Blei im Trinkwasser: Ein Viertel der Proben überstieg Grenzwert
In der Hansestadt Lübeck gibt es immer noch Haushalte, die ihr Trinkwasser aus alten Blei-Leitungen zapfen. Darauf hat jetzt der Bereich Umweltschutz aufmerksam gemacht. Hintergrund dieser Aussage ist das Projekt „Trinkwasserleitungen aus Blei in Hausinstallationen“, das das Landesamt für Gesundheit und Arbeitssicherheit Schleswig-Holstein gemeinsam mit den Städten und Kreisen Ende vergangenen Jahres startete. Landesweit 1000 Haushalte konnten bei begründetem Verdacht auf Bleileitungen eine kostenlose Untersuchung einer Trinkwasserprobe durchführen lassen. Die Proben wurden von den Teilnehmern nach schriftlicher Anleitung selbst entnommen. In diesem Monat wurde die Auswertung des Projektes für Lübeck im Umweltausschuß der Lübecker Bürgerschaft vorgestellt.
Von den landesweit 684 teilgenommenen Haushalten kamen mit 311 Anfragen fast die Hälfte aus Lübeck. Bei gut einem Viertel der Wasseranalysen im Stadtgebiet wurden Bleiwerte gefunden, die auf das Vorhandensein alter Leitungsstücke aus Blei hinwiesen. In einem Teil dieser Häuser wird der derzeit gültige Grenzwert der Trinkwasserverordnung für Blei (0,025 mg/l) bereits heute nicht eingehalten. Da die Art der Probenahme nicht den rechtlichen Anforderungen entsprach (danach wäre ein zertifizierter Probenehmer nötig), haben die Ergebnisse lediglich Hinweischarakter!
Doch ab 1. Dezember 2013 wird der Grenzwert für Blei im Trinkwasser nochmals gesenkt - auf 0,01 mg/l. Dieser Wert läßt sich sicher nur einhalten, wenn die alten Bleirohre entfernt und gegen zugelassene Materialien ausgetauscht werden, so der Bereich Umweltschutz.
Die Grenzwertabsenkung auf 0,01mg/l erfolgt aus Gründen des Gesundheitsschutzes. Sie nimmt besonders Rücksicht auf Säuglinge, Kleinkinder und schwangere bzw. stillende Mütter. Denn besonders empfindlich auf Blei reagiert das sich entwickelnde kindliche Nervensystem. Dabei ist wichtig: Kinder nehmen im Verhältnis zur Körpermasse mehr Flüssigkeit auf als Erwachsene. Außerdem wird das aufgenommene Blei bei Kleinkindern nicht so in den Knochen gespeichert wie bei Erwachsenen, sondern verbleibt zum größeren Teil im Körpergewebe.
Weitergehende Auswertungen der Lübecker Ergebnisse weisen darauf hin, daß der Großteil der Bleileitungen in Vorkriegsgebäuden zu finden ist: Obwohl Blei als Werkstoff in der Trinkwasserinstallation noch bis 1970 zulässig war, wurden allem Anschein nach ab 1945 in Lübeck häufig andere Materialien bevorzugt. Viele Eigentümer und Bewohner der alten Häuser wußten häufig nichts von den bleihaltigen Installationen. In älteren Gebäuden werden bei Sanierungen häufig nur Teile der Trinkwasserinstallation erneuert. So bleiben beispielsweise Steigleitungen (oder Stränge davon) manchmal erhalten.
Wer sein Trinkwasser gerne auf den Gehalt von Blei untersuchen lassen möchte, kann das – auf eigene Kosten für rund 50 Euro - bei einem zertifizierten Untersuchungslabor in Auftrag geben. In Lübeck sind das „Institut für medizinische Mikrobiologie und Hygiene“ der Medizinischen Universität zu Lübeck, Telefon (0451) 500 28 06, und das chemische Laboratorium Lübeck GmbH, Telefon (0451) 30 78 40, mögliche Ansprechpartner. +++