Vorarbeiten für neues Entwässerungssystem am Markt
Derzeit beginnen die vorbereitenden Arbeiten für die Umsetzung des Bürgerschaftsbeschlusses vom 24. April 2003 zur Öffnung der Straße Schüsselbuden für den allgemeinen Verkehr in Richtung Holstenstraße. Bevor die Straße wieder von allen befahren werden kann, muß das Entwässerungssystems in diesem Einzugsbereich erneuert werden, das in einem schlechten baulichen Zustand ist. Sonst besteht die Gefahr, daß die Straße zur Reparatur der maroden Leitungen immer wieder aufgegraben werden muß und so ständige Verkehrsbehinderungen drohen.
Die Entsorgungsbetriebe Lübeck wollen das etwa 140 Jahre alte Mischsystem in der Straße Schüsselbuden zwischen der Braunstraße und der Fischstraße sowie im Marienkirchhof und den Nebengängen erneuern. Die Arbeiten werden voraussichtlich im Mai 2004 beginnen.
Wegen des als Weltkulturdenkmal von der UNESCO eingestuften Stadthügels haben die Entsorgungsbetriebe Lübeck für den Neubau der Entwässerungshauptleitungen als Bauverfahren den gesteuerten, unterirdischen Vortrieb vorgesehen. Dabei werden aus Baugruben heraus die erforderlichen neuen Leitungen unter allen Versorgungsleitungen – wie unter anderem Strom, Gas, Wasser, Telekom –, die in diesem Bereich in einer besonderen Vielzahl im Untergrund vorhanden sind, zum Zielpunkt aufgefahren.
Dieses Bauverfahren minimiert die Bodeneingriffe und damit die großflächige Zerstörung archäologisch bedeutsamer Kulturschichten. Weiterhin werden bei diesem Verfahren aufgrund der großen Tiefenlage die Bauzeit und die Baukosten im Vergleich zur klassischen Verlegung in einer offener Linienbaugrube verringert. Ebenso wirkt sich das Vortriebsverfahren positiv auf den Straßenverkehr aus, denn es gibt nur punktuelle Baugruben, die aufgrund der bis zu zehnfachen größeren Verlegeleistung schnell wieder aus dem Verkehrsraum zurückgebaut werden können. Lediglich die Herstellung der Hausanschlußleitungen für Schmutz- und Regenwasser kann systembedingt nur in der klassischen offenen Baugrube erfolgen.
Zur Zeit werden an einigen der vorgesehenen Standorte für die Start- und Zielbaugruben Untersuchungen über die mögliche Belegung des Bodens mit Kabeln und Leitungen vorgenommen. Damit wird sichergestellt, daß im späteren Bauablauf keine Verzögerungen durch eventuelle Leitungsumlegungen entstehen. Entsprechende Pläne der Versorgungsunternehmen wurden bei der Planung der Entwässerung berücksichtigt; erfahrungsgemäß führen dann aber Aufgrabungen immer wieder zu der Erkenntnis, daß doch eine Vielzahl alter und deshalb nicht vermerkter Leitungen den geplanten Bauablauf verzögert, weil zunächst die Funktion geprüft beziehungsweise eine Umlegung nötig wird.
Im Zuge dieser Arbeiten ist der Bereich Archäologie sehr frühzeitig in den Bauablauf eingebunden worden. Er läßt an genau den Stellen, an denen später Baugruben niedergebracht werden sollen, jetzt mit entsprechendem zeitlichen Verlauf den Bodenkörper untersuchen. So können eventuell bedeutsame Funde ohne größeren Termindruck behutsam und mit aller Sorgfalt freigelegt, dokumentiert und gegebenenfalls geborgen werden, ohne daß dadurch der Bauablauf der späteren Entwässerung nachhaltig beeinflußt wird.
Im Wissen um die historische Bedeutsamkeit des Altstadthügels und ihrer Verantwortung bei den Bodeneingriffen im Hinblick auf das Weltkulturerbe haben die Entsorgungsbetriebe Lübeck zur Erneuerung von Entwässerungsleitungen mit dem Bereich Archäologie diese Vorgehensweise in sehr kooperativer Weise abgestimmt und die denkmalpflegerischen Auflagen erfüllt. +++