Damit konnte nach zwei Jahren harter Arbeit der neue Pausentreff für die Schüler in einem alten Lagerraum und ehemaligen Männer-WC eröffnet werden. Somit feiert eines der größten Projekte, die bisher im Rahmen der Paten-Initiative Schule und Arbeit Lübeck (PISA) zustande kam, seinen vorläufigen Abschluss.
„So schön war es hier seit 200 Jahren nicht!“ Schulleiter Christian Petersen schien es selbst kaum glauben zu können, als er anlässlich der offiziellen Eröffnung die Projektbeteiligten im neuen Ernestinen-Bistro begrüßte. Mehr als 30 Schüler aus dem Projektkurs von WiPo-Lehrer Rolf Dohse haben hier mit fachlicher, personeller und finanzieller Unterstützung der Neue Lübecker Baugenossenschaft, der Possehl-Stiftung und der Hansestadt Lübeck ein Großprojekt von Schülern für Schüler auf die Beine gestellt. Ab heute werden hier engagierte Mütter Pausen-Snacks und Getränke zu günstigen Preisen an die insgesamt 750 Ernestinen-Schüler abgeben. Beliefert wird das Bistro von Ingo Freiberg, der in der Hansestadt bereits mehrere solcher Schülercafés betreut. Rund 40 Sitz- und Stehplätze stehen zur Verfügung.
Der Gesamtaufwand für die Restaurierung und den Umbau des alten Lagerraums auf dem Schulhof betrug rund 75 000 Euro. Den Löwenanteil der Kosten teilten sich die Possehl-Stiftung und die Neue Lübecker Baugenossenschaft. Letztere organisierte und leitete auch den gesamten Umbau. Die Hansestadt Lübeck kümmerte sich um die Bauunterhaltung, insbesondere der Fassade, die Schule übernahm die Kosten für das Mobiliar.
„Im Rahmen der seit 2005 laufenden PISA-für-Lübeck-Aktion haben wir die Patenschaft für die Ernestinenschule übernommen“, erklärt Thomas Köchig, Vorstandsvorsitzender der Neuen Lübecker, das Engagement der Genossenschaft. „Ziel aller PISA-Projekte ist es, die Schüler frühzeitig an die wirtschaftliche Realität heranzuführen, zum Beispiel durch Praktika, Firmenbesuche und Vortragsveranstaltungen. In diesem Bistro-Großprojekt hatten die jungen Leute nun sogar die Gelegenheit, ein komplexes Bausanierungsvorhaben mitzuplanen und mitzugestalten.“
„Diese Mitgestaltung fand in mehreren Facharbeitsgruppen von A wie Architektur über B wie Baubeschreibung und D wie Denkmalschutz bis F wie Finanzierung statt – und brachte den Oberstufenschülern wertvolle Erfahrungen in Sachen Planung, Umsetzung und Eigenverantwortlichkeit“, berichtet Projekt-Lehrer Rolf Dohse. Für die Possehl-Stiftung hob der Vorsitzende Helmuth Pfeifer hervor, dass es sich um ein hervorragendes Beispiel der Zusammenarbeit von Wirtschaft und Schule handele. Friedrich Thorn vom Bereich Schule und Sport der Stadtverwaltung bedankte sich bei allen Beteiligten für die konstruktive Gestaltungsbereitschaft.
Dabei waren durchaus unerwartete Schwierigkeiten zu überwinden. So war die Deckenkonstruktion durch starken Rostbefall so geschwächt, dass sie schließlich komplett erneuert werden musste. „Aber wie immer haben wir gemeinsam mit unseren fleißigen Lübecker Handwerkern alle Hürden zügig aus dem Weg geräumt“, freut sich Susanne Bräunig, die als Bauingenieurin das Projekt von Seiten der Neuen Lübecker geleitet hat. Bleibt zu hoffen, dass die Schüler sich auch zukünftig an den Wandspruch halten, der hinter der Bistro-Theke freigelegt und aus Denkmalschutzgründen wiederhergestellt wurde. Er stammt offensichtlich aus alten WC-Zeiten: „Auf Sauberkeit achten. Nicht auf das Sitzbrett treten.“ +++