Pollerkataster erstellt: Nur ganz wenige Poller sind unnötig
Das Ergebnis hat sowohl die Schüler als auch Studienrat Herbert Kattenbach überrascht: Von den 1122 sogenannten Pollern, die die Zehntkläßler des Lübecker Katharineums in der gesamten Altstadt gezählt haben, scheint nur ein verschwindend geringer Anteil unnötig oder überflüssig zu sein. Zu diesem Schluß sind die Gymnasiasten gekommen, die im Rahmen ihres Erdkundeunterrichts, ermuntert durch die jahrelange, ideologisch geprägte öffentliche Diskussion, sich aufmachten, die Poller in Lübecks Altstadt zu zählen.
Akribisch notierten die Pennäler jeden Sperrpfosten, wie die offizielle Bezeichnung laut StVO ist, und übertrugen jeden einzelnen Standort in eine Excel-Datei. Diese Statistik wiederum verknüpften die Schüler mit einem geographischen Informationssystem. Über die Spezial-Software „ArcView“ wurden dann die Excel-Dateien und die Straßenkarten miteinander verknüpft. Mit Hilfe dieses Programms lassen sich sowohl Gesamtübersichten mit sämtlichen Standorten der Poller erstellen als auch einzelne Straßen und sogar jeder einzelne Pollerstandort herauszoomen.
Die Zehntkläßler, die das Pollerkataster dieser Tage Bausenator Franz-Peter Boden und Manfred Uhlig, Abteilungsleiter im Bereich Verkehr, vorstellten, waren nach eigenen Angaben nicht speziell geschult worden, um die Poller zu zählen und hinterher zu notieren, welchen Zweck der einzelne Pfosten erfüllt. Dennoch waren die Resultate eindeutig: Von den 1122 Pollern sind nach Einstufung der Gymnasiasten 512 aufgestellt worden, um unter anderem das Parken auf Geh- und Radwegen oder sonstigen Flächen zu verhindern. Weitere 422 Poller dienen der Gehwegsicherung (wobei zumeist beide Kriterien zutrafen) und 219 waren der Rubrik „sonstige Funktionen“ zugeordnet worden. Nur bei 64 Pollern war, so Lehrer Kattenbach und die Schüler übereinstimmend, nicht eindeutig erkennbar, welche Funktion sie erfüllen sollten. Wörtlich sagte Kadir Aynaci, der die Daten in ArcView eingepflegt hatte: „Im Bereich des Kobergs beispielsweise haben wir nur berechtigte Poller entdeckt. Auch an den meisten anderen Standorten konnten wir eindeutig erkennen, wieso dort Poller aufgestellt wurden.“
Insgesamt beteiligten sich 22 Schüler dieser 10. Klasse an der Erstellung des Pollerkatasters. Insgesamt 60 Stunden dauerte die Arbeit daran. Die Schüler hatten vor der Zählung übrigens geschätzt, daß 200 bis 300 Poller in der Altstadt stehen würden. Daß es derart viele sind, erstaunte sie dann doch.
Bausenator Boden sagte den Gymnasiasten zu, daß sich die Kollegen der Bauverwaltung die „strittigen“ Standorte genauer ansehen würden. Auf den ersten Blick war für ihn allerdings erkennbar, daß von den vermeintlich überflüssigen 64 Pollern längst nicht alle auf städtischem Grund stehen: So verhindern zum Beispiel neun von ihnen vorm Eingang der Jacobikirche das Zuparken.
Die Bauverwaltung hat sich bei den Schülern und ihren Lehrern für die geleistete Arbeit mit einem Klassensatz Eis oder Pizza bedankt. Die Ergebnisse werden dem Bauausschuß in seiner nächsten Sitzung am 15. August 2005 vorgestellt. +++
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