Stadtpräsident und Bürgermeister grüßen zum Jahreswechsel
Liebe Lübeckerinnen und Lübecker, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
für die Hansestadt Lübeck geht in wenigen Tagen ein ereignisreiches Jahr zu Ende. Ein Jahr, in dem die Themen Haushaltskrise, Flughafen-Privatisierung, Ausbau des Hafens, Umsetzung von Hartz IV und auch die Neuordnung der Lübecker Museen einen Großteil der Arbeit von Bürgerschaft und Verwaltung sowie der öffentlichen Diskussion bestimmt haben. Doch trotz der kaum noch mit Worten beschreibbaren finanziellen Lage unserer Stadt mit einem Haushaltsdefizit von 153 Millionen Euro gibt es keinen Grund, verzagt zu sein. Ganz im Gegenteil: die Zeichen des Aufbruchs und damit der Hoffnung auf eine erfolgreiche Zukunft sind allerorten zu spüren.
Die Fertigstellung der Ostseeautobahn A 20 und deren Anbindung an die A 1 hat nicht nur Teile des Stadtgebietes vom Schwerlastverkehr entlastet, sondern Lübecks Rolle als Verkehrsdrehscheibe in den Ostseeraum weiter gestärkt. Auch die lange, beinahe zu lange erwartete Zusage der Bundesregierung zur Finanzierung des Ausbaus und der Elektrifizierung der Bahnstrecke Hamburg-Lübeck im Sommer diesen Jahres war ein deutliches Zeichen zur Stärkung des Wirtschaftsstandortes Lübeck. Die Deutsche Bahn AG kündigte an, dass mit ersten Baumaßnahmen im kommenden Jahr begonnen werden könne. Somit wird bis Ende 2008 die Bahnstrecke Hamburg – Lübeck – Travemünde elektrifiziert und bis Ende 2009 auch bis Lübeck-Kücknitz durchgehend zweigleisig sein. Eine Maßnahme, von der insbesondere der boomende Lübecker Hafen profitieren wird.
Der Ausbau des Skandinavienkais, dem größten Fährhafen Europas, ist in diesem Jahr mit der Verlegung der B 75 und des Bahngleises sowie den neuen Gewerbegebieten für jeden sichtbar weiter vorangetrieben worden. Seit Anfang 2005 bis Ende nächsten Jahres werden am Skandinavienkai insgesamt 84 Millionen Euro investiert. Bis Mitte 2006 wird das derzeit gut 50 Hektar große Hafenareal zunächst um 13,3 Hektar Operationsfläche erweitert. Das Hafenhaus als neues Logistikzentrum am „Skandikai“, für das im Sommer Richtfest gefeiert wurde, wird zu einem markanten Erkennungszeichen von Europas größtem Fährhafen werden. Aber auch neue Investitionen am Terminal Schlutup und ganz aktuell am Seelandkai, der zu einem leistungsfähigen Hafen für ConRo-Verkehre ausgebaut wird, festigen Lübecks Rolle als Tor zum Ostseeraum.
Die positive Aufbruchstimmung ist insbesondere auch in Travemünde spürbar: Der überwiegende Teil der Straßen im Kurgebiet von Lübecks schönster Tochter sind bereits umgebaut und modernisiert oder stehen kurz vor der Vollendung. Mit dem „A-Rosa Travemünde“ im früheren Kurhaushotel eröffnete Ende September ein weiteres Hotel der Spitzenklasse, das damit nachhaltig zur Attraktivitätssteigerung des Ostseeheilbades für Gäste und Besucher aus nah und fern beiträgt. Auch der Vertragsabschluss für den Bau einer Ferienanlage auf dem Priwall ist ein Signal dafür, dass in Travemünde alles daran gesetzt wird, wieder das Ostseebad Nr. 1 zu werden. Bereits im kommenden Jahr soll der Baubeginn des ersten von insgesamt sechs Feriendörfern sein.
Erfolgreich zum Abschluss gebracht wurden auch die Bemühungen zur Privatisierung des Lübecker Flughafens – trotz der Rückschläge, die wir durch Gerichtsurteile zum Stopp der Ausbauplanungen hinzunehmen hatten. Mit dem neuseeländischen Investor Infratil als Mehrheitseigentümer der Flughafen GmbH hat die Hansestadt Lübeck einen verlässlichen Partner gefunden, mit dem die Erfolgsgeschichte des Flughafens fortgesetzt wird. Nach rund 600 000 Passagieren im Vorjahr werden im laufenden Jahr rund 720 000 den Airport nutzen. Dazu trägt auch bei, dass erst kürzlich eine weitere Fluggesellschaft ankündigte, von Lübeck aus nach Danzig zu fliegen. Damit werden dann sieben Flugziele regelmäßig von Lübeck aus angesteuert – von der guten Erreichbarkeit profitieren vor allem die für die Stadt so wichtige Tourismusbranche, aber auch die vielfältigen kulturellen Einrichtungen und der Einzelhandel.
Dass gerade die Lübecker Altstadt als Einzelhandelsstandort zunehmend an Bedeutung gewinnt, zeigen die jüngsten Beispiele: Die Eröffnung des neuen Kaufhauses am Markt in Lübecks guter Stube war die Ouvertüre für die Attraktivitätssteigerung des Altstadteinzelhandels. Das Kanzleigebäude, zuvor Sitz von Verwaltungseinheiten, wurde zu einer kleinen, aber feinen Einkaufspassage umgestaltet, und nach dem Umbau der Fleischhauerstraße zu einer attraktiven Einkaufs- und Wohnstraße erstrahlt seit wenigen Wochen auch die Hüxstraße in neuem Glanz. Attraktive Neu- und Umbauten in der Breiten Straße locken ebenso Kunden an, wie zukünftig das neue Haerder-Center, das in den nächsten beiden Jahren am alten Standort des früheren Haerder-Kaufhauses entsteht.
Erfolgreich und ohne größere Schwierigkeiten auf den Weg gebracht haben alle Beteiligten eines der größten Verwaltungsprojekte seit Jahrzehnten - die Zusammenlegung von Arbeitslosenhilfe und Sozialhilfe seit Januar 2005, bekannter als „Hartz IV“. Dank des Engagements zahlreicher Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Hansestadt Lübeck und der Agentur für Arbeit Lübeck sind wir zuversichtlich, dass damit die Weichen gestellt sind, um wieder mehr Menschen in Beschäftigung zu bringen und ihnen eine neue Lebensperspektive zu geben.
Gleich zweimal besuchte Bundespräsident Horst Köhler in diesem Jahr die Hansestadt: Im Oktober überreichte er beim Festakt in der Musik- und Kongresshalle den Deutschen Umweltpreis 2005 der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU). Zwei Monate zuvor hielt das Staatsoberhaupt die Ansprache anlässlich des Festaktes der Kulturstiftung Hansestadt Lübeck zum 50. Todestag Thomas Manns im Beisein von Deutschlands großem Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki in der Marienkirche zu Lübeck – zugleich der Höhepunkt einer Reihe hochkarätiger Veranstaltungen zu Thomas Mann und dessen Werk. Dabei hat sich einmal mehr gezeigt, dass gerade auch „weiche“ Standortfaktoren, wie ein herausragendes Kulturangebot, von großer Bedeutung für eine Stadt sind. Dieses Profil zu stärken, wird eine der Herausforderungen der nächsten Jahre sein. Mit der Neuorganisation der Museen, wie kürzlich von der Bürgerschaft beschlossen, ist ein erster Schritt dazu getan, um Lübecks Ruf als Kulturstadt des Nordens weiter auszubauen.
Trotz aller Schwierigkeiten und ungünstiger Rahmenbedingungen hat die Hansestadt viel erreicht, auf das wir zu Recht stolz sein können. Angesichts der vor uns liegenden Aufgaben wollen wir Sie dazu aufrufen, gemeinsam mit uns in unserem Streben zum Wohle der Hansestadt Lübeck nicht nachzulassen.
Unser Dank zum Jahreswechsel gilt insbesondere allen Bürgerinnen und Bürgern, die ehrenamtlich tätig sind. Sie tragen dazu bei, dass die Hansestadt eine lebendige, weltoffene und sozial gerechte Stadt bleibt, in der sich die Menschen wohlfühlen.
Die überwältigende Spenden- und Hilfsbereitschaft der Lübeckerinnen und Lübecker, insbesondere aber auch der Schulen, für die Tsunami–Opfer auf Sri Lanka, die mit Lübecker Hilfe wieder ihre Existenzgrundlage aufbauen können, zeugen von der großen Solidarität der Menschen in dieser Stadt mit Menschen in Not viele tausend Kilometer entfernt.
Als nun zusätzliche Gelder für die Sanierung vom Lübecks Wahrzeichen, dem Holstentor gebraucht wurden, war es für viele Menschen, Unternehmen und Institutionen in dieser Stadt selbstverständlich, durch Ideen und Spenden bei der Sanierung zu helfen.
Der Bürgersinn dieser Stadt zeigte sich auch, als Pläne bekannt wurden, die Lübecker Universität ihrer Eigenständigkeit zu berauben. Politik, Wirtschaft, Hochschulen und die Bürgerinnen und Bürger rückten wie so oft zusammen, um gemeinsam für die Autonomie ihrer Universität zu kämpfen.
Unsere Gedanken zum Jahreswechsel sollten aber auch bei den Menschen in unserer Gesellschaft sein, die unsere Hilfe und unseren Schutz brauchen. Es ist auch für die Zukunft unsere Pflicht, diese Menschen nicht auszugrenzen und sich selbst zu überlassen, sondern sie in die Mitte unserer Gesellschaft zu nehmen.
Wir wünschen Ihnen ein frohes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch in ein gesundes und erfolgreiches neues Jahr.
Peter Sünnenwold Bernd Saxe
Stadtpräsident Bürgermeister
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