regionalen Umfeld des Stadtteils die Einführung und Erprobung einer neuen, gebündelten Angebotsstruktur für die Kinder der Schule. „Das Angebot ist ausgerichtet an den jeweiligen Bedürfnislagen der einzelnen Kinder und ihrer Eltern. Es wirkt jenseits einer Festlegung auf gesonderte, bislang voneinander getrennte Einrichtungstypen wie Hort, Betreuter Grundschule, Tagesgruppe und Offener Ganztagsgruppe als Ort der Betreuung, Förderung, Bildung und Erziehung“, heißt es in der Präambel der Kooperationsvereinbarung zwischen der Grundschule Eichholz und dem Träger der Betreuungseinrichtung, der KinderWege gGmbH.
Die wesentlichen Aspekte des Projektes am Schulstandort GS Eichholz sind:
- Pädagogik „aus einer Hand und unter einem Dach“
- Integrative Charakter der Betreuung und Förderung im sozialen Brennpunkt
- Erstmalige Zusammenfassung alle Fördermittel in einem Budget
- Auflistung der Gesamtfinanzierung. Dadurch wird deutlich, dass es sich um eine kostengünstige Alternative zur „gesplitteten“ Einzelfinanzierung handelt
- Niedrige Beiträge für die Eltern (fünf Euro monatlich - plus Kosten für das gemeinsame Mittagessen
In den zurückliegenden Jahren hat es die GS Eichholz vielfältige Aktivitäten zur zusätzlichen Förderung, Bildung und Betreuung von Kindern nach der Schulzeit entfaltet. Diese wurden von Lübecker Stiftungen wie Possehl, Haukohl und der Gemeinnützigen Sparkassenstiftung unterstützt. Die Hansestadt begleitet das Engagement der Schule eng und stellt eine Teilfinazierung sicher. Darüber hinaus fließen seit 2005 Landesmittel für die Offene Ganztagsschule, die im Schuljahr 2003/04 genehmigt wurde.
Ein programmatischer Neustart erfolgte zum Schuljahresbeginn 2007/08. Die Nachmittagsangebote der Offenen Ganztagsschule (z.B. Tanzen, Selbstverteidigung, Computerkurse, Sport), der hortähnlichen Betreuung (Mittagessen, Hausaufgabenbetreuung, Freizeit) sowie des näher an Schule herangerückten Jugendfreizeitheimes Dieselstraße (ehemals Heiweg) sollen stärker miteinander vernetzt werden als es bisher der Fall war. Eine Koordinationsgruppe, die sich aus Vertretern aller an der Schule beteiligten Personengruppen zusammensetzt, wird in regelmäßigen Arbeitsgesprächen die auftretenden Fragen, Probleme und Konflikte bearbeiten.
Insgesamt wurden von den 158 Schülerinnen und Schülern der GS Eichholz zum gegenwärtigen Zeitpunkt rund 100 Kinder für die Offene Ganztagsschule angemeldet. 58 davon für die Betreuung mit gemeinsamen Mittagessen. Deutlich sichtbar wurde im Anmeldezeitraum eine notwendige finanzielle Unterstützung für nicht wenige Eltern für die Kosten des gemeinsamen Mittagessens. Diese Unterstützung scheint gegenwärtig durch den Sozialfond der Stiftungen gesichert. Das pädagogische Konzept betrachtet dieses Essen als wichtigen Bestandteil. Deshalb gilt es für die Zukunft nach Mitteln und Wegen der Absicherung zu suchen, um gerade den Kindern die Betreuungssituation zukommen zu lassen, die, ideell betrachtet, am meisten davon profitieren sollten.
Die Hansestadt Lübeck als Träger der Jugendhilfe und Schulträger hat sich am Standort Eichholz koordinierend darum bemüht, die bisher weitgehend autonom arbeitenden Einrichtungen zusätzlich zu motivieren enger zusammenzuarbeiten. Sie sieht dies als Modell für die zukünftige viel stärkere Vernetzung von Jugendarbeit, Jugendhilfe und Schule, ausgehend vom Ziel der bestmöglichen Förderung der Kinder und dem möglichst effizienten Einsatz der finanziellen Mittel unterschiedlicher Herkunft.
Das Projekt ist zunächst auf zwei Jahre befristet und wird am Ende dieses Zeitraumes mit geeigneten Mitteln im Hinblick auf die Erreichung seiner Ziele überprüft („evaluiert). +++