Hansestadt stellt Senioren-Gesundheitsbericht vor
Der erste „kommunale SeniorInnen-Gesundheitsbericht“ Lübecks liegt jetzt vor. Er ist gleichzeitig der erste seiner Art in Schleswig-Holstein. Den Bericht erstellte die Sozialwissenschaftlerin Christa Nötzel vom Gesundheitsamt der Hansestadt Lübeck in enger Zusammenarbeit mit den dafür zuständigen Stellen in ihrem Amt, dem Bereich Statistik und Wahlen und den Uni-Kliniken Schleswig-Holstein, Campus Lübeck.
Im jetzt vorliegenden SeniorInnen-Gesundheitsbericht sind die wichtigsten, derzeit verfügbaren Gesundheits- und Sozialdaten, soweit sie die Lübecker Seniorinnen und Senioren betreffen, dargestellt. Neben einer Reihe wichtiger Themen zur Seniorengesundheit zeigt der Bericht auch spezielle Problemfelder auf und benennt als Basis für weitere Planungen und politische Entscheidungen Handlungsempfehlungen zur Verbesserung der gesundheitlichen Versorgungsangebote für Seniorinnen und Senioren.
„Wir haben uns nach der Veröffentlichung des Basis-Gesundheitsberichtes und des Kinder-Gesundheitsberichtes deshalb jetzt mit dem Spezialthema Seniorinnen und Senioren befaßt, weil gerade die Hansestadt Lübeck mit die größte Seniorenbevölkerung in ganz Deutschland hat“, begründet Senator Halbedel den Bericht. Deshalb sei die Beschäftigung mit diesem Thema für die Hansestadt Lübeck von besonderer Wichtigkeit. Halbedel: „Durch diesen Bericht werden für das kommunalpolitische Handeln notwendige Informations- und Entscheidungshilfen bereitgestellt.“
Der Bericht selbst beginnt mit einer Beschreibung der allgemeinen Lebensbedingungen der Lübecker Senioren, wobei die Sozialdaten kleinräumig und nach Stadtbezirken analysiert werden. Anhand statistischer Auswertungen von Krankenhaus-Behandlungsdiagnosen und Todesursachen der Lübecker Senioren aus den Jahren 1996, 1997 bis 1999 sowie Behinderungs- und Pflegebedürftigkeitsbefunden des Jahres 2001 wird aufgezeigt, wie gesund oder krank die Lübecker Senioren sind und welche gesundheitlichen Beeinträchtigungen und Erkrankungen dabei im Vordergrund stehen. Am Schluß geben die Wissenschaftler Handlungsempfehlungen.
Auszug aus den Ergebnissen:
- Im Jahre 2003 waren 27,7 Prozent der Bewohner Lübecks über 60 Jahre alt, davon waren 59,3 Prozent Frauen. Den höchsten Anteil der Seniorenbevölkerung findet man in Travemünde mit 45,3 Prozent (Innenstadt 17,2 Prozent).
- 35,7 Prozent der Senioren leben allein.
- In den Pflegeheimen beträgt der Frauenanteil 80 Prozent.
- Die wichtigsten Erkrankungen, unter denen die Senioren leiden, sind der Reihenfolge nach: Herz-/Kreislauferkrankungen, Krebsleiden und Verletzungen.
- Männer sind durchweg öfter krank als Frauen, Frauen sind aber häufiger von Unfällen betroffen.
- Bei den psychiatrischen Erkrankungen älterer Menschen handelt es sich hauptsächlich um organische Hirnkrankheiten und deren Funktionsstörungen wie senile Demenzen oder hirnorganische Psychosyndrome (41 Prozent der stationär versorgten psychiatrischen Erkrankungen der Lübecker Senioren).
- 71 Prozent der Behinderten in Lübeck sind über 60 Jahre alt. Dieses bedeutet, daß fast jeder dritte Lübecker Senior (30,7 Prozent) an einer oder mehreren Behinderungen leidet, wobei der Behindertenanteil der älteren Lübecker Männer um 20 Prozent höher ist als der älteren Lübecker Frauen.
- Unter den Pflegebedürftigen sind 88,3 Prozent der Lübecker über 60 Jahre alt, insgesamt waren 9,8 Prozent der über 60jährigen pflegebedürftig. Frauen sind dabei häufiger pflegebedürftig als Männer.
- Die Niederlassungsstandorte der Haus- und Fachärzte liegen oft zu weit weg von dem Wohnort der Senioren. Dies gilt ebenso für die Zahnärzte.
- In Lübeck dürften schätzungsweise 11 000 Senioren beiderlei Geschlechts von psychischen Störungen betroffen sein, aus diesem Grunde muß auch auf die stationäre gerontopsychiatrische Versorgung besonderes Gewicht gelegt werden.
- Die Lebenserwartung der über 60jährigen Männer liegt jetzt bei 80 Lebensjahren, die Lebenserwartung der über 60jährigen Frauen bei 84 Lebensjahren.
- Hinsichtlich der Unfallprävention bietet sich die Schaffung gemeinschaftlicher Wohnformen für alleinlebende ältere Menschen mit quasi-familiären Versorgungsstrukturen und externe Haushaltshilfen zur Unterstützung an.
Zuvor war schon ein Basis-Gesundheitsbericht und ein Kinder-Gesundheitsbericht für die Hansestadt Lübeck erstellt worden, weitere Spezialberichte werden folgen. Zunächst wird aber der Basisbericht aktualisiert werden, gleichzeitig werden auch die anderen kreisfreien Städte Schleswig-Holsteins ihre ersten Basis-Gesundheitsberichte erstellen, so daß künftig auch eine exaktere Vergleichbarkeit in diesem Bereich zwischen den Städten Schleswig-Holsteins gegeben sein wird.
Ziel der Gesundheitsberichtserstattung ist es dabei, die dafür erforderlichen Grundinformationen bereitzustellen, eine Aufgabe, die auch im Gesundheitsdienstgesetz des Landes Schleswig-Holstein aufgeführt ist. +++